Resorts vereinen Luxus mit Umweltschutz
Das Handy klingelt. Es ist eine Art rotes Telefon. Allein der Klingelton signalisiert dem Gast, dass Manta-Rochen gesichtet wurden. Das Manta-Handy ist ein spezieller Service des Four Season Resorts auf der Malediven-Insel Landaa Giraavaru im Baa-Atoll - das einzige Unesco-Biosphären-Reservat des Inselstaats im Indischen Ozean.Bootsführer Ahmed Mohamed mahnt zur Eile. Das Schnellboot mit zwei starken Yamaha-Außenbordern jagt über die türkisfarbene Lagune hinaus aufs offene Meer, das im Sonnenschein glänzt wie schwarz-blaue Tinte. Nach 20 Minuten scheinbar pfeilschneller Fahrt drosselt Ahmed die Geschwindigkeit, das Boot dümpelt auf dem fast spiegelglatten Wasser. "Da, Mantas", ruft er. Taucherbrille mit Schnorchel, Flossen an, rücklings in die Fluten. Die Sicht unter Wasser ist hervorragend.
Dann der magische Moment: Ein Manta-Rochen mit mächtiger Spannweite schwebt anmutig auf Ahmed und seine beiden Gäste zu, dreht kurz vor ihnen ab und gleitet davon. Weitere sechs dieser sanftmütigen Giganten nähern sich den Schwimmern neugierig. Rund 30 Minuten dürfen sie die Unterwasserchoreografie der Mantas bestaunen, bis die Rochen unvermittelt in die Tiefen des Ozeans abtauchen.
Manta-Points nennen die Malediver die Stellen, wo die Chance, mit den majestätischen Tieren zu schwimmen, besonders zwischen Juni und Dezember groß sei, sagt Mohamed. Auch der bis zu zwölf Meter lange, ungefährliche Walhai werde dann oft gesichtet. Ein weiterer Manta-Point befindet sich nahe der Insel Kuda Huraa im Nord-Male-Atoll, wo Four Seasons ebenfalls ein Resort betreibt. Die Schnorchel- und Tauchreviere zwischen Kuda Huraa und Landaa Giraavaru lassen sich am besten auf einer drei- bis siebentägigen Fahrt mit dem unternehmenseigenen Katamaran Four Seasons Explorer erkunden.
Manta-Rochen zählten zu den gefährdeten Spezies der Malediven, sagt Four-Seasons-Direktor Armando Kraenzlin. Wie überhaupt die ganze Unterwasserwelt und die 1.200 Inseln der Malediven im Indischen Ozean bedroht sind. So engagierten sich vor allem die Spitzen-Resorts wie Four Seasons und Banyan Tree sowie die nach den Inseln benannten Nobelherbergen auf Baros und Huvafen Fushi schon aus eigenem Interesse stark im Umweltschutz, fügt der Hotel-Chef hinzu. Maritime Informationszentren für Touristen auf den Hotelinseln, Korallenaufzucht, Krankenstationen für Schildkröten, Bildungsprogramme für die Einheimischen zählten zu den Aktivitäten.
Die Luxusresorts beschäftigen Meeresbiologen, die Besucher über das bedrohte Paradies aufklären. Eine von ihnen ist die Österreicherin Tina Buchegger, die für Huvafen Fushi im Nord-Male-Atoll arbeitet. Sie züchtet unter anderem Korallen an auf dem Meeresgrund stehenden Bänken aus Eisenrohren. Touristen können dort selbst Stücke anbinden, die sich dann zu kleinen Korallenbänken entwickeln.
Viele Gäste wüssten nicht, dass Korallen inzwischen zur Tierwelt gezählt würden, sagt die Wissenschaftlerin. Auch seien ihnen die verheerenden Auswirkungen durch El Nino kaum mehr bewusst. 1998 hatte die periodisch auftretende Warmwasserströmung aus Südamerika die Meerestemperatur so weit erhöht, dass in tropischen Gewässern eine Korallenbleiche einsetzte.
Besonders schlimm habe es die Malediven getroffen, wo teilweise 90 Prozent der Korallen abgestorben seien, sagt Buchegger. 2010 sei ein zweiter, nicht ganz so dramatischer Warmwasserschwall durch die Weltmeere gezogen. In den Tropen genüge eine Meereserwärmung von ein bis zwei Grad, um jahrhundertealte Korallenbänke zu zerstören, so die Expertin.
Auch wenn die Korallen nicht mehr ganz so farbenprächtig leuchten wie in der Zeit vor dem ersten El-Nino-Effekt, bleibt das Schnorcheln und Tauchen in dieser Unterwasserwelt ein unvergleichliches Erlebnis. Die Begegnung mit den ungefährlichen Riffhaien und Meeresschildkröten ist garantiert. Plötzlich findet sich der Schnorchler inmitten eines Schwarms von Blaustreifenschnappern. Dann kreuzen der leuchtend rote Juwelen-Zackenbarsch, der grün-gelbe Napoleon-Lippfisch, der vorwitzige Picasso-Drücker und der Kugelkopf-Papageienfisch seinen Weg.