USA

New Orleans trotzt den Hurrikanen

Das French Quarter erhält jeden Morgen eine Dusche, so dass die Stadt in besonderem Glanz erstrahlt.

Das French Quarter erhält jeden Morgen eine Dusche, so dass die Stadt in besonderem Glanz erstrahlt. Foto: hw

Die Mississippi-Metropole ist reizvoller denn je

Nach dem Hurrikan ist vor dem Hurrikan. So lange, wie es die Heimat des Jazz am Mississippi-Delta gibt, so lange kämpft die Stadt gegen die Gewalt der Hurrikane. Am schwersten wurde New Orleans vor drei Jahren von Katrina getroffen, wogegen der jüngste Hurrikan Gustav nicht viel mehr Schäden verursacht hat, als mancher Herbststurm in den deutschen Mittelgebirgen.

Die touristischen Zentren des „Big Easy“ wurden nach Katrina wieder hergerichtet – und die Stadt ist für Touristen attraktiver denn je. Das liegt unter anderem an den Reinigungsmaßnahmen. Seit Katrina werden im berühmten French Quarter allmorgendlich sämtliche Gassen und Bürgersteige einer Hochdruckreinigung unterzogen. Auch das Flussufer wird periodisch gereinigt, so dass New Orleans stets so sauber aussieht, als ob gleich der Präsident zu Besuch käme. Ein weiterer Grund für die touristische Attraktivität ist die relativ niedrige Besucherzahl. Derzeit ist New Orleans eine Art Geheimtipp. Hotelreservierungen sind selbst in der Hochsaison kein Problem, inzwischen stehen wieder 33.000 der einst 38.000 Hotelzimmer zur Verfügung. Viele Häuser haben die Schadensbehebung für Renovierungen genutzt, so dass der Standard besser ist als vor drei Jahren. Auch in den Jazz-Kneipen rechts und links der Bourbon Street gibt es abends Platz, und in den sonst von Touristen umlagerten Restaurants wie Cafe Du Monde oder Brennan's bekommt man einen Platz. Shoppen kann man in New Orleans genauso gut wie in New York – aber ohne Gedränge. Doch die relative Ruhe in der Stadt wird nicht lange währen. Das Tourismusbüro arbeitet daran, die Besucherzahlen wieder auf Prä-Katrina-Niveau anzuheben. Hierzu dienen vor allem die neuen Veranstaltungen im Kongresszentrum. Zudem ist die Attraktivität von New Orleans als Kreuzfahrthafen gewaltig gestiegen. Und die Hurrikane? Wer ihnen aus dem Weg gehen will, besucht New Orleans am besten nicht zwischen Juni und November. Der neue Evakuierungsplan der Stadt schreibt allerdings ohnehin vor, dass Touristen 85 Stunden vor dem Eintreffen eines Hurrikans ausgeflogen werden müssen. Im Voraus bezahlte Kosten werden von den Hotels erstattet, und die Airlines dürfen keine Umbuchungsgebühren verlangen. Allerdings haben sie das Recht, eine andere Rückflugroute zu bestimmen als ursprünglich gebucht. Dies gilt für Hurrikane der Stärke drei und mehr. Doch auch bei Stürmen unterhalb dieser Kategorie sind Leistungsträger gehalten, den Touristen entgegenzukommen.
Harald Weiss