Spanien

Lanzarote: Zum Mond und zurück

Urzeitliche und ungewöhnliche Wander-Atmosphäre

Eine Wanderung auf Lanzarote ist ein außergewöhnliches Erlebnis

Blick auf den Vulkan de los Cuervos. Fotos: ras

Eines sollte man vorab wissen. Wer im Grünen unter schattigen Bäumen wandern möchte, sich an lieblichen Pflanzen in verschiedenen Farben sattsehen und im Hintergrund ein Bächlein plätschern hören möchte, der sollte eines um Lanzarote machen: einen riesengroßen Bogen. Denn wenn es etwas auf Lanzarote nicht gibt, dann sind das schattige Bäume, liebliche Pflanzen und verwunschene Bachläufe. Dafür gibt es auf der Kanareninsel etwas, was man sonst nur selten findet: eine Mondlandschaft per excellence mit Vulkanen, Lavazungen und -bröckchen, den Lapilli, sowie Rot- und Schwarztöne in vielen verschiedenen Variationen.

Am besten sollte man früh morgens oder nachmittags wandern, dann sind die Temperaturen am angenehmsten. Und – wenn möglich – ältere Wanderschuhe anziehen, weil die scharfen Vulkansteine doch Kratzer auf den Schuhen hinterlassen können. Wichtig sind überdies Sonnenmilch (der fehlende Schatten!), Proviant (keine Einkehrmöglichkeit, keine Brunnen) und ein erfahrener Wanderführer wie Matthias Diekmann, der seit 20 Jahren über die Insel führt. Denn laut Diekmann enden viele der ausgeschilderten Wanderwege irgendwo im Nirgendwo. Und da die Landschaft überall recht ähnlich aussieht – wie auf dem Mond eben – kann man sich schnell verirren. Außerdem können die Reiseleiter die Wanderung leicht zu einer interessanten und kurzweiligen Geologie-Führung mit Vulkankunde werden lassen.

Die Wanderroute im Parque Natural de los Volcanes beginnt mit etwas anderem: mit Reben. In mühsamer Kleinarbeit haben die Winzer kleine halbkreisförmige Mauern aus Lavagestein errichtet, in den Kuhlen ducken sich kleine Weinstöcke und tausende Lapilli. Diese Lavabröckchen ziehen die Feuchtigkeit aus der Luft und geben sie an die Weinstöcke ab, so dass sie auf dieser niederschlagsarmen Insel nicht gegossen werden müssen. Wie wunderbar fürs Auge sind die symmetrischen grünen Farbkleckse in dieser schwarzen Landschaft. Die Reben wurden angepflanzt, sonst wächst auch über 300 Jahre nach den Vulkanausbrüchen zwischen 1730 und 1736 fast nichts auf den kilometerbreiten Lavazungen, die sich auf das Land ergossen haben und erkaltet sind.

In dieser urzeitlichen Landschaft geht es einmal um den Vulkan de los Cuervos. Ungewöhnlich ist, dass man sogar in den Krater des Vulkans hineingehen kann. Reiseleiter Diekmann erzählt, dass bis vor einigen Jahren hier sogar Konzerte stattgefunden haben. Wie toll muss die Atmosphäre gewesen sein? Wie gut die Akustik?

Den Vulkan erreicht man nur zu Fuß. Die nächste Straße, auf der auch Autos fahren können, ist kilometerweit entfernt. Für die Wegstrecke entschädigt der Blick auf weitere Vulkane – Rodeo, Negra und Colorada – in dieser Mondlandschaft.

Reiseleiter Matthias Diekmann führt unter anderem Kunden der Veranstalter Wikinger Reisen und SKR Reisen sowie auch Kreuzfahrtgäste wie von beispielsweise der Nicko World Voyager.
Er ist per E-Mail an woslanzarote(at)gmail.com zu erreichen. Das Kürzel „Wos“ steht für Walking on sunshine. Wie recht er hat. Sonne und Wind gibt es genug, Schatten und Regen weniger: Pro Jahr gibt es nur 17 Regentage auf Lanzarote.

Sylvia Raschke