Türkei

Izmir: Große Stadt, ganz klein

Ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II.: der Uhrturm in Izmir. Foto: Okandilek / istockphoto

Izmir überrascht mit einer entspannten Atmosphäre

Angeln ist ein beliebter Zeitvertreib, im Hintergrund der Konak-Pier. Foto: ras

Rauf aufs Rad und eine Runde um die Bucht drehen, sich den frischen Seewind um die Nase wehen lassen: Die Promenade von Izmir entlang der riesigen Bucht ist nicht nur für einen entspannten Spaziergang geeignet, sondern aufgrund einer extra Fahrradspur auch ideal für Radfahrer.

Greta Thunberg hätte ihre Freunde an dem umweltfreundlichen Treiben, das lange vor ihrer Fridays-for-Future-Bewegung begann. Ob morgens auf dem Weg zur Arbeit oder abends in eine der vielen Dachbars: Auf dem Radweg entlang der kilometerlangen Promenade, Kordon genannt, ist immer was los.

Chillen mit Mindestabstand
Nicht nur das: Viele Einwohner der Studentenstadt nutzen die lauen Sommerabende, um in den palmenbewachsenen Grünanlagen entspannte Stunden zu verbringen.

Das gilt auch in Corona-Zeiten. In kleinen Grüppchen sitzen an diesem Juli-Abend die Menschen zusammen, grillen gemeinsam oder träumen einfach nur in den Sonnenuntergang hinein. Im Gegensatz zu manch deutscher Großstadt werden hier allerdings die Mindestabstände zumeist sehr gut eingehalten.

Geht oder fährt man (als Alternative fürs Rad bietet sich die neue Straßenbahnlinie an) den Kordon entlang, erlebt man einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Izmirs. Drittgrößte Stadt der Türkei, ganz klein: Die mehr als vier Millionenmetropole präsentiert sich hier von ihrer überschaubaren Seite.

Wahrzeichen auf dem Konak-Platz ist der Uhrturm, den der deutsche Kaiser Wilhelm II. vor über 100 Jahren der Stadt als Zeichen deutsch-türkischer Freundschaft schenkte. Noch nie soll die Uhr stehengeblieben sein, erzählt der Reiseleiter den Besuchern. Weiteres Highlight auf dem Platz ist die historische Yali-Moschee.

Per Fahrstuhl nach Karatas
Wer mit Zeit reist, sollte von hier unbedingt einen Abstecher ins historische Basarviertel Kemeralti machen. In den kleinen Gassen gibt es für türkische Lira oder Euro alles, wofür türkische Basare bekannt sind. Die Stände sind so voll wie immer, die Gassen sind leerer, weil weniger Touristen da sind. Sehenswert ist in Kemeralti auch die über 400 Jahre alte Hisar-Moschee.

Zurück an der Uferpromenade folgt der Konak Pier. Das ehemalige Zollgebäude wurde einst von Gustave Eiffel entworfen und beherbergt heute neben vielen Geschäften auch Restaurants mit und ohne Meerblick. Ein paar Schritte weiter steht die wunderschön renovierte Börse, die genau wie der Konak Pier und das Atatürk-Museum den Brand von 1922 überstanden haben.

Die natürlichen Grenzen von Izmir, dem ehemaligen Smyrna, sind das Meer auf der einen und die Berge auf der anderen Seite. In den höhergelegenen Stadtteil Karatas kommt man mit einem Fahrstuhl, der 100 Jahre auf dem Buckel hat. Oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Bucht mit ihren vielen Booten. Nur Fähren nach Griechenland sieht man nicht. Sie dürfen wegen Corona derzeit nicht ablegen.

Die Hygiene-Maßnahmen, die sich die Türkei zur Eindämmung der Corona-Pandemie ausgedacht hat, haben ein „Hut ab“ verdient. Gemeinsam mit dem TÜV wurde das Gütesiegel „Safe Tourism“ konzipiert, das nach eingehender Prüfung in allen Bereichen des Tourismus vergeben wird.

Busse zum Beispiel erhalten es erst, wenn sie einen zusätzlichen Filter eingebaut haben, und werden nur noch maximal zur Hälfte besetzt. Restaurants und Hotels müssen ein ausgefeiltes Konzept vorlegen, zu dem unter anderem die Desinfektion des Gepäcks bei Ankunft gehört.

Sylvia Raschke
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