Barbados

Barbados: Urlaub auf Augenhöhe

An den Stränden auf Barbados lauern selten Souvenirverkäufer.

An den Stränden auf Barbados lauern selten Souvenirverkäufer. Foto: jm

Zwar nicht im Inselgürtel, aber hundert Prozent karibisch

Barbados, das swingt wie Sonne, Cocktails und Karibik ... – Stop! Es müsste heißen: swingt wie karibisches Leben. Denn Barbados wird vom Atlantik umspült und an keiner Stelle von der karibischen See berührt. Dem Lebensgefühl auf der Insel, 165 Kilometer östlich der karibischen Inselkette, tut dies jedoch keinen Abbruch.

Die beiden schönsten Strände heißen Bottom Bay und Crane Beach. Der unverbauten Bottom Bay nähert man sich von oben, sozusagen auf Augenhöhe mit der Kokosnuss. Die halbrunde Bucht wird umgrenzt von etwa zehn Meter hohen Klippen, nur ein wenig überragt von den sich im Wind wiegenden Palmen. Sein Picknick und Wasser bringt man selbst mit an einen der schönsten Strände, die es im karibischen Raum gibt. Mit den Bajans unterwegs
Bajans, wie sich die Leute auf Barbados selbst nennen, sehen in Touristen Gäste, die man gerne umsorgt, die man aber weder ausnimmt noch permanent unterwürfig bedient. Die Einheimischen gehen ihrer Arbeit nach, und die Touristen baden eben, segeln, schlürfen Drinks. Sie haben Ferien und genießen Barbados. Keiner versteht das besser als ein Bajan, der dort lebt, wo die anderen Urlaub machen, und selbst keinen Sonntag verstreichen lässt, ohne am Strand zu sein. Tourismus auf Barbados hat etwas angenehm Unaufgeregtes. Er ist ein Teil des Lebens: ohne Angaffen, ohne Anmachen, ohne unzählige und nervige Strandhändler, ohne gierige Taxifahrer, ohne überall lauernde Drogen-, Sex- und Souvenirverkäufer. Es gibt keinen Ghettotourismus wie politisch angeordnet (auf Kuba), wirtschaftlich gewollt (auf Jamaika) oder wie er sich im Laufe der Zeit eingebürgert hat (in der Dominikanischen Republik). Und Barbados ist auch kein Gimme-a-Dollar-Land. Jeder Besucher kann ohne Wegezoll überall hin, wann und wie er will, sicher, ohne Bedrängnis, ohne zehn Angebote im Nacken von Guides, Schleppern oder Taxifahrern. Kleinere Bikinis, höhere Preise
Das alles hat seine Gründe. Zum einen kennen die Bajans Sommerfrischler schon seit Urgroßmutters Zeiten. „Die Bikinis sind kleiner geworden, die Besucher mehr und die Preise höher“, sagt Miss Pilgrim in ihrer kleinen Verkaufsbude am Rockley Beach an der Südküste. Sie gehört zu den Tourismuspionieren und ist seit 50 Jahren im Geschäft. Zum anderen liegt Barbados wirtschaftlich auf Augenhöhe mit Europa. Im aktuellen Index zum Lebensstandard der Vereinten Nationen belegen die Bajans Rang 29 in der Welt – direkt vor den EU-Ländern Zypern, Tschechien und Malta. Auch in Sachen Analphabetenrate (zwei Prozent) und Arbeitslosenquote (acht Prozent) werden europäische, keine karibischen Werte erzielt. Und in Sachen Höflichkeit haben die Bajans im Vergleich zur doch manchmal sehr schroffen europäischen Art die Nase sogar weit vorn: Da begleitet einen der Mann mit dem Aktenkoffer schnell mal zur Busstation, weil die etwas kompliziert gelegen ist. Wo gibt es das schon noch?

Jochen Müssig

 

Verkehrsmittel
Die Busse verkehren stern- und kreisförmig zu der und über die Hauptstadt Bridgetown zu fast jedem Ort auf der Insel. Jede Fahrt ist für 1,50 Barbados-Dollar zu haben. Ein Taxi kostet etwa 1 Barbados-Dollar pro Kilometer. Die Strecke Flughafen–Bridgetown kommt auf etwa 20 Barbados-Dollar. Für einen Mietwagen, vor Ort gebucht, müssen ab 470 Barbados-Dollar pro Woche bezahlt werden. Mopeds und Motorräder werden wegen zahlreicher Unfälle nicht mehr angeboten.