USA

Alaska: Bärige Begegnungen

Bärenfamilien aus der Nähe beobachten? In Alaska ist das kein Problem.

Bärenfamilien aus der Nähe beobachten? In Alaska ist das kein Problem.

Im nördlichsten US-Bundesstaat stolpert man von einem Naturspektakel ins nächste

Ausflugspilot Toni Marten mit seiner knallroten De-Havilland-Maschine.

Ausflugspilot Toni Marten mit seiner knallroten De-Havilland-Maschine. Fotos: jm

Ein Elch stand unvermittelt in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Anchorage. Verlaufen hatte sich der Kerl, und da sich die automatische Tür öffnete, trat er ein. Die Aufzeichnungen der Überwachungskamera des Krankenhauses gelangten ins Fernsehen, und halb Anchorage brüllte vor Lachen.

Wer in Alaska lebt oder Urlaub macht, befindet sich in einer anderen Welt. Wie zu Jack Londons Zeiten erscheinen regelmäßig Trapper und bieten ihre im letzten Halbjahr gejagten Felle an. Andererseits gibt es Fly-in-Schalter für Hühnchen-Fastfood, und „auf jeden 55. Autoführerschein kommt eine Pilotenlizenz“, sagt Toni Marten, der mit seiner zweimotorigen De Havilland DHC-3 Otter im Sommer jeden Tag auf rund 2.000 Meter Höhe unterhalb des Denali, wie der Mt. McKinley in der Eskimo-Sprache heißt, auf dem Gletscher landet. „Wir haben hier drei Millionen Seen, die noch keinen Namen haben. Wir haben Berge, die noch nie jemand bestiegen hat. Und die Ost-West-Ausdehnung von Alaska entspricht in etwa der Entfernung von New York nach Los Angeles.“ Bei Kapitän Dan Chad sieht die Welt ganz anders aus. Mit 3.500 Pferdestärken und 24 Knoten Geschwindigkeit bringt er jeden Tag Touristen zu den Kenai-Fjorden und ihren schneeweißen Gletschern. Walflossen gleiten majestätisch durchs Wasser, ein Adler kreist über den Klippen der Fjorde, und Seeotter belustigen die Touristen: Rücklings schauen sie putzig aus dem Meer und recken die Pfoten nach oben, als würden sie gleich Zeitung lesen wollen. Auf einem Quadrat-Inch, etwa drei Quadratzentimeter, haben Otter mehr Haare als ein Mensch am ganzen Körper. In der Hallo Bay im Katmai National-Park dient der schmale Strand als Piste. Der Pilot muss nur auf große Steine und Bären aufpassen. Denn die lieben es, einen Strandspaziergang zu machen und dabei ein Festtagsmahl zu sich zu nehmen: Muscheln, die sie mit ihren Tatzen in aller Ruhe aus dem Sand herausscharren und dann genüsslich verzehren. Gary empfängt die Passagiere, die neuen Bewohner des für maximal neun Leute ausgelegten Camps, das 200 Kilometer von jeglicher Zivilisation entfernt ist. Gary wuchs mit Bären auf, heißt mit Nachnamen Carter und ist tatsächlich ein Verwandter des ehemaligen US-Präsidenten. Es dauert nicht lange: Schon tastet sich ein Bär bedächtig auf eine nahe Wiese. Ein Braunbär, etwa zwei Meter groß, auf der Suche nach seinem Abendessen. Er benötigt die Proteine des Grases für den langen Winter, in dem er keine Nahrung aufnimmt. Seine Nase richtet sich zur neuen Besuchergruppe, dann senkt er das Haupt und frisst. Der Bär lässt die Menschen in Ruhe. Das gilt auch für die nächsten Tage mit etwa 50 Bären-Begegnungen – manchmal nur mit einer Distanz von fünf bis zehn Metern.

Jochen Müssig

 

Alaska-Infos
Klima: Alaska ist ein Sommerreiseziel. Die Saison dauert von Mai bis Oktober, mit Juli und August als wärmste Monate. In Fairbanks kann in dieser Zeit das Thermometer an die 30-Grad-Marke klettern, während in den arktischen Regionen selbst im Hochsommer die Lufttemperatur nie höher als 15 Grad Celsius ist.
Flüge: Condor fliegt von Mai bis Oktober als einzige Fluggesellschaft nonstop aus Frankfurt nach Anchorage. Die Flugzeit beträgt rund zehn Stunden.
Unterkunft: Alaska ist kein Luxusreiseziel und dennoch nicht gerade günstig. Die Regel sind komfortabel ausgestattete Lodges und Drei- bis Vier-Sterne-Hotels. Je abseitiger man reist, desto notwendiger sind Reservierungen. In der Wildnis liegende Camps zum Bear Viewing sind eine eigene Kategorie. Deren Unterkunftspreise sind fast überall hoch, der Komfort ähnlich niedrig.

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