Großbritannien

Hauptstadt für Schatzsucher

Belebt, quirlig und mit vielen Überraschungen präsentiert sich London den Besuchern

Belebt, quirlig und mit vielen Überraschungen präsentiert sich London den Besuchern. Foto: ska

Zwischen Buckingham Palace, Shakespeare’s Globe und Notting Hill bietet London eine ganze Menge kurioser Abstecher auch zu unbekannteren Orten

Was London bei der Planung eines Städtetrips von vielen anderen europäischen Metropolen unterscheidet? In kaum einer anderen Stadt lauern so viele Möglichkeiten, zwischen jahrhundertealter Geschichte, lebendiger Kulturszene und kulinarischen Highlights Außergewöhnliches zu verpassen. Das beginnt bei versteckten kleinen Cafés und endet bei Schweinen, Schafen und Eseln, die unter Wolkenkratzern zu Hause sind. Fünf Tipps für alle, die die City mal aus anderen Augen sehen wollen. 

Und was eignet sich besser für einen ersten Perspektivwechsel als die Innenstadt mit ihren berühmten Sehenswürdigkeiten zwischen Tower Bridge und Big Ben zu verlassen, die Themse zu queren und sich alles mal von Weitem anzuschauen? Vor allem, wenn der wohl spektakulärste Weg dahin mit seinen über 100 Jahren noch dazu selbst ein Stück Zeitgeschichte ist? Der 370 Meter lange Greenwich Foot Tunnel verbindet die Stadtteile Tower Hamlets im Norden und Greenwich im Süden und führt gute 15 Meter unter der Themse entlang. Wer den zwischen 1899 und 1902 gebauten Tunnel über den Zugang im Süden der Halbinsel Isle of Dogs ganz im Osten der City betritt, taucht ein in eine Welt der auslaufenden viktorianischen Ära mit ihrem technologischen Fortschritt, die Großbritannien bis heute prägt. 

Ein Highlight: der Stadt-Bauernhof

Die nächste Überraschung liegt ganz in der Nähe, direkt um die Ecke des nördlichen Tunnelzugangs auf der Isle of Dogs. Denn die beherbergt nicht nur die moderne Bürostadt Canary Wharf, sondern ist seit Jahrzehnten auch Standort des Stadt-Bauernhofs Mudchute Farm. Das von Ehrenamtlern betriebene Projekt sorgt für Landromantik mitten zwischen Wolkenkratzern – auf knapp 13 Hektar Fläche leben hier mehr als 100 große und kleine Tiere, an die Besucher bei freiem Eintritt aufs Gelände ganz nah rankommen. 

Näher ran als gewöhnlich geht es auch beim Besuch eines der ausgefallensten Theater der Stadt, dem Old Vic Theatre, das seit den 70er-Jahren in einem Gebäude direkt an der Themse residiert. Die Besonderheit des Hauses liegt in der Bestuhlung, denn wo andernorts in der ersten Reihe vor der Bühne, das Theatererlebnis beginnt, geht es im Old Vic schon ein Stück weiter vorn, quasi auf der Bühne los. 

Old Vic Theatre – ein außergewöhnliches Theaterhaus

Wer Sitze im Bereich der Stage Stalls bucht, sitzt dem restlichen Publikum gegenüber und genießt schon vor Beginn des Stücks einen herrlichen Blick über das außergewöhnliche Theaterhaus, in dem alle paar Monate neue Stücke speziell für den dadurch entstehenden Rundumblick inszeniert werden. Und das mit teils hochkarätiger Besetzung: Seit 1976 spielten hier etwa Maggie Smith, Anthony Hopkins oder Peter O’Toole. 

Ein Ort, der ebenfalls scheins für die Begegnung mit Filmstars gemacht ist, sind die historischen Arkaden von Leadenhall Market unweit der U-Bahn-Station Monument in der Innenstadt. Dass dieser dem kulturbegeisterten Erstbesucher seltsam bekannt vorkommt, mag daran liegen, dass das hübsche, im 19. Jahrhundert gebaute Marktgebäude tatsächlich auch als Drehort im ersten „Harry Potter“-Film genutzt worden ist. 

Perspektivwechsel mit kulinarischem Abstecher

In den historischen Ladenzeilen sind heute auch moderne Geschäfte untergebracht, in denen es sich herrlich stöbern lässt. In den Pubs, die immer mal wieder an den schmalen Gängen hervorspitzeln, wartet klassisch britisches Pubfood und kühles frisch gezapftes Bier. 

Und noch ein Perspektivwechsel in London lässt sich mit einem kulinarischen Abstecher verbinden: Es geht nicht nur in ein Café, das neben klassischer Kuchenauswahl auch Herzhaftes für die Mittagspause auftischt, sondern erneut ein ganzes Stück unter die Oberfläche der Stadt. Das Café in the Crypt liegt in den Gewölben der ehemaligen Krypta der Kirche St. Martin-in-the-Fields, einer noch heute genutzten anglikanischen Kirche. Der unauffällige Eingang zum Café liegt wie magisch versteckt an einem der geschäftigsten Orte der Metropole: dem viel befahrenen Trafalgar Square.
 

Sandra Kathe