Jamaika

Viel Potenzial im Osten

Leuchtturm in Port Antonio

Port Antonio bietet einsame Strände, viel Natur und Komfort

Blick vom Hotel Goblin Hill Villas auf die unverbaute San San Bay. Fotos: mc

Es brummt. Unüberhörbar. Was das Brummen verursacht ist nur ein paar Zentimeter groß: der Jamaika-Kolibri. Mit seinen langen Schwanzfedern ist er ein Hingucker und außerdem das Nationalsymbol der Karibikinsel.

„Ist die Natur nicht wunderschön?“, fragt Rosalie Goodman entzückt. Die Seniorchefin der Goblin Hill Villas überblickt die unverbaute San San Bay, eine türkisblaue Bucht wie aus einem Werbeprospekt. Die weitläufige Apartment-Anlage liegt in der idyllischen Hügellandschaft außerhalb von Port Antonio, die dank vorgelagerter Riffe ein prima Schnorchelrevier ist. Und selbst in der Hochsaison ist der Gast hier fast ungestört.

Wenige Autominuten entfernt befinden sich mit Winnifred Beach und Frenchman’s Cove zwei weitere der schönsten Strände Jamaikas. Letzterer – mit dem gleichnamigen Hotel – gilt gar als das meistfotografierte Landschaftsmotiv der Karibikinsel und wird auch bei Famtrips gern besucht. Kolibris schwirren überall herum. Und zur Freude ihrer Gäste füttert Hotelchefin Goodman sie. Die mickrigen Vögel heißen Doctor Bird, weil sie winzige Portionen des Nektars mit ihrem roten Schnabel wie mit einer Arztpipette aus den Blüten herausziehen.

Mit kleinen Portionen muss sich bislang auch der Tourismus im Osten Jamaikas begnügen. Die Region Portland mit der Hauptstadt Port Antonio gilt als verträumt und abgelegen, hat aber eigentlich das Potenzial, um mehr vom Kuchen abzukommen. Doch der Massentourismus findet hauptsächlich weiter westlich statt. Etwa in Negril und Montego Bay. Die touristischen Ballungszentren liegen ein paar Autostunden entfernt.

Über die neu ausgebaute Straße nach Port Antonio kommen Reisende nun bequemer mit ihren Transferbussen, dem Mietwagen (Linksverkehr!) und dem Taxi nach Port Antonio. Gäste sind vor allem Individualtouristen mit gutem Einkommen, mit Sinn für Echtheit, Ruhe und Natur.

Sie finden idyllische Hideaways und Seaside-Villas sowie komfortable Hotels, wie gemacht für Qualitätstourismus, etwa das schlossartige Trident Hotel. Oder das auf Honeymooner ausgerichtete Geejam Hotel. Oder das Sandals Port Antonio Spa Village.

Die Region ist eine Chance für Entdecker. Portland verfügt über alle Zutaten für den karibischen Traum. „Port Antonio ist eine unentdeckte Goldmine“, sagt Joanna Hart. Die Landschaftsarchitektin hat eine Passion entdeckt: die des Touristenguides.

Seit geraumer Zeit sammelt die engagierte Lady alte Fotos und Geschichten rund um Port Antonio. Und ist bereits auf viele Anekdoten und ‧Sehenswürdigkeiten wie etwa den Leuchtturm von Port Antonio gestoßen. Von seiner Plattform aus bietet sich ein atemberaubender Anblick auf die Bucht. Sie wurde weltberühmt durch Harry Belafonte und seinen Banana Boat Song.

Oder auf Folly Mansion, eine Ruine am Ortsrand. Errichtet von einem amerikanischen Industriellen und einer Tiffany-Erbin. Voller Hingabe erzählt Hart, welch illustre Gäste dort vor 100 Jahren empfangen wurden. Etwa Hiram Bingham, der Machu-Picchu-Archäologe.

„Woanders wandeln die Touristen auf den Spuren von Berühmtheiten, warum nicht hier?“, fragt sich Hart. Ein Hollywood-Star war fest mit Port Antonio verbandelt: Filmstar Erol Flynn. Der Yachthafen ist nach ihm benannt. Als er die Stadt das erste Mal sah, soll der Beau ausgerufen haben: „Das ist schöner als alle Frauen, die ich je gesehen habe.“

2013 verzeichnete Jamaika 19.658 deutsche Gäste – ein leichter Rückgang gegenüber 2012. Grund war der Wegfall des Air-Berlin-Fluges.
Martin Cyris