Türkei

Patara: Alte Säulen und junge Schildkröten

Caretta-Caretta-Babyschildkröte auf dem Weg ins Mittelmeer. Foto: Haykirdi / istockphoto

Die antike Stadt verbindet Historie mit Naturwundern

Eindrucksvoll: Die Säulenstraße der Ruinenstadt Patara. Foto: ah

Weit ragen die Marmorsäulen in den blauen Himmel. Wer heute auf der Säulenstraße von Patara steht, kann sich gut vorstellen, wie quirlig das Leben hier vor rund 2.000 Jahren gewesen sein muss: Marketender, Handwerker und römische Fußsoldaten tummelten sich auf dem gepflasterten Boulevard – ein antiker Schmelztiegel.

Heute ist von der Küstenmetropole mit Strahlkraft, einst Hauptstadt des Lykischen Bundes mit Parlament und später ein wichtiger Handelshafen im Römischen Reich, nur noch eine Ruinenstadt übriggeblieben.
Trotzdem lohnt ein Besuch, denn Glanz und Glorie der Vergangenheit lassen sich noch bestens nachempfinden. Egal, ob Besucher nun die Geschichte Pataras mithilfe der Hinweistafeln in der Anlage, durch einen Guide oder per klassischen Reiseführer wie Baedeker nähergebracht wird: Es gibt viel zu erzählen.

Patara existierte lange vor dem Einzug der Römer: Erste Spuren datieren auf das zwölfte Jahrhundert vor Christus. Die Stadt wurde wohl von den Hethitern gegründet. Heute legen Archäologen immer mehr Bauten frei, darunter die prächtige Säulenstraße oder das beeindruckende Theater mit mehr als 11.000 Sitzplätzen. Der heilige Nikolaus, Bischof von Myra und bei uns als Geschenkebringer in der Weihnachtszeit bekannt, soll Ende des dritten Jahrhunderts in Patara geboren sein.

Doch aller Glanz kommt einmal an sein Ende. Für Pataras Untergang waren zwei Faktoren entscheidend: Das Aufkommen des Islams im siebten Jahrhundert ging mit einem Veröden der Küstenstädte einher, zudem sorgte die Versandung des Hafens für das Ende der ehemals blühenden Handelsstadt.

Als „neue“ Attraktion der Ruinenstadt soll bald eine Rekonstruktion eines 26 Meter hohen Leuchtturms aus Originalsteinen dienen. Kaiser Nero ließ den Orientierungspunkt bauen: „Ich haben den Leuchtturm für den Segen der Seeleute errichten lassen“, sagte er.

Patara-Besucher können auch am breiten Naturstrand verweilen. Der 18 Kilometer lange Sandstrand gilt als einer der schönsten der Türkei. Zusammen mit den Dünen steht er unter Naturschutz und ist Brutstätte der vom Aussterben bedrohten Caretta-Caretta-Meeresschildkröte. Zwischen Mitte Mai und Mitte September legen diese hier ihre Eier ab. Wo sich tagsüber Urlauber sonnen, schlüpfen in der Nacht Hunderte Babyschildkröten.

Deshalb wird am Strand von Patara auch in der Dunkelheit kein künstliches Licht eingesetzt. Die gerade geschlüpften Babys orientieren sich nämlich am Mondlicht. Es weist ihnen den Weg zu den Fluten des Mittelmeers.

Hier zeigt sich, dass die Corona-Pandemie auch positive Effekte hat. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu vermeldete kürzlich, dass sich dank leerer Strände die Zahl der Nist- und Brutplätze erhöht hat und eine Rekordzahl von Babyschildkröten geboren wurde. Zudem habe es an den südwesttürkischen Stränden im vorigen Jahr weniger Todesfälle und Verletzungen bei den Caretta-Caretta-Meeresschildkröten gegeben.
 


Patara-Infos
Die Touristenattraktion Patara liegt an der türkischen Riviera, rund 15 Kilometer von Kalkan entfernt. Mit dem Auto erreicht man die Ruinenstadt und den Schildkrötenstand in einer Stunde von Fethiye aus. Für den Zugang wird eine Eintrittsgebühr von rund drei Euro erhoben.

Arne Hübner
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