Nicaragua

Corn Island: Karibik-Impressionen in Nicaragua

Strand auf Little Corn Island

Strand auf Little Corn Island. Foto: kb

Höschen und T-Shirts schaukeln vor Holzhäusern und Kokospalmen leicht in der Brise. Der Airport-Zaun von Corn Island ist schließlich lang genug als Wäscheleine. Die mit über 30 Passagieren gut gefüllte zweimotorige Propellermaschine landet sanft auf dem Airport der Insel vor der Küste Nicaraguas. Wer schon die Kolonialstadt Granada, den Nicaragua-See und die nahe Pazifikküste erkundet hat, der ist reif für ein wenig karibisches Inselleben.

Aus Wohnhäusern und Bars scheppert auf Corn Island abends Merengue oder Reggae, gemischt mit Wortfetzen in Spanisch und Englisch. Die Schwarzen, die aus den Westindischen Inseln eingewandert sind, sorgen mit Mestizen, einigen Miskito-Ureinwohnern und wenigen Weißen für einen exotischen Schmelztiegel. Die meisten der 6.000 Insulaner sind knapp bei Kasse, doch fast immer gut gelaunt. Tourismus, Fischfang und Handel sorgen für das Nötigste. Das lässige Leben steckt auch Touristen an.

Wer noch mehr Ruhe, einsamere Strände und Tauchgründe mag, setzt sich noch eine knappe Stunde ins Boot. Little Corn Island ist gut mit Palmen bestückt – und knapp 1.000 Insulanern, die es noch gemächlicher angehen als ihre Nachbarn.

Auf dem schmalen Weg, der am Pier vorbeiführt, döst ein Rind vor dem Restaurant des Sun Shine Hotels. Ein Mädchen umradelt geschickt das Tier. Verkehrslärm und Auspuffgase gibt es hier nicht. Jeder grüßt jeden. Arnold Archibald, der hier geboren wurde, fasst das Wichtigste zusammen: „Wir haben vier Kirchen, eine Schule, zwölf Restaurants, eines davon gehört mir. Und die Palmen kann keiner zählen.“

Umweltschutz wird auf der Insel großgeschrieben. Es gibt Büchsen weder am Wegesrand noch am Strand. An vielen Ecken stehen Mülltonnen. Managerin Kelly: „Die Insel ist klein und kostbar, wir müssen sie schützen.“ Sie zeigt Gästen den Ökogarten ihres Hotels Casa Iguana mit Bohnen, Mais und massenhaft Kokosnüssen. „Wir nutzen Kompost, Wind- und Solarenergie“, sagt die Frau aus dem US-Staat Maine.

Unweit vom Pier spielen drei Kinder vor einem Steinhaus. Die Mutti lächelt. Die Oma grüßt einen Passanten. Nein, in der etwa 450 Kilometer entfernten Hauptstadt Managua sei sie noch nie gewesen. Das wäre eine Tagesreise ohne Flugzeug, für das die meisten kein Geld hätten. Erst mit dem Boot rüber nach Corn Island, von dort mit der Fähre nach Bluefields an der Küste, dann etliche Stunden den Rio Escondido Richtung Westen schippern bis Rama, wo der Bus in die Hauptstadt wartet. Nicaraguas Insulaner sind recht bodenständig.
Bernd Kubisch