Österreich

Ein Lied für die ganze Welt

In Salzburg wurde Joseph Mohr geboren, getextet hat er sein berühmtes Werk „Stille Nacht, heilige Nacht“ jedoch woanders. Foto: bluejayphoto/istockphoto

In Oberndorf wurde vor 200 Jahren erstmals „Stille Nacht, heilige Nacht“ angestimmt

Die eigenhändige Niederschrift des Komponisten. Auch die originale Gitarre existiert noch. Foto: cd

Es ist in mehr als 300 Sprachen und Dialekte übersetzt. Im Jahre 2011 erklärte es die Unesco zu Österreichs immateriellem Kulturerbe. Kein anderes Weihnachtslied berührt so sehr wie dieses aus dem Salzburger Land. 1816 wurde der Text ersonnen, 1818 erstmals die Melodie angestimmt: Stille Nacht – das Lied der Lieder.

Erst der Text, dann die Melodie

Die Verse entstanden vor der Melodie. Den Text ersann Joseph Mohr, 1792 in Salzburg geboren. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Geistliche ist beliebt bei seinen Pfarrkindern, weniger aber bei den Kirchenoberen, denn er gilt als rebellisch und immer auf der Seite der einfachen Leute. Häufige Versetzungen sind die Folge. Seine beruflichen Stationen führen Mohr über Bayern und Mariapfarr nach Oberndorf im Salzburger Land. Hier trifft er auf Franz Xaver Gruber, der in der Kirche Sankt Nikolaus als Organist wirkt. Mohr bittet Gruber um die Vertonung seiner Verse.
An Weihnachten 1818 wird das Lied uraufgeführt. Wohl weil die Orgel defekt war, wurde die Komposition in der Christmette als zweistimmiges Lied mit Gitarre dargeboten.

Die Kirche Sankt Nikolaus wurde irgendwann von einem Hochwasser weggeschwemmt. Hier findet sich heute ein „Stille-Nacht-Bezirk“ mit einer kleinen Gedächtniskapelle und dem gegenüberliegenden „Stille Nacht Shop“, einem Laden, der sich der Vermarktung von Weihnachtssehnsüchten verschrieben hat. Im alten Pfarrhaus ist neuerdings ein Stille-Nacht-Museum eingezogen.

Klassiker in exotischen Sprachen

Nicht weit von Oberndorf entfernt liegt Arnsdorf, wo Komponist Franz Xaver Gruber, Sohn einer Leinweberfamilie, von 1807 bis 1829 als Lehrer tätig war. Am Stille-Nacht-Platz 1 findet sich das hiesige Stille-Nacht-Museum. Hier können sich die Besucher einen Film über die Entstehung des Liedes anschauen – und über Kopfhörer den Klassiker in exotischen Sprachen hören.

Weiter nach Hallein, gleichfalls mit einem Stille-Nacht-Bezirk gesegnet. Hier verbrachte Gruber die letzten dreißig Jahre seines Lebens. Gegenüber der Stadtpfarrkirche bezog er eine Wohnung, die heute ebenfalls als Museum dient. Hier ist unter anderem die historische Gitarre ausgestellt.
Was man gelernt hat? Stille Nacht sollte nie vor der Christmette erklingen. Also bleibt nur das Warten auf jenen herzergreifenden Moment, wenn endlich das Lied der Lieder angestimmt wird: Stille Nacht, aus Millionen von Kehlen, in Hunderten von Sprachen, rund um den ganzen Erdball.

Claudia Diemar