Das lombardische Städtchen Bormio rüstet sich für die Olympischen Winterspiele 2026
Olympia! Wenn man durch das mittelalterliche Städtchen Bormio schlendert, das mit seinen nicht einmal 4.000 Einwohnern eigentlich eher ein Dorf ist, kann man sich kaum vorstellen, dass hier in etwas mehr als einem Jahr der Ringe-Zirkus Einzug halten soll. Beschaulich, ruhig und auf angenehme Weise verschlafen ist es hier im Norden der Lombardei, kein Vergleich zu anderen Remmidemmi-Pistengaudi-Destinationen in den Alpen.
Und genauso beschaulich, ruhig und verschlafen darf es nach dem Willen der Einheimischen auch nach den Olympischen Winterspielen 2026 gerne weitergehen.
Olympia-Premiere für Skibergsteigen
Die Voraussetzungen dafür sind gut. Denn erstens findet der Großteil der Wettbewerbe ohnehin in Mailand und Cortina d’Ampezzo statt; für Bormio sind lediglich die alpinen Skiwettbewerbe der Herren sowie das erstmals ins Olympische Programm aufgenommene Skibergsteigen vorgesehen. „Und zweitens sollen für Olympia keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden“, sagt Samanta Antonioli, Bormios Beauftragte für den Tourismus und die Olympischen Spiele. Lediglich die sehr in die Jahre gekommene Gemeindehalle wird durch eine moderne und energieeffiziente Version mit viel Holz und Glas ersetzt, „das war’s“.
Obwohl Bormio vor allem vom Mythos der legendären Abfahrtspiste Stelvio lebt, muss hier niemand Ski fahren, um glücklich zu werden. Der umliegende Stilfserjoch-Nationalpark bietet sich hervorragend für Winterwanderungen mit und ohne Schneeschuhe an, hoch oben an den sonnigen Felsen kann man mit etwas Glück und Geduld Steinböcken bei ihren waghalsigen Klettertouren zuschauen.
Auch Familien wissen den idyllischen Ort mit seinen vielen traditionellen Restaurants sehr zu schätzen. Überall auf der Karte: das Nationalgericht „Pizzoccheri“ – Buchweizennudeln mit Kartoffeln, Wirsing, Butter und ganz viel geschmolzenem Bergkäse.
Gut aussehen im Infinity-Pool
Die wahren Stars unter den Attraktionen des Tals sind jedoch die heißen Quellen, die an etlichen Stellen aus dem Gestein sprudeln. Nicht umsonst wirbt Bormio mit dem Slogan „The Wellness Mountain“.
Spektakulär schön ist die historische Badeanlage Terme Bagni Vecchi wenige Kilometer außerhalb von Bormio. In den uralten Grotten aalten sich bereits die Römer im 37 bis 40 Grad warmen Wasser, im Laufe der Jahrhunderte sind etliche weitere Becken, Saunen und Dampfbäder hinzugekommen. Auch eine kleine Kapelle sowie ein altehrwürdiges Fünf-Sterne-Hotel gehören zum Areal.
Den schönsten Blick auf die umliegenden Berge hat man vom Infinity-Pool aus. Hier kann man sich an den Massagedüsen den Rücken beblubbern lassen und stundenlang jungen und nicht mehr ganz so jungen Instagram-Pärchen dabei zusehen, wie sie das gleiche Foto wie alle anderen machen.
Deutlich unaufgeregter und günstiger ist ein Besuch der öffentlichen Badeanstalt Bormio Terme im Stadtzentrum. Keine Insta-Poser, kein Infinity-Pool, dafür grundsolider Hallenbad-Charme. Das Wasser der beiden Außenbecken ist jedoch genauso toll – für zwei, drei Stündchen nach einem langen Tag auf der Piste ist das vollkommen ausreichend.
Wellness für Pferde und Schafe
An einigen mitten im Wald gelegenen Quellen dürfen sich übrigens auch Tiere eine Wellness-Behandlung gönnen. Hier gingen schon früher Männer, Frauen, Pferde und Schafe baden – damals jeweils streng getrennt nach Wochentagen.
Die Vierbeiner insbesondere dann, wenn sie nach einem langen Sommer auf den Bergweiden vollkommen verdreckt und abgekämpft wieder zurück ins Tal kamen.
Das Recht darauf haben die Tiere noch immer. Auch, wenn die Grundstücke mit den Quellen heute in Privatbesitz sind: Wenn ein Pferd oder ein Schaf schwimmen gehen möchte, muss der Eigentümer den Warmwasserhahn aufdrehen.