Mauritius

Mauritius: Die Insel der Liebenden

Einsame Strände - der Wunsch vieler Mauritius-Urlauber.

Einsame Strände - der Wunsch vieler Mauritius-Urlauber. Foto: cd

Eine märchenhafte Romanze im Indischen Ozean

„Jahre hat es gedauert, die Familien weich zu klopfen, aber jetzt ist es so weit“, erzählt Vishal. Die Rede ist von seiner Hochzeit. Seine Auserwählte ist Katholikin, er selbst Hindu. „Wir werben ja gern damit, die kosmopolitischste Insel unter der Sonne zu sein, aber so selbstverständlich sind interkulturelle Ehen hier nun auch nicht“, erklärt der Bräutigam.

Mauritius ist schön. Es gehört zu den Tropen, liegt aber weit genug vom Äquator entfernt, um nicht in feuchter Hitze zu ersticken. Die Insel ist gesäumt von einem kristallklaren, grell-türkisen Meer. Hoteleigene Boote kreuzen mit den Urlaubern durch die flüssige Seide des Indischen Ozeans. Wassersportzentren bieten zig Aktivitäten an. Wer will, kann Wanderungen in den Resten des einst riesigen Urwaldes buchen. Sogar heiraten kann man auf der Insel. Die Hotels sorgen für eine bühnenreif-romantische Zeremonie. Die Sage von Paul und Virginie
Die Insel ist halb so groß wie Mallorca und gehört mit Réunion und den winzigen Eilanden Rodrigues und Agaleda zu den östlich von Madagaskar gelegenen Maskarenen. „Mauritius ist wie eine Musterkollektion aller Hautfarben und Kulturen der Erde“, sagt unser Guide. Gut die Hälfte der 1,2 Millionen Einwohner sind Hindus, knapp ein Drittel sind Christen, 16 Prozent sind Muslime und 2 Prozent Buddhisten. Ein kleines Land mit solcher Vielfalt braucht Geschichten, die es zusammenhalten. Auf Mauritius sind das eine Unzahl von Märchen sowie eine tragische Romanze. Europa hat Romeo und Julia, Mauritius Paul und Virginie. Etliche Maurizianer tragen die Namen des tragischen Liebespaares. Boote, Restaurants und sogar ein Hotel sind nach den jugendlichen Helden benannt, deren ergreifende Liebesgeschichte Bernardin de Saint Pierre 1788 veröffentlichte: Zwei verarmte, alleinstehende Französinnen ziehen fernab aller Zivilisation in einem fast unzugänglichen Winkel der Insel ihre beiden gleichaltrigen Einzelkinder auf. Die Kleinen halten sich schon in der Wiege umschlungen und wachsen unzertrennlich heran. Ehe Hochzeit gehalten wird, soll Virginie nach Frankreich reisen, um eine reiche Tante zu beerben. Bei der Rückkehr zerschellt ihr Schiff in Sichtweite der Insel vor den Augen des Geliebten. Er kann die Angebetete nur noch tot aus den Wellen bergen. Ein Funken Wahrheit
Die Geschichte von Paul und Virginie wurde in 30 Sprachen übersetzt und hat einen wahren Kern. Im August 1744 zerschellte der französische Schoner Saint Géran vor der maurizianischen Küste. Von den Passagieren überlebten nur zehn den Schiffbruch. Die Katastrophe spielte sich bei der vorgelagerten Ile d'Ambre ab, nicht etwa am Cap Malheureux, dem „Kap der Unglücklichen“. Der nördlichste Punkt der Insel war vielmehr der Ort, an dem die Franzosen die Insel an die Engländer verloren. Cap Malheureux ist trotz seines traurigen Namens einer der schönsten Flecken der Insel. Schwarze Felsen brechen aus dem hellen Sand. Grellweiß getüncht und mit feuerrotem Dach wacht eine Kirche über dem Idyll. Ein Brautpaar tritt heraus und stellt sich mit der Hochzeitsgesellschaft zum Foto auf. Später werden sie im Hotel „Paul et Virginie“ feiern.
Claudia Diemar
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