USA

Hawaii: Der Schatten im Paradies

Die Geschichte von Pearl Harbor interessiert viele Hawaii-Besucher.

Die Geschichte von Pearl Harbor interessiert viele Hawaii-Besucher.

Die populärste Attraktion ist das USS Arizona-Denkmal in Pearl Harbor

Das USS Arizona-Memorial.

Das USS Arizona-Memorial. Fotos: ah

Wer Hawaiis populärste Touristenattraktion besuchen möchte, sollte früh aufstehen. Im Besucherzentrum am Flottenstützpunkt Pearl Harbor drängen sich bereits morgens die Massen. Am Ende der Warteschlange erhalten die Besucher einen nummerierten Zettel, der sie einer Gruppe zuteilt. Jetzt heißt es wieder warten: auf die nächste Lautsprecherdurchsage, die ihre Nummer aufruft.

Alle wollen auf das USS Arizona-Memorial, das sich über dem in elf Metern Tiefe auf dem Meeresboden liegenden Wrack befindet. Die Arizona ist eines der Kriegsschiffe, die bei dem Angriff der japanischen Luftwaffe auf den Stützpunkt 1941 sanken. Doch das 1962 errichtete Denkmal ist nur per Schiff erreichbar. Niederlage und Hoffnung
Momentan befindet sich Gruppe drei auf dem Denkmal, das man in der Ferne sehen kann. Wir sind Gruppe zehn – eine Stunde Wartezeit. Die vertreiben wir uns mit dem Audio-Guide. Wählt man die englische Version, erzählt der Schauspieler Ernest Borgnine die Geschichte Pearl Harbors. Veranschaulicht wird diese im kleinen Museum des Besucherzentrums. Hier sind geborgene Erinnerungstücke aus der Arizona wie Orden, Suppenteller und Kaffeekannen zu sehen. Die Gedenkstätte sei eine Grabkammer für die über 900 Besatzungsmitglieder, die bei dem Angriff starben, informiert der Guide. Die Stimmen von Zeitzeugen erinnern an die blutige Tragödie – eine Altersfreigabe würde nicht schaden. Der Aufruf unserer Gruppe beendet die grausamen Schilderungen. Wir werden in einen dunklen Saal geführt, wo die Geschehnisse des 7. Dezembers als Dokumentarfilm serviert werden. Danach öffnen sich die Türen des Kinos und schneeweiß uniformiertes Navy-Personal geleitet uns auf eine Marinefähre. Während der Überfahrt blicken alle auf die Gedenkstätte. Borgnine legt wieder los. Die Senke in der Mitte des geschwungenen Denkmals symbolisiere die Niederlage der Amerikaner und den moralischen Tiefpunkt der Truppe. Während die beiden nach oben ragenden Enden ein Sinnbild für die Hoffnung, den Sieg über Japan und das Ende des Zweiten Weltkriegs seien. Im Eingangsbereich des Memorials drängt die Gruppe Richtung Mittelteil. Dieser spannt sich quer über das gesunkene Schiff. Besucherköpfe recken sich über die Brüstung, doch im trüben Wasser kann man nur schwer das verrostete Deck erkennen. Im hinteren Teil des Denkmals befindet sich die Marmorschreinkammer mit den Namen der Gefallenen. Dort ist es still, einige beten. Tränen der Gefallenen
Die dunklen Wolken am Himmel passen zur bedrückenden Stimmung. Rund um das Memorial schwimmen kleine Ölteppiche auf der Wasseroberfläche. Nach über 60 Jahren läuft noch immer Motoröl aus der USS Arizona. Borgnine erzählt, dass es die Tränen der toten Soldaten seien. Nach 15 Minuten muss unsere Gruppe das Denkmal verlassen. Das ist Pearl Harbor, ein tragisches Stück amerikanischer Geschichte. Auf den Busparkplätzen wird wieder gelacht.
Arne Hübner
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