Spanien

Fuerteventura: Ein Hoch auf den Kanzler

Moises Naranjo, der Tourismusminister von Fuerteventura, mit der Statue von Willy Brandt und Bastian

Moises Naranjo, der Tourismusminister von Fuerteventura, mit der Statue von Willy Brandt und Bastian

Was Willy Brandt mit der Kanareninsel und der touristischen Entwicklung verbindet

Luftbild vom Robinson Club Jandia Playa im Jahr 1971

Luftbild vom Robinson Club Jandia Playa im Jahr 1971. Fotos: privat, Robinson, Julien Christ

Es waren die Füße von Willy Brandt, die Fuerteventura einst einen mächtigen Schub gegeben haben. Im Jahr 1972 machte der damalige Bundeskanzler auf der Insel Urlaub. Er hatte die Anzughosen hochgekrempelt und saß mit seinem Hund Bastian barfuß an einem der Traumstrände von Morro Jable, umgeben von türkisblauem Meer und schneeweißem Sand.

Ein Bild, das in zahlreichen deutschen Zeitungen gedruckt wurde und Fuerteventura mit einem Schlag auf die touristische Landkarte brachte. Der „Stern“ berichtete damals gar auf acht Seiten.

Robinson als Pionier der Insel

Exotik ganz nah: Das war neu damals, und die Deutschen entdeckten die wüstenhafte Schönheit peu à peu. Bald fand man heraus, dass die lediglich 100 Kilometer lange Insel zusammengerechnet rund 50 Kilometer an Stränden zu bieten hat. So etwas gefällt den Deutschen. Auch Willy Brandt kam übrigens häufig wieder.

Nur wenige Jahre vor Brandts Besuch wusste man auf Fuerteventura noch gar nicht richtig, was Tourismus eigentlich ist. Bis dato kamen die Fremden immer vom Meer, meist Seeleute, nie aus der Luft. Bis Ende der 1970er Jahre gab es gerade mal sieben Hotels auf der Insel.

Eines der ersten Badehotels war der Robinson Club Jandia Playa. Unvergessen – und für die heutigen Urlauber unvorstellbar – das Bild, auf dem der Club mit dem zehnstöckigen Torre als einziges Hotel am feinsandigen Strand steht.

Nach einer umfangreichen Renovierung hat der Robinson Club im vergangenen Jahr mit einem neuaufgebauten „Torre2 wieder eröffnet. Und auch sonst hat sich auf Fuerteventura einiges geändert. Vor allem: Mehr Hotels bedeuten mehr Touristen.

Heute kommen über zwei Millionen Urlauber jährlich, fast die Hälfte reisen aus Deutschland an. Die meisten kommen allein zum Baden – gerne mit der ganzen Familie – oder auch zum Surfen.

In den Topjahren kratzte die Auslastung der Hotels an der 90-Prozent-Marke. Neue Resorts können seit 15 Jahren nicht mehr gebaut werden, denn es gilt ein Baustopp für neue Hotels und Apartment-Anlagen, weil man der Landschaftszerstückelung Einhalt gebieten wollte. Seitdem dürfen nur noch bestehende Resorts komplett neu aufgebaut werden wie der Robinson Club. Auch Renovierungen sind möglich: Jetzt warten alle auf die FTI-Tochter MP Hotels, die das ehemalige Stella Canaris als Labranda World wiederbeleben will.

Willy und Bastian grüßen am Strand

Nach Jahren des Kanaren-Booms gehen jetzt die Buchungszahlen wegen der wiedererstarkten Konkurrenten Türkei und Ägypten sowie der fehlenden Flugverbindungen aus Deutschland gerade wieder zurück. Und auch die Thomas-Cook-Pleite wird ein großes Loch reißen.

Doch die deutschen Kunden sind weiter herzlich willkommen. Jeder findet weiterhin sein geruhsames Strandplätzchen zwischen Morro Jable und Corralejo. Und den deutschen Politiker, der die Insel hierzulande einst bekannt machte, haben die Inselverantwortlichen nicht vergessen: Vor zwei Jahren wurde zum Gedenken an den Bundeskanzler Willy Brandt eine Statue von ihm an der Strandpromenade in Jandia enthüllt.

Jochen Müssig
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