Mauritius

Rodrigues: Tauchen wie Prince William

Beim Mourouk Hotel ging schon Prince William tauchen.

Der Nachbar von Mauritius bietet noch Raum für Robinson-Crusoe-Feeling

Essen bei Einheimischen: Verzehrt wird, was Madame anrichtet. Fotos: bg

Die Namen ihrer deutschen Gäste könnte sich Carine Prosper problemlos merken. Denn es sind grade mal 250 Deutsche, die alljährlich nach Rodrigues kommen. Die touristisch fast unbeleckte Nachbarinsel der berühmten Insel Mauritius bildet gemeinsam mit dieser und La Reunion die Inselgruppe der Maskarenen.

„Die Maskarenen sind drei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten“, sagt Prosper, die deutschstämmige Direktorin des Rodrigues Tourist Board. Während Mauritius Luxus, Top-Gastronomie und Service verheißt, ist La Reunion vor allem ein Ziel für Wanderer, die die hohen Gipfel der Insel stürmen. Rodrigues dagegen, wo das größte Hotel nur 60 Zimmer hat, ist „ideal zum Entspannen“, findet die ehemalige Münchner Bankerin, die seit 1999 auf der Insel lebt.

Auf Rodrigues scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Insel liegt 560 Kilometer nordöstlich von Mauritius und hat auf 110 Quadratkilometern 35.000 Einwohner. Dazu eine Handvoll Taxis, eine Tankstelle und eine Hauptstadt mit fünf Straßen.

Immerhin 43.000 Touristen bringen die Propellermaschinen von Air Mauritius in 90 Minuten von Mauritius nach Rodrigues. Das Gepäck ist pro Passagier auf 15 Kilo limitiert, was pingelig kontrolliert wird. Eine Fähre verkehrt dreimal im Monat zwischen Port Mathurin, dem Hauptort von Rodrigues, und der Hauptinsel Mauritius. Bis 2015 soll die Landepiste des Flughafens verlängert werden, damit auch größere Flugzeuge landen können. Dann rechnen die Insulaner mit 100.000 Touristen, am liebsten aus Europa und Südafrika, dem Land, das vier Flugstunden entfernt ist.

„Das Kitesurfen in der Lagune ist super, fast ganzjährig wehen optimale Winde“, loben die beiden Deutschen Dieter und Katja, die in Dubai leben und immer wieder nach Rodrigues kommen, weil sie die Ruhe, leere Strände und „dieses einmalige Robinson-Feeling“ auf Rodrigues schätzen.

Rodrigues ist „Mauritius vor 30 Jahren“, bestätigt Fremdenverkehrsamtschefin Prosper. Natur, Sport, unberührte Tauchreviere, Ruhe, Wanderungen entlang der Küste, von Bucht zu Bucht über steile Heidelandschaft zu traumhaften Sandbuchten, die nur zu Fuß oder mit dem Boot erreichbar sind. Beschilderung gibt es keine, man heuert einen lokalen Guide an oder vertraut darauf, dass man sich auf der kleinen Insel nicht wirklich verlaufen kann. Im Landesinneren reckt sich der 398 Meter hohe Mont Limon als höchste Erhebung empor.

Auch Prince William war schon da und ging am Mourouk Ebony Hotel tauchen. Wie alle Touristen wollte auch der britische Thronerbe „den östlichsten Punkt Afrikas“ sehen: Dort, am Trou d’Argent, entsteht derzeit ein Hotel mit 30 Villen.

Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, sollte sich auf enge Straßen, Spitzkehren, Serpentinen und tüchtige Steigungen einstellen. „Auch Autofahren führt zur Entschleunigung“, lacht Prosper.Den sagenhaften Goldschatz von Rodrigues, den der Literaturnobelpreisträger J. M. G. Le Clézio in seinem Roman „Der Goldsucher“ erfand, gibt es wohl nicht. Trotzdem ist der berühmte Schriftsteller einer der treuesten Stammgäste auf der Insel. Doch der Schatz von Rodrigues ist die Unberührtheit. Genau so, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Barbara Goerlich
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