Italien

Südtirol: Ein berühmtes Panorama

Fotogener geht es kaum: die berühmte Nordansicht der Drei Zinnen

Die Drei Zinnen in den Dolomiten sind zwar viel besucht, Reisende sollten sie aber trotzdem nicht verpassen

Auf der Dreizinnenhütte auf 2.405 Metern Höhe kann man auch übernachten. Fotos: jt

Einsamkeit hatten wir zwar nicht erwartet an den berühmten Drei Zinnen, dem Wahrzeichen der Dolomiten. Aber die Realität ist im ersten Moment dann doch etwas schockierend. Unweigerlich kommt einem das Wort „Overtourism“ in den Sinn. Und das im September 2020 – mitten in Corona-Zeiten.

Es fängt bei der Fahrt an den Fuß des fotogenen Bergmassivs an. Da wir uns die Umrundung der Drei Zinnen vorgenommen haben, starten wir nicht unten im Tal, sondern oben bei der Aronzohütte auf 2.333 Metern Höhe.

Eine kurvige Mautstraße, die von Ende Mai bis Ende Oktober geöffnet ist, führt von Misurina hinauf. Vor dem Ticket-Häuschen haben sich Autoschlangen gebildet, obwohl die Fahrt ein teures Vergnügen ist: 30 Euro pro Pkw.

Oben bei der Aronzohütte dann: riesige Parkplätze, viele Autos und noch mehr Menschen. Schön ist das nicht. Aber es lohnt sich, durchzuhalten! Schon von hier ist die Aussicht überwältigend, im Morgendunst reiht sich Gebirgskette hinter Gebirgskette.

Auf einem bequemen, relativ ebenen Weg geht es nun unterhalb der Südseite der Drei Zinnen in Richtung Paternsattel, vorbei an der Kapelle Madonna della Croda mit ihrem kleinen Glockenturm. Zur Freude der fotofreudigen Touristen knattert ein Einheimischer in kurzen Lederhosen, Filzhut und kariertem Hemd auf einem alten Moped vorbei.

Kurz vor der Lavaredohütte geht es durch ein Geröllfeld hinauf zum Paternsattel. Trotz der frühherbstlichen Jahreszeit brennt die Sonne, als sei es Juli. Vom Sattel aus hat der Wanderer den ersten Blick auf die einmaligen Felsbildungen der Nordseite der Drei Zinnen.

Die Besteigungen des markanten Gebirgsstocks in den Sextener Dolomiten ist nur Kletterern erlaubt und gilt für diese als „Must-do“. Die Große Zinne misst 2.999 Meter und wurde erstmals 1869 gemeistert. Eine Weile beobachten wir die Kletterer in den nahezu senkrechten Wänden.

Wir bleiben lieber unten und gehen weiter vom Paternsattel auf dem Fußweg Nr. 101 an den Geröllhängen unterhalb der Westwände des Paternkofels entlang, das rote Dach der Dreizinnenhütte auf dem Sattel des Toblinger Riedels stets vor Augen.

Glücklicherweise ergattern wir dort einen der begehrten Tische auf der großen Panoramaterrasse. Die wahrscheinlich berühmteste Hütte der Dolomiten liegt auf 2.438 Metern Höhe und bietet einen atemberaubenden Blick – „den Blick“ – auf das Felsmassiv der Drei Zinnen. Grund genug für uns, ein zweites Radler zu bestellen und noch ein bisschen zu bleiben.

Wenn man hier so in der Sonne sitzt, ist es nur schwer vorstellbar, dass die Gegend einst Kriegsschauplatz war. Während des Gebirgskriegs im Ersten Weltkrieg 1915 bis 1918 waren die Drei Zinnen und ihre Umgebung als Teil der Front zwischen dem Königreich Italien und Österreich-Ungarn heftig umkämpft. Noch heute zeugen viele Zeugnisse wie Stollen und Stellungen von den Ereignissen jener Zeit.

Nach einer ausgiebigen Fotosession machen wir weiter mit unserer Umrundung. Der Weg führt jetzt steil hinab durch schuttiges Gelände zum Rienzboden, einer Talsenke. Auf der anderen Seite geht es in einer langen Querung an Geröllhängen dann wieder steil bergauf – dies ist der anstrengendste Teil der Wanderung. Nächstes Ziel ist die Jausenstation Langalm.

Durch Wiesenmulden, vorbei an typischen Latschenkiefern und großen Geröllbrocken führt der Weg uns nun nach Süden. Hier rasten wir noch einmal, genießen zum letzten Mal den Blick auf das Wahrzeichen der Dolomiten, das seit 2009 von der Unesco als Welterbe geschützt ist. Der Fels leuchtet jetzt warm im Licht des späten Nachmittags.

Das nächste Mal kommen wir zum Sonnenuntergang. Aber jetzt führt uns der Weg über den Col di Mezzo zurück zum Rifugio Auronzo.



Infos zur Tour
Die beschriebene Tour ist rund zehn Kilometer lang, 410 Höhenmeter müssen bewältigt werden. Sie ist auch für ungeübte Wanderer bei einer gewissen Grundfitness gut zu machen.
Die Mautstraße ist in der Regel von Ende Mai bis Ende Oktober täglich von 7 bis 19 Uhr geöffnet. Die Fahrt mit dem Pkw kostet 30 Euro, für Camper 45 Euro. Wer über Nacht bei der Auronzohütte parken will, zahlt einen Aufpreis von 15 beziehungsweise 25 Euro.
Eine umweltfreundliche Alternative ist der Shuttlebus ab Toblach. Hin- und Rückfahrt für Erwachsene 15 Euro, Kinder zwischen 6 und 13 Jahren acht Euro, kleinere Kinder frei.

 
Julia Treuherz