Mexiko

Machos, Mythen und der Käfer

Mittelpunkt jeder mexikanischen Stadt: die Kathedrale am Zocalo. Foto: stock.xchng

Unterwegs von der Hauptstadt zum Pazifik

Der Autovermieter in Mexiko-Stadt hat keinen alten mehr, keinen der insgesamt mehr als 21,5 Millionen original VW Käfer, die keine 200 Kilometer südlich in Puebla hergestellt wurden. Es wird also der neue Retro-Beetle. Er röhrt zwar nicht wie ein Hirsch, muss sich aber trotzdem quälen. Denn der tägliche Verkehrsinfarkt von Mexiko-Stadt, der Smog, Lärm und Abgasgestank in einer der größten Städte der Welt mit geschätzten 20 Millionen Einwohnern bündelt, ist schrecklich.

Ganz anders ist Tula, das kulturelle Zentrum der Tolteken. Dort geben die knapp fünf Meter großen Kriegerstatuen und der Ballspielplatz einen Vorgeschmack auf Teotihuacan, der einstigen Azteken-Metropole mit damals 120.000 Einwohnern. Die Azteken schufen Großartiges wie die 65 Meter hohe Sonnen- und die 45 Meter hohe Mondpyramide. Das Besteigen ist beschwerlich, im Herbst jedoch ohne Hitzschlaggefahr machbar. Ein erhabener Blick ist dafür garantiert.

Über die VW-Stadt Puebla, die seit mehr als 20 Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, geht's in die Kolonialstadt Oaxaca. Die Fassade der Kathedrale am Zocalo - jeder Hauptplatz in Mexiko heißt so - wurde von indianischen Künstlern gestaltet. Die Klosterkirche Santo Domingo zeigt sich im barocken Gewand und die meisten Gebäude der Innenstadt tragen spanisch-koloniale Züge.

Ein weiterer Kontrast wartet in Monte Alban, dem Zentrum der Zapoteken. Hier umrahmen mehrere Pyramiden eine architektonisch einmalige Anlage, für die eine ganze Bergkuppe abgetragen wurde. Auch die Totenstadt Mitla liegt nicht fern und lohnt einen Abstecher, ehe die Wellen des Pazifiks rufen.

Acapulco, welch ein Name! Wer denkt dabei nicht sofort an die Felsenspringer, die aus 40 Metern Höhe in eine nur fünf Meter breite Bucht springen. Ein Macho-Ritual, das den Weltruhm der Jet-Set-Metropole begründete. Die schöne Bucht, 350 Sonnentage im Jahr und das legendäre Nachtleben festigten den Ruf.

Zurück auf dem Weg nach Mexiko-Stadt wird ein Überlandbus überholt, dessen Chauffeur sich während der Fahrt bekreuzigt, weil er am Straßenrand ein Madonnenbild ausfindig gemacht hat. Göttlicher Beistand scheint ihm wohl sicher - so ohne Hand am Steuer ...
Jochen Müssig
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