Mexiko

Mexiko: Man spricht Deutsch

In Bacalar sind deutschsprachige Mennoniten anzutreffen.

In Bacalar sind deutschsprachige Mennoniten anzutreffen. Foto: jmw

Südlich der Riviera Maya herrscht ein buntes Völkergemisch

Chetumal ist eine ungewöhnliche Stadt. Während die Besucher in den meisten anderen größeren Städten Mexikos auf den Straßen und Plätzen immer ein quirliges und ausgesprochen buntes Treiben vorfinden, herrscht in den Gassen der Universitätsstadt mit rund 140.000 Einwohnern eine seltsame Stille. Selbst in der zentral gelegenen Avenida de los Heroes – dem Boulevard der Helden – mit unzähligen Geschäften und Restaurants ist es vergleichsweise ruhig. Nein, das direkt an der Grenze zu Belize gelegene Chetumal ist kein Platz für vergnügungssüchtige Nachtschwärmer. Hier treffen Gäste ein Mexiko an, das so gar nicht den gängigen Klischees entspricht. Lange Einwanderungstradition
Vielleicht liegt die merkwürdige Ruhe an dem bunten Völkergemisch. Arabische und chinesische Restaurants stehen für eine lange Einwanderungs?tradition aus dem Libanon und dem Reich der Mitte. Auch der eine oder andere britische oder sogar deutsche Name findet sich hier.

Doch langweilig ist es in der Hauptstadt des Bundesstaates Quintana Roo keineswegs. Sehenswert ist das direkt im Zentrum gelegene Maya-Museum. Besucher können bei einem kilometerlangen Spaziergang mit Blick auf die naturbelassene Bucht und zahllose Häuser im britischen Kolonialstil wunderbar entspannen. Und am Abend – bei einem Essen in einem der direkt am Wasser gelegenen Restaurants – entfaltet Chetumal einen besonderen Zauber. Etwa 40 Kilometer weiter nördlich findet man eine ganz andere Welt. In Bacalar, einen unmittelbar an einer Lagune liegenden Ort mit 10.000 Einwohnern, fühlen sich die Touristen mitunter ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Dafür sorgen deutschstämmige Mennoniten, die sich vor Jahren in verschiedenen Dörfern im Umkreis niedergelassen haben und dort hauptsächlich Landwirtschaft betreiben. Mit ihren blonden Haaren, den dunklen Trachten und großen Hüten wirken sie hier – inmitten der vielen Mexikaner – etwas seltsam und verloren. Mit Pferd und Wagen kommen sie ins Zentrum, um auf dem Markt ihre Produkte zu verkaufen. Mit etwas Glück kommt man mit ihnen ins Gespräch und erfährt in altertümlichem Deutsch etwas über die Herkunft und Kultur dieser gottesfürchtigen Menschen. Bis heute führen sie ein Leben streng nach der Bibel und haben oft bis zu zehn Kinder. Darüber hinaus ist Bacalar ein Paradies für Wassersportfreunde. Maya-Ruinen im Urwald
Etwas weiter westlich befinden sich auf einem weitläufigen Gelände die Ruinen von Kohunlich. Die ehemalige Maya-Stadt liegt mitten im Urwald in einem von den Touristenmassen bislang noch kaum berührten Gebiet. Und selbst heute noch – inmitten all der verwitterten und teilweise überwucherten Überreste – wird hier der Zauber eines Volkes spürbar, das bis ins 16. Jahrhundert hinein die ganze Region beherrschte.
Jörg-Michael Weiss
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