Spanien

Gegen den Strom

Landschaft vor Montserrat: Die Zacken findet man auch im Symbol des Ignatiuswegs

Landschaft vor Montserrat: Die Zacken findet man auch im Symbol des Ignatiuswegs. Foto: ras

Spanien: Unterwegs auf dem Ignatiusweg durch den Norden des Landes

Wanderer kurz vor dem kleinen Ort Lapuebla de Labarca

Wanderer kurz vor dem kleinen Ort Lapuebla de Labarca. Foto: ras

Hier geht`s lang: Pater Josep Lluis Iriberri

Hier geht`s lang: Pater Josep Lluis Iriberri. Foto: ras

Wandern auf dem Ignatiusweg? Selbst eingefleischte Wanderer schütteln da wohl mit dem Kopf. Vielleicht hat die eine oder der andere mal gehört, dass Ignatius der Gründer des Jesuitenordens ist, dem übrigens auch Papst Franziskus angehört.

Vor genau 500 Jahren machte sich Ignatius, nachdem er als Ritter im Krieg schwer verletzt worden war, auf eine Sinnreise von seinem baskischen Heimatort Loyola Richtung Barcelona. Doch gekommen ist er erst einmal nur bis Manresa kurz vor der großen Hafenstadt. 

Der 700 Kilometer lange Strecke, die Ignatius damals laut historischen Dokumenten gegangen ist, folgt nun der Wanderweg. Vor elf Jahren bekam der Jesuitenpater Josep Lluis Iriberri von seinem Orden den Auftrag, den Weg wiederzuentdecken und auszuzeichnen.

Fast allein unterwegs

Und während es auf den beliebten Strecken des Jakobsweges extrem voll werden kann, sind die Pilgerzahlen auf dem Ignatiusweg sehr überschaubar. Gerade das macht den Weg so interessant für den, der nicht im Gänsemarsch mit vielen anderen pilgern, sondern die Stille und die Natur genießen möchte. Und dies klappt auch zu den besten Wanderzeiten von April bis Mitte Juni und September bis Mitte November. 

„Rund 3.000 Pilgerurkunden haben wir bisher ausgestellt“, sagt Pater Iriberri. Die „Ignaciana“ erhält jeder, der 100 Kilometer zu Fuß, 200 Kilometer mit dem Fahrrad oder mit dem Bus gefahren ist und dabei an wichtigen Orten fünf Pilgerstempel bekommen hat. „In Santiago werden natürlich viel mehr Pilgerurkunden ausgestellt, aber der Jakobswegs hat ja viele Jahrzehnte Vorsprung“, sagt er und schmunzelt. Mittlerweile leitet der Pater das Pilgerbüro und führt in normalen Reisejahren rund zehn Gruppen, die teils sogar aus den USA kommen, auf dem Weg. 

„Tag Null“ in Loyola 

Nicht jeder geht die 700 Kilometer lange Strecke komplett zu Fuß, denn dafür würde man 30 Tage benötigen. Die meisten Pilger absolvieren einige der 27 Etappen, die zwischen 17,5 und 37 Kilometer lang sind, und kommen dann zu einem anderen Zeitpunkt für ein weiteres Teilstück zurück – oder sie legen auch Strecken mit dem Bus zurück. 

Die meisten beginnen mit dem „Tag Null“. So wird der Tag vor den eigentlichen Wanderungen genannt, wenn sich die Pilger in Loyola umschauen, die Ignatius-Taufkirche und sein Geburtshaus sehen, um das herum ein riesiges Kloster errichtet wurde. Hier ist der Kilometer Null der Wanderroute. Und was für den Jakobsweg als Ausschilderung die gelbe Muschel ist, ist für den Ignatiusweg der orangene Pfeil. Im Baskenland wird dieser noch durch ein Symbol ergänzt, das das Kloster von Loyola, die Berge vor Montserrat und eine Sonne zeigt. Im Katalonien ist es nur die Sonne. 

Der Weg führt vom Baskenland durch die Provinzen La Rioja, Navarra, Aragonien und Katalonien. Gewandert wird meist auf Feldwegen, andere Strecken sind asphaltiert und führen auch auf ehemaligen Bahntrassen. Es gibt aber auch teilweise kleine Auf- und Abstiege. 

Wüste, Wein und schwarze Madonna

Sattes Grün, Wiesen und Ackerflächen und bei klarer Sicht der Blick auf die Pyrenäen – so sehen die Strecken im Baskenland aus. In Navarra und La Rioja werden in den hügligen Weinbergen die Weinfans glücklich. In Aragonien gibt es mit Saragossa die bekannteste Stadt entlang der Strecke, die sonst von kleinen Dörfern und Städtchen geprägt ist. In der lebendigen Stadt am Ebro sollte man einen Tag bleiben – um die Basilika von Pilar anzuschauen, lecker zu speisen und um Kraft zu sammeln. Denn nach Saragossa geht der Wanderweg durch die Wüstenlandschaft Los Monegros. 

In Katalonien sehen die Wanderer weitere Weinreben, Obstbäume und bereiten sich dann auf den Aufstieg zum Kloster von Montserrat vor, der Heimat der „schwarzen Madonna“ auf 1.300 Höhenmetern. Am nächsten Tag führt der Weg hinab bis nach Manresa. Hier, am Endpunkt, lebte Ignatius ein Jahr in einer Höhle, die heute Teil des großen Jesuitenklosters ist. 

Übrigens: Inaki – baskisch für Ignatius – ist heute immer noch der beliebteste Jungenname im Baskenland. 


Ignatiusweg

Reisen auf dem Pilgerweg bieten unter anderem das Bayerische Pilgerbüro und Alpetour an. Weitere Organisatoren können unter https://caminoignaciano.org/de/reiseveranstalter/ eingesehen werden. Für Individualgäste gibt es Pilgerherbergen und Hotels. Eines der schönsten ist die Posada Ignatius in Navarrete. Im ehemaligen Palast der Herzöge von Najera hat Ignatius drei Jahre gelebt. Weitere Infos gibt es unter https://caminoignaciano.org/de.

     
Sylvia Raschke