Norwegen: Zur kalten Jahreszeit hat man die Lofoten fast für sich allein
Reden wir übers Wetter. Winter auf den Lofoten, das kann bedeuten: Regen, Graupelschauer und Wind in Orkanstärke. Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen: Am nächsten Morgen herrscht dann plötzlich wieder eitel Sonnenschein und die schroff aus dem Meer aufragenden Berge sehen aus, als habe sie jemand mit dem Puderzuckerstreuer eingestäubt.
Von Mitte Januar bis Ende März ist das Wetter am stabilsten, die Temperaturen schwanken wegen des Golfstroms um den Gefrierpunkt. Aber man muss auf alles gefasst sein.
Hier ist der Norden noch wild
Weiße Strände, Fischerdörfer mit den typischen roten Rorbuer-Hütten, zackige Felswände: Im Sommer blockieren Camper fast jede Parkbucht, jetzt klappen alle Fotostopps. Ein Roadtrip über die Lofoten ist ein Panoramafilm mit Überlänge. Alle 80 Inseln wird man nicht besuchen können. Doch zwischen den Orten A i Lofoten und Raftsundet verläuft eine der norwegischen Landschaftsrouten auf 230 Kilometern quer über Norwegens schönsten Archipel. Der präsentiert sich ungeschminkt und ungezähmt: Der Norden, hier ist er noch wild!
Das gilt auf den dünn besiedelten Lofoten auch für den Nachthimmel. Wer hier eine riesengroße Lichtshow einmal live erleben möchte, sollte seine Reise nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. „Im Moment ist der Zyklus der Sonne auf dem Weg zu einem neuen Maximum. Wir gehen davon aus, dass der Höhepunkt 2025 erreicht wird“, berichtet Pal Brekke, Leiter der Weltraumforschung für die Norwegian Space Agency. Die Wissenschaftler erwarten also häufigere und stärkere Eruptionen, die dann magnetische Sonnenstürme zur Folge haben – und besonders spektakuläre Nordlichter.
Im Venedig des Nordens
Top-Sehenswürdigkeiten bei Tageslicht sind derweil die Fischerdörfer Reine und Hamnoy sowie die Strände von Haukland und Unstad, wo man sich im nördlichsten Surf-Camp der Welt selbst im Winter auf Surfbrett und Stand-Up-Paddle austobt. Der Weg ist quasi vorgegeben: Man folgt der Landschaftsroute und macht ab und an Abstecher. Die schönste Wanderung führt über den Berg Ryten zu einem Aussichtspunkt hoch über dem Kvavilka Beach. Touren zum Angeln und zum Trollfjord und seinen Seeadlern starten dagegen im Hafen von Svolvaer.
Das Dörfchen Henningsvaer gilt als das Venedig des Nordens, weil das Becken des Hafens einem Kanal ähnelt. Im Winter hat man die netten Läden und die Kaviar Factory, eine Kunsthalle der Mäzenin Venke Hoff, für sich allein. Voll ist es nur draußen im rauen Meer: Der norwegische Winterkabeljau, den sie hier „Skrei“ nennen, findet sich in Schwärmen von vielen Millionen Tieren vor der Küste ein. Geld stinkt nicht, der an der Luft trocknende Stockfisch aber schon: Es war einst der Kabeljau, der den wirtschaftlichen Aufstieg Norwegens erst ermöglichte.
Kulinarische Feuerwerke
Exportiert wird bis heute in die halbe Welt, die Filets gehen nach Portugal, die Köpfe nach Nigeria. Die heimischen Köche brennen kulinarische Feuerwerke ab, im Restaurant Bark in Harstad, im Lofotmat in Henningsvaer oder im Holmen in Sorvagen. Serviert werden Königskrabben und Kaisergranat, vor allem aber: Kabeljau. Traditionell wird der Fisch getrocknet, in Lauge gewässert und mit Bauchspeckstückchen angebraten. Doch die zarten Zungen sind die heimliche Delikatesse. Auch deshalb gilt: Im Winter sind die Lofoten der letzte Skrei!
Wie hinkommen?
Direkt auf die Lofoten fliegen SAS und Wideroe via Oslo und Bodo, Ziele sind die Mini-Airports Leknes und Svolvaer. Nah heran an die Inselgruppe kommt man auch mit Ferienflieger Discover Airlines, der seit diesem Sommer von Frankfurt aus Evenes ansteuert. Nonstop in den Norden geht es diesen Winter mit Eurowings und Lufthansa: Tromso wird ab Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München und Stuttgart bedient. Von dort sind es im Mietwagen 450 Kilometer nach Svolvaer.
Was bieten die Veranstalter?
Zu Beginn der Nordlicht-Saison im Oktober und November organisiert Studiosus eine Kultimer-Reise über die Lofoten und die Vesteralen. Die Inselwelt im Winterkleid erlebt man von Januar bis März auch mit Wikinger. Wolters organisiert sowohl eine Selbstfahrertour ab/bis Evenes als auch eine Busreise ab/bis Tromso. TUI hat als Kombi von Flug und Hotel zum Beispiel das Scandic in Svolvaer im Programm. Unterkünfte wie die Rorbuer-Hütten im Nusfjord Arctic Resort sowie Cabins auf der Schäreninsel Sorvaeret vor Bodo vermittelt Select Luxury Travel im Rahmen von Selbstfahrer-Touren.