Mauritius lockt mit weißen Stränden und tropischen Temperaturen. Doch allein für einen faulen Badeurlaub ist die Insel viel zu aufregend.
Hier also ist er einst herumgewatschelt, der Dodo! Durch Palmwedel und mächtige Baumfarne blickte der plumpe, flugunfähige Vogel auf Wasserfälle, die von dschungelüberwucherten Bergflanken stürzen.
Über üppiges Dickicht reicht die Aussicht im Black-River-Gorges-Nationalpark auf Mauritius mancherorts bis zum Türkis des Indischen Ozeans. Flughunde flattern über dem Dschungel. Im Geäst tirilieren Vögelchen mit mohnroten Köpfchen.
„Die meisten Touristen kennen einzig den Dodo, haben aber noch nie von den anderen besonderen Tierarten gehört, die nur auf Mauritius leben“, sagt Stacy Friquin. Wer die Rangerin durch das bekannteste Schutzgebiet auf Mauritius begleitet, wähnt sich in einer unangetasteten Wildnis. Einzig das Geflüster von fremden Vogelstimmen durchbricht die Stille. „Das Lied des Mauritius-Rotschnabelbülbüls und des Mauritius-Raupenfängers kann man auf der Insel fast nur noch hier hören“, erklärt die 27-Jährige. „Der Wald ist ihr letzter Zufluchtsort.“
Erfolgreicher Artenschutz
Zwei noch seltenere Vögel, die Rosentaube und der Mauritiussittich, gehörten einst zu den seltensten Vögeln der Welt. „Auf Mauritius sind wir mit Recht stolz darauf, dass wir gleich mehrere Arten vor dem Aussterben bewahren konnten“, sagt Friquin, „ihnen soll nicht das gleiche Schicksal widerfahren wie dem Dodo.“
Für Touristen sind die ausgestorbenen Wappenvögel bei einem Mauritius-Urlaub allgegenwärtig. Sie bevölkern als Plüschtiere und Plastikmitbringsel die Souvenir-Shops und Resort-Rezeptionen. Die ursprüngliche Heimat des Dodos, das wilde Inselinnere, bleibt den meisten Mauritius-Besuchern jedoch verborgen.
Farbenpracht und Herzlichkeit
Für Urlauber hat Mauritius weit mehr zu bieten als Postkartenstrände und türkisfarbene Lagunen. Besucher, die die Insel jenseits der Hotelortmauern erkunden, werden mit außergewöhnlichen Erlebnissen belohnt. Ob beim Schlendern durch den berühmten Botanischen Garten von Pamplemousses oder einen knallbunten Tamilentempel, beim Besuch des Markts von Curepipe oder beim Wandern im entlegenen Vallée de Ferney – Mauritius überrascht mit seiner Farbenpracht und immer wieder auch mit der Herzlichkeit der Inselbewohner, der man hier allerorts begegnet.
Nicht nur auf der Hauptinsel warten einzigartige Erlebnisse. Rund um sie herum gibt es auf mehr als einem Dutzend Inselchen viel zu entdecken. Einige der Eilande, wie die Ile aux Cerfs mit ihren paradiesischen Badebuchten, sind beliebte Ausflugsziele für ein Picknick unter Palmen. Eine Tour unter dem gewaltigen Segel eines Katamarans zu der Ile Plate und dem Ilot Gabriel ist auch für Familien ein ganz besonderes Abenteuer auf den Spuren alter Seeräuber-Legenden. Beim Schnorcheln sollte man hier unbedingt nach grellbunten Korallenfischen und Meeresschildkröten Ausschau halten.
Delfine als Begleitung
Wer es hingegen ganz gemächlich mag, lässt sich vom lautlos dahingleitenden, solarbetriebenen Zero-Pollution-E-Boat des lokalen Anbieters Folkloric Explorer zum Vogelschutzgebiet Ile aux Aigrettes bringen und begegnet dort uralten Riesenschildkröten. Manchmal begleitet eine Schar Delfine die Ausflügler auf dem Rückweg.
Spätestens dann schätzen sie sich glücklich, dass sie ihren Urlaub auf der Insel des Dodos nicht allein am Hotelstrand verschlummert haben.