Frankreich

Radweg zum Klosterberg

Das Ziel ist erreicht: ta-Redakteur Felix Hormel vor dem Mont-Saint-Michel. Fotos: fx, ska

Das Ziel ist erreicht: ta-Redakteur Felix Hormel vor dem Mont-Saint-Michel. Fotos: fx, ska

Der Fernradweg La Véloscénie verbindet mit Paris, Chartres und dem Mont-Saint-Michel gleich drei touristische Hotspots

Die Mittelalterstadt Domfront in der Normandie

Die Mittelalterstadt Domfront in der Normandie

 Aquädukt im Park von Schloss Maintenon

Aquädukt im Park von Schloss Maintenon

Die Nase ahnt es zuerst: Das Meer kommt näher. Nach ein paar Kurven baut sich langsam am Horizont das letzte Etappenziel auf: der Mont-Saint-Michel. Geschafft!

Zurück liegt eine Woche, die ganz anders war als erwartet. Bevor es losging, schien die Reise fast wie ein Wagnis: Strecke machen, Tag für Tag. Sich bloß nicht verradeln. Proviant einplanen. Verschiedene Kleidung einpacken. Immer die Uhr im Blick. Hoffentlich halten die E-Bike-Akkus. Klappt der Transport der Koffer von A nach B?

450 Kilometer über „Voie Vertes“

Aber der Reihe nach. Die Véloscénie führt über knapp 450 Kilometer ab Paris immer landauswärts über autofreie „Voie Vertes“ – grüne Wege – und verkehrsarme Landstraßen durch vier Regionen Frankreichs: Ile de France,Centre-Val de Loire, Pays de la Loire und Basse-Normandie.

Die Strecke ist aufs Sorgfältigste beschildert und ein Klacks selbst für die unsportlichsten Radler. Als Radreise ist die Tour individuell oder in der Gruppe mit Guide buchbar, dauert maximal zehn Tage, kann aber auch verkürzt durchgeführt werden. Je mehr Zeit man sich nimmt, desto mehr Highlights bekommt man unter einen Hut, denn davor strotzt die Route geradezu.

Schon nach dem ersten Tag zu Rad, alle anfänglichen Sorgen hatten sich im Nu als gegenstandslos entpuppt, spinnt die Véloscénie ihre Gäste in ihren Zauber ein. Hier idyllische Täler, sattgrüne Landschaft, teils spärlich besiedelt, Bäche plätschern. Dort Metropolregionen, historisch wie baulich faszinierend, mit großartigen Restaurants und üppigem Kulturangebot. Gestern ein reizend zum B&B umfunktionierter Bauernhof, Abendessen mit den Gastgebern. Heute ein feudales Grand Hotel mit allem Zipp und Zapp.

Am Sitz der Mätresse von Louis XIV

Unterwegs kommt man durch drei regionale Naturparks und vorbei an fünf Unesco-Welterbestätten, darunter das Schloss von Versailles sowie die Kathedrale von Chartres, die, wie viele andere Bauwerke in der Stadt, im Rahmen des Festivals Chartres en Lumières über mehrere Monate jährlich immer abends zur Leinwand beeindruckender Licht-Shows wird.

Zu den Sehenswürdigkeiten, für die man etwas Zeit einplanen sollte, gehört auch das Wasserschloss von Maintenon, einst Sitz der gleichnamigen Marquise und Mätresse von Louis XIV. Ein hochmütiges wie gescheitertes Bauvorhaben des Sonnenkönigs – ein Aquädukt sollte Wasser von hier in das fast 50 Kilometer entfernte Versailler Schloss bringen – ist am Ende einer Parkanlage als steinerne Ruine konserviert. Die Véloscénie führt unter den denkmalgeschützten Bögen der Wasserstraße hindurch.

Bildhübsch, mit sehr viel Fachwerk und Burg-Überresten, ist das mittelalterliche Örtchen Domfront, das hoch auf einem Hügel über dem Varenne-Tal thront. So schön wie hier oben geht die Sonne sonst nur auf Postkarten unter. Die üppige Landschaft, die ihm zu Füßen liegt, streckt sich schier endlos in alle Himmelsrichtungen. Wenig weiter, in Mortain, rauschen die höchsten Wasserfälle Westfrankreichs.

Und am Schluss: Mont-Saint-Michel

Wichtigstes Gewächs unterwegs sind Apfelbäume. Cidre und Calvados sind normannisches Kulturgut und werden vor, während und nach jedem Essen eingeschenkt. Viele Obsthöfe und Manufakturen liegen auf dem Weg, deren Betreiber ihre apfelige Leidenschaft bereitwillig mit Gästen teilen.

Und dann steht man da. Am Mont-Saint-Michel. Mit mehreren hundert Kilometern auf dem Tacho fühlt es sich an, als hätte man sich den Besuch der berühmten Hügelstadt irgendwie exklusiv verdient. Die Scharen von Touristen schert das natürlich nicht, man ergibt sich der Masse.

Und wenn es dämmert, und der Klosterberg langsam zur Ruhe kommt – will man sich am liebsten geradewegs wieder aufs Vélo schwingen und die traumhafte, ruhige und abwechslungsreiche Route noch einmal in entgegengesetzte Richtung radeln.

Infos zum Veranstalter

Der Reiseveranstalter France à Vélo ist auf Fahrradreisen in Frankreich spezialisiert – von gemütlich bis anspruchsvoll. Gruppenreisen haben maximal 16 Teilnehmer. Auch ein individueller Fahrradverleih sowie ein Gepäcktransport gehören zu den Leistungen.

Reisebüros können sich mit Anfragen an die deutschsprachige Geschäftsführerin Christiane Tregouet wenden: E-Mail: info(at)franceavelo.com, Telefon: +33 3 86 42 35 96.

Felix Hormel
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