Mayotte

Makis und kein Masterplan

Makis gibt es auf Mayotte überall, und die Augen sehen wirklich so aus

Ein Stück Europa vor der ostafrikanischen Küste

Unberührte Landschaften, einsame Strände: Das ist Mayotte. Fotos: jm

Der Muezzin krächzt nicht aus den Lautsprechern, obgleich 98 Prozent der Bevölkerung Muslime sind. So manche Männer trinken Alkohol, auch wenn keine einzige Flasche Rum in den Supermärkten zu finden ist. Und die Frauen sind extrem farbenfroh gekleidet: Mayotte ist das 101. Departement von Frankreich, gut 8.000 Kilometer von Paris entfernt. 
95 Prozent der Einwohner Mayottes sprachen sich 2009 bei einer Volksabstimmung für den Verbleib bei der Kolonialmacht und gegen die Eigenbestimmung aus. Eine wirtschaftliche Entscheidung, „schließlich geht’s uns zehnmal besser als den Komoren“, sagt ein Mann auf dem Markt in der Hauptstadt Mamoudzou. 
Mayotte liegt zwischen den Komoren und Madagaskar und ist in Europa so gut wie unbekannt. Es gibt keine offensichtliche Armut, dafür aber einiges, das Individualtouristen anziehen könnte. Keine schlechten Aussichten also für die neu eingesetzte Präsidentin der Tourismusbehörde Fatimatie Bintie, der jedoch nach eigener Aussage noch eine passende Strategie fehlt. Das Wort Masterplan scheint so unbekannt zu sein wie der Begriff Investor. „Beides haben wir bislang nicht“, meint Bintie. Nicht einmal „Accor“ traut sich ins Feriengeschäft der Insel. Und die französische Hotelkette ist üblicherweise überall vertreten, wo die Trikolore weht.
Liebeswerben der Riesen
Punkten könnte Mayotte beispielsweise mit dem Liebesspiel der Wale. Nirgendwo sonst auf der Welt kommt man mit etwas Glück so nahe an die Riesensäuger heran. Sie schwimmen aus der Antarktis zur Paarung vor das Riff, das die Insel fast völlig umgibt und das inzwischen auch so manche Tauchpioniere entdeckt haben. Die riesigen Liebenden zeigen ihr ganzes Ritual: Sie klatschen ihre Schwanzflossen ins Meer, schlagen mit der Seitenflosse – und das Männchen zeigt seine ganze Kraft, indem es sich aus dem Wasser katapultiert und mit seinen 30 Tonnen Gewicht wieder in den Ozean fallen lässt. 
Wer das Expeditionsschlauchboot mit einem Katamaran tauscht, der lernt auch menschenleere Buchten und die blitzsaubere Ilot de Sable Blanc kennen, eine von sieben Sandbänken, wo man im türkisfarbenen Indischen Ozean baden oder mit Schildkröten schnorcheln kann. Und im Inselinneren stößt man beim Dschungel-Trekking allenthalben auf endemische Maki-Affen, die durch ihre markanten, hervorstechenden orangenen Augen und ihre menschlichen Hände auffallen. „Auf Mayotte gibt es mehr Makis als Menschen“, sagt Attoumani Harouna, Guide bei „Baobab Tour“. „Und stirbt eines der Tiere, begraben ihn die Herdenmitglieder, wie es die Menschen auch tun.“
Wie einst auf Koh Samui
Am Plage Jardin Maore hat sich sogar ein wenig mehr Tourismus eingenistet. Der Strand erinnert an das Thailand der 70er und 80er Jahre: Das Resort bietet Bungalows, der Strand ist hell, die Palmen hängen herunter, nur die Baobab-Bäume und Maki-Affen erinnern daran, dass es sich nicht um das alte Koh Samui, sondern „Koh“ Mayotte handelt.

Jochen Müssig

Reisen nach Mayotte

Anreise: Gesamtreisezeit fast 24 Stunden, immer über Paris und La Reunion. Air Austral fliegt ab Juni 2016 direkt von Paris nach Mayotte
Mietwagen: Ab 40 Euro pro Tag, etwa bei Europcar. Lokale Anbieter offerieren Autos für die Hälfte, aber bei der Abgabe des Wagens gibt es endlose Diskussionen über scheinbar neue Kratzer und Beulen am Fahrzeug. In der Regel wird ein Teil der als Kaution hinterlegten 600 Euro einbehalten
Veranstalter: Mayotte-Pauschalreisen bieten: www.trauminselreisen.de, www.afrika-travel.de, www.evasion-tours.de, www.mayotte-reisen.de und spezialisierte Tauchanbieter
Weitere Infos:www.mayotte-tourisme.com 

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