Antigua

Antigua: Ein Strand für jeden Tag

In Nelson’s Dockyard – seit 2016 Unesco-Weltkulturerbe – startet die Antigua Sailing Week

Die Antilleninsel erfreut die Urlauber mit Karneval im Sommer

Antigua bietet 365 Strände. Fotos: ket

Es ist schon Hochsommer, wenn auf Antigua die fünfte Jahreszeit beginnt. Seit 1957 wird auf der Karibikinsel rund um den 1. August der Sommerkarneval gefeiert – in diesem Sommer zum 61. Mal. Der Hintergedanke damals: Mit der Einführung des lustigen und bunten Treibens sollte der Tourismus angekurbelt werden.

Doch auch an anderer Stelle war der 1. August für Antigua schon von Bedeutung, denn 1834 wurde auf der Insel an diesem Tag die Sklaverei verboten. Und das ist auch ein Grund zum Feiern.

Es wird laut, wenn in der Hauptstadt St. John’s zehn Tage und zehn Nächte lang Rum und Punsch in Strömen fließen und die Steel Bands durch die Straßen ziehen, laut und bunt.

Bunt ist die Insel Antigua, die mit der Schwesterinsel Barbuda seit 1981 von Großbritannien unabhängig ist, auch an den verbleibenden 355 Tagen im Jahr. „Uns macht keiner irgendwelche Einschränkungen, wenn wir die Häuser bunt anstreichen“, lacht Taxifahrer Joseph beim Weg über die Insel.

Das Ziel ist Stingray City im Osten Antiguas, wo Speedboote auf die Tagesgäste warten, die oft mit Kreuzfahrtschiffen im Hafen von St. John’s ankommen. Die Boote jagen los zu einem der 365 Strände der Insel und zu einer schwimmenden Plattform in einem Riff, wo sich vier Dutzend Rochen bereits versammelt haben. „Die wissen, dass Essenszeit ist, wenn die Boote kommen“, erklärt Tourguide Steven. Füttern, streicheln, busseln. Die Meeresbewohner lassen die Urlauber nahe an sich heran. Auch wenn der Sog, den die Rochen beim Aus-der-Hand-fressen erzeugen, gewöhnungsbedürftig ist. Weiter geht es danach in Richtung Süden, nach Nelson’s Dockyard, zur einzigen noch intakten Marinewerft der Karibik aus dem Georgianischen Zeitalter. Seit Juli 2016 gehört die Werft zum Unesco-Weltkulturerbe. Jährlich Ende April findet hier die Antigua Sailing Week statt, die sich bei Segelfans einer großen Beliebtheit erfreut. Es wird Rum gereicht, damals wie heute für Antigua ein wichtiges Handelsgut, und dazu ein Stück Pineapple Turnover oder Coconut Cream Pie aus der Dockyard-Bäckerei. Köstlich!

Eine Stärkung auch für den kommenden Tag, der im Hafen von St. John’s beginnt. Wieder liegt ein Kreuzfahrtriese am Dock. Daneben ist – erheblich kleiner – die Excellence.

Der Eventkatamaran bringt Urlauber nach Barbuda. 90 Minuten dauert die Fahrt vorbei an Antiguas Nordküste und dann nordwärts durch die karibische See. Dann kommt Barbuda in Sicht – oder besser: Ein schmaler Streifen Sandstrand, kilometerlang, ohne Menschen. 11 Mile Beach, und gleich dahinter eine Lagune. Die Excellence legt an. Wer mag, hat jetzt zwei Stunden Zeit, sich in der Sonne zu aalen. Das Alternativprogramm ist ein Vogelschutzgebiet, das mit Schnellbooten erreicht wird. Barbudas Hauptort Codrington, in dem die meisten der 1.500 Inselbewohner leben, bleibt den Barbuda-Besuchern verborgen. „Wir möchten Barbuda behutsam entwickeln“, sagt Colin James, der Tourismuschef des Inselstaates.

Auf der Fahrt zurück verbreitet die Crew der Excellence gute Laune. Reggae vom Band, tanzende Passagiere. Dazu fließt Punsch. Warmlaufen fürs Einlaufen im Hafen von St. John’s. Und für die fünfte Jahreszeit, die in einigen Monaten beginnen wird.
Thorsten Keller