Dominikanische Republik

Redonda: Schaukeln über den Wolken

Die Playa Limon ist noch sehr ursprünglich

Dominikanische Republik: Ländliches Flair und einsame Strände

Schaukel auf dem Monte Redonda. Fotos: mw

Es ist ein Schweben zwischen Himmel und Erde. Wer auf einer der Schaukeln auf dem Gipfel des Monte Redonda Platz nimmt, der verliert definitiv die Bodenhaftung. 333 Meter über dem Meer schwingt man zwischen dem üppig grünen Berg und dem Abgrund. Viele Brautpaare machen sich mit einem Allradfahrzeug für Hochzeitsfotos auf den beschwerlichen Weg hinauf. Doch auch Touristen entdecken zunehmend die kühle Brise und die hervorragende Aussicht über die beiden Lagunen von Redonda und Limon und ihre vorgelagerten Strände. 
Auch wenn es in den artifiziellen Urlaubswelten von Punta Cana nicht den Anschein hat: Der Weg hinaus in die echte Karibik ist in der Dominikanischen Republik nicht weit. Nur etwa 70 Kilometer nordwestlich sind bei Miches im feuchten Küstenbergland noch heute Kakaobauern zuhause – und werden es auch noch lange bleiben, selbst wenn in einige der vielen Buchten nun Hotels gebaut werden. Noch immer wachsen hier Brotfrüchte, Mangos und Bananen für den Eigenbedarf. Beim Dorf Las Minas suchen die Bauern nach Gold in winzigen Spuren. 
Manche Einwohner schmuggeln im Schutz der Nacht Rum und Zigarren auf kleinen Holzbooten nach Puerto Rico. Die kleinen bunten Holzhäuser in Miches machen aber nicht den Eindruck, als ob der Landstrich davon reich geworden wäre. 
Am Wochenende nehmen sich die Männer reichlich Zeit, um in improvisierten Arenen den Hähnen beim Kampf zuzusehen. Auf Plastikstühlen und winzigen Holzbänken hocken sie dicht an dicht schwitzend mit einer Büchse des einheimischen Presidente-Bier im Coliseo Gallistico und verwetten nicht selten ihr ganzes Wocheneinkommen. Und wenn nach dem blutigen Spektakel etwas Geld übrig bleibt, tragen die Machos es zu einer von Tausenden Lottobuden, die noch im kleinsten Weiler mit ihren grellen Reklametafeln auffallen. 
Besucher interessieren sich mehr für die tropischen Genüsse, die es rund um Miches zu kaufen gibt. In Gewürzgärten kann man frische Zimtstangen, Vanilleextrakt oder Currypulver direkt vom Bauern kaufen. Und für Abkühlung sorgt eine Portion Agua de Coco – Kokosnussfleisch mit Zucker und frischer Banane oder Mango. 
So gestärkt führt die Route weiter bis zu einer Ranch an der Playa Limon. Hinter Hunderten Kokospalmen schmiegt sich dort ein goldgelber Sandstrand vollkommen unverbaut in die drei Kilometer lange Bucht.
Zum Glück ist dieses Gebiet als Naturreservat vor dem Zugriff durch Spekulanten geschützt. Pferde stehen für Ausritte bereit oder das Meer mit gemäßigter Brandung für ein erfrischendes Bad. Nach einem gemächlichen Spaziergang an die Nordspitze des Strandes sind es nur wenige Meter über einen natürlichen Sedimentdamm bis zur gleichnamigen Lagune. 
In ihrem ruhigen Salzwasser stehen dichte Mangrovenwälder. Auf den Ästen sitzen Reiher, Pelikane und Greifvögel. Unter der Oberfläche lauern Krokodile. Und im seichten Wasser stehen mit etwas Glück ein paar Flamingos. Ein kleines Motorboot setzt Besucher für einen Obolus über die Lagune über nach Los Guineos, wo bereits das Fahrzeug wartet. 
Martin Wein