Mexiko

Oaxaca: Chilis in allen Schärfegraden

Die Leben in Oaxaca spielt sich in den Straßen ab.

Die Leben in Oaxaca spielt sich in den Straßen ab.

Die Kolonialstadt im Südwesten ist eine besondere Perle

Präkolumbische Säulen vor einer Kirche in Mitla

Präkolumbische Säulen vor einer Kirche in Mitla. Fotos: og

Nachmittags auf dem Hauptplatz von Oaxaca: Es riecht nach Tortillas und heißer Schokolade, nach Tequila und Kaffee, nach Mangos, geröstetem Mais und Zuckerwatte. Die Luft ist erfüllt vom Geschrei tobender Kinder und den schrägen Tönen einer indianischen Blaskapelle.

Jedes Stück Mauer, jede Bank, jeder Brunnen unter den knorrigen Feigenbäumen neben der Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert ist mit Beschlag belegt, Verliebte flirten, fliegende Händler verkaufen Luftballons. Der Zocalo, wie jeder Hauptplatz in Mexiko genannt wird, ist Wohnzimmer und Konzertsaal, Flaniermeile und Debattierclub in einem.

Doch der Puls der 1529 gegründeten Stadt schlägt auch in den schachbrettartig angelegten Straßen mit ihren bunten Kolonialhäusern, in blumengeschmückten Hinterhöfen und auf den Märkten, wo tropische Früchte verkauft werden, duftende Blumen und geröstete Grashüpfer – eine Spezialität der indianischen Küche.

Unter den vielen Kolonialstädten Mexikos gilt Oaxaca als besondere Perle, seit 1987 ist sie Weltkulturerbe. Im historischen Zentrum der 260.000-Einwohner-Stadt reihen sich schicke Restaurants an Galerien mit Malerei. Boutiquen verkaufen Gewebtes und Getöpfertes – alles in jener für Mexiko typischen Mischung, die meist sehr bunt, aber nur selten kitschig ausfällt.

Lange bevor die Spanier kamen, herrschten im Hochland der Sierra Madre de Oaxaca die Zapoteken, später die Mixteken und Azteken. Die Ureinwohner hinterließen zahlreiche Ruinenstätte, allen voran Monte Alban, das ebenfalls unter dem Schutz der Unesco steht.

Die Anfänge dieser einstigen Hauptstadt der Zapoteken datieren zurück bis auf das 5. Jahrhundert vor Christus. Mit ihren Pyramiden, Grabkammern und dem traditionellen Ballspielplatz liegt sie auf einem künstlich geschaffenen Plateau mit weitem Ausblick.
Weniger spektakulär, aber wegen der außergewöhnlichen Steinornamente ebenso häufig besucht, ist Mitla. Wer dem Trubel entgehen möchte, fährt dagegen nach Yagul. Hier gibt es kein Restaurant oder Museum – Besucher sind alleine mit sich und der Natur.

Wer die heutige Kultur der Indigenas erleben möchte, schwärmt in die Dörfer der Sierra aus. Zum Beispiel nach Hierve el Agua, dem Ort der kochenden Wasser. Seit Jahrtausenden sprudeln schwefelhaltige Quellen aus dem Boden und haben einen versteinerten Wasserfall geschaffen. Einst wurden mit dem Wasser die Felder bewässert, heute baden hier Einheimische.

Oder nach Tlacolula, wo jeden Sonntag Markttag ist. In einem Labyrinth aus Gängen rund um die Dorfkirche qualmt es aus kleinen Grills, Indianerfrauen sitzen vor Pyramiden aus Avocados. Die Indigenas verkaufen alles, von Chilis in allen Schärfegraden bis zu gerösteten Grashüpfern, wahlweise in den Geschmacksrichtungen Limone, Knoblauch oder „Natur“.
Oliver Gerhard
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