Kroatien

Kreuzen, baden, schlemmen

Die Nicko Princess im Hafen von Jelsa auf der Insel Hvar

Die Nicko Princess im Hafen von Jelsa auf der Insel Hvar. Fotos: mg

Nicko Cruises: Eine Fahrt entlang der Küste Dalmatiens verspricht pure Entspannung und ist eine interessante Alternative zum Urlaub auf einem Megaliner

Kapitän Mario erklärt den Gästen die Route

Kapitän Mario erklärt den Gästen die Route

Der Blick ist sensationell: Rechts liegt die Insel Brac, links die Makarska Riviera. Bis auf 1.400 Meter ragen die Berge hier direkt aus dem Wasser, ganz zu sehen sind die Gipfel allerdings nicht. Es ist Anfang Oktober – und ein Tiefdruckgebiet mit massiven Wolken hängt über der Region. Das sorgt für Stimmung am Himmel und auf dem Wasser.

„Der Sommer mit seinem fast durchweg azurblauen Himmel ist fantastisch. Noch mehr liebe ich aber die Stimmung im Herbst und im Frühjahr, zumal die Temperaturen viel erträglicher sind“, berichtet ein Nicko-Stammgast, der schon zum dritten Mal durch die Inselwelt Dalmatiens kreuzt.

Eine Küstenkreuzfahrt in Dalmatien – das ist ein Mittelding zwischen einer Fluss- und einer Hochseekreuzfahrt. Die Princess von Nicko Cruises bietet mit ihren 19 Kabinen Platz für rund 40 Passagiere. Entsprechend familiär ist die Atmosphäre an Bord, entsprechend individuell sind die Routen. Im Gegensatz zu den großen Kreuzfahrtschiffen von Aida, MSC & Co kreuzt die Princess wie kleine Privatyachten zumeist zwischen Festland und Inseln, wodurch es immer etwas zu sehen gibt.

Aufs offene Meer geht es nur selten, die Chancen für Seekrankheit begrenzen sich auf wenige und kurze Abschnitte der Reise. „Morgen früh wird es mal kurz schaukeln“, kündigt Kapitän Mario dann bereits am Vorabend an.

Doch nicht nur die grandiose Landschaft, das kristallklare Wasser und das entspannte Leben an Bord sorgen für einen perfekten Urlaub. Mindestens genauso reizvoll ist der Mix aus Badepausen und entspannten Ausflügen. Mindestens einmal täglich ankert Kapitän Mario – er ist gemeinsam mit Stephan Rust Eigner der Princess – in einer der unzähligen Buchten Dalmatiens.

Dann wird getaucht und geschnorchelt, das Stand-up-Board zu Wasser gelassen oder auf dem Sonnendeck ein Bier bestellt: „Sieht schön aus von hier oben. Zivjeli!“, sagt ein Reisender, dem die 22 Grad Wassertemperatur Anfang Oktober dann doch etwas zu kühl ist.

Beim Ausflug auf Korcula ist er dann dabei. Wie so oft auf der Südroute kann die Princess direkt an der Altstadt anlegen – die organisierte Kreuzfahrt ist damit ähnlich privilegiert wie eine kleine Privatyacht oder Segelboote. Besonders cool bei Nicko Cruises: Alle Ausflüge sind bereits inkludiert – und Transfers sind vor allem auf der Südroute ab/bis Trogir kaum nötig. Auch in Korcula wartet die örtliche Reiseleiterin direkt am Schiff und gibt in einem einstündigen Rundgang einen wunderbaren Eindruck in die Vergangenheit und Gegenwart der lange Zeit venezianischen Stadt, die wie die Insel heißt.

Auf Brac besuchen wir eine der wenigen in Europa noch existierenden Steinmetzschulen. Junge Leute lernen dort, den berühmten weißen Bracer Marmor zu bearbeiten. Der hat einen guten Ruf: Zu finden ist er unter anderem in der Fassade des Weißen Hauses in Washington, im Diokletianpalast in Split, im Wiener Stephansdom und in der Kathedrale von Sibenik.

Nur zum Teil inklusive sind dagegen die Abendessen auf dem Schiff. Die Idee dahinter ist, dass die Kreuzfahrtgäste das abendliche Flair von Orten wie Korcula, Pucisca und Trogir erleben können. Die einen genießen es dann, auch mal für sich zu sein. Andere verabreden sich und gehen gemeinsam aus. Platz finden sie immer: Kroatiens Küste ist zu 100 Prozent auf Tourismus ausgelegt, viele Orte präsentieren sich als riesiges Freiluft-Restaurant.

Und auch Deutsch wird oft gesprochen. In Korcula etwa sitzen wir abends im Restaurant Servantes oberhalb vom Yachthafen und genießen hausgemachte Makkaroni mit Meeresfrüchten. Bedient werden wir von Mladen Gabranic. Zehn Jahre lang war er auf Baustellen in Deutschland unterwegs, nun ist er zurück auf Korcula. Das ist seine Heimat, seit dem 9. Jahrhundert ist der Familienname im Kirchenbuch vermerkt. Ob er Deutschland vermisst? „Jein“, sagt Gabranic. Auf Korcula sei es viel entspannter. Und Deutsch könne er zwischen April und Oktober ja auch hier täglich sprechen.

Matthias Gürtler