Puerto Rico

Blasmusik am Brotfruchtbaum

Abseits der Wolkenkratzer ist San Juan ursprünglich.

Puerto Rico bietet vielerorts einen ungewöhnlichen Karibik-Mix

Im Casa Bavaria wird jährlich Oktoberfest gefeiert. Fotos: bk

Touristen vom US-Festland mögen ihre Hotels gern größer und faulenzen auch an den Stadtstränden von San Juan, der Hauptstadt der Karibikinsel Puerto Rico. Die wenigen deutschen Urlauber bevorzugen hingegen Hacienda- und Boutique-Quartiere. Aber alle genießen das karibische Hängematten-Feeling mit US-Latino-Touch: Taco und Burger, Spanisch und Englisch sowie Musik, Rock und Latino-Schnulzen à la Marc Anthony. Dazu kommt die üppige Natur mit Regenwald, Kaffeefarmen, Festungen, Höhlen, noch einsamen Stränden und wilden Pferden.

Auch die Berge locken: Die Straße wird enger und kurviger. Wolken schieben sich in den Regenwald zwischen Bambus, Nadelbäume und Riesenfarne. Hier, eine Autostunde von der Südküstenstadt Ponce entfernt, ist das Leben geruhsam. In der Hacienda Patricia dreht sich alles um Kaffeebohnen. Säcke türmen sich in einer Lagerhalle, Gäste genießen den dampfenden Kaffee. "Unser Kaffee hat höchste Qualität und ist bei Kennern gefragt", erläutert Kurt Legner. Der Deutsche betreibt ein paar Kilometer weiter seine Pomarrosa-Farm. Der Tourismus wird hier in der Region zum zweiten Standbein. "Wir bauen ein paar Bungalows für Gäste", sagt Legner.

Weiter geht die Fahrt durch die Berge. Hinter einer Kurve ertönt Blasmusik. Drei Senoritas im Dirndl servieren in der Casa Bavaria Bratwurst, Kartoffelsalat und Fassbier. Über Brotfruchtbäume fällt der Blick auf Täler und das Meer. "Das alles hier schätzen die Puertoricaner. Zum Oktoberfest haben wir bis zu 3.000 Gäste am Tag", sagt Casa-Chef Mike Lopez, der von Franken auf die Insel zog. Er wünscht sich in erster Linie mehr Hotels in den Bergen.

Die Insulaner, die Puerto Ricenos, sind stolz auf ihren US-amerikanischen Pass, bevorzugen aber weiter ihren traditionellen Lebensstil. "Familie, Freunde und Freizeit sind für uns wichtiger als Überstunden", betont Busfahrer Jose Morales. Puerto Rico gehört zwar zu den ärmeren Regionen der USA, ist aber in der Karibik eine der wohlhabenderen. "Geld ist nicht alles", sagt der Fahrer. Viele Insulaner wünschen sich aber mehr Touristen aus anderen Teilen der Welt. Bisher kommt nur jeder fünfte Besucher nicht vom Festland der USA.

"Puerto Rico sollte mehr mit Natur, Kultur und familiären Hotels in Deutschland und Europa werben", sagt Ute Spengler. Die Rheinländerin lebt als Gerichtsdolmetscherin und Reiseleiterin auf der Insel östlich der Dominikanischen Republik. Der US-Bundesstaat biete "eine großartige Kultur und ganz wunderbare Menschen", schwärmt die Deutsche. Ein erster Erfolg ist unter Dach und Fach: Condor fliegt ab 21. Dezember direkt von Frankfurt am Main in die Hauptstadt San Juan.
Bernd Kubisch