USA

Das andere Florida

Abseits der Touristenmeilen gibt es Ferienhäuser in verschiedenen Preis- und Komfortklassen. Rechts: der Leuchtturm von St. Augustine.

Abseits der Touristenmeilen gibt es Ferienhäuser in verschiedenen Preis- und Komfortklassen. Rechts: der Leuchtturm von St. Augustine.

Abseits der Touristenpfade zeigt der Sonnenstaat sein ursprüngliches Gesicht

In den Flüssen und Seen im Landesinnern lauern Schlangen und Alligatoren.

In den Flüssen und Seen im Landesinnern lauern Schlangen und Alligatoren. Fotos: hw

Die Florida-Klischees sind bekannt: Vergnügen und Nervenkitzel in Disney World, Schwimmen mit Delfinen in Orlando, Weltraumträume im Kennedy Space Center, Alligatorensuche in den Everglades, Hochseefischen in den Keys oder Luxus-Shoppen in Miami. Doch wem die Warteschlangen in Disney World zu lang sind, wem ein halber Quadrat?meter Liegefläche am Strand von Fort Lauderdale zu wenig ist oder wer schon lange der Meinung ist, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis der Bettenburgen in Miami nicht mehr stimmt, der sollte sich auf den Weg machen, um das Unglaubliche zu finden: ein fast touristenfreies Florida – denn das gibt es tatsächlich. B?&?B statt Bettenburgen
Dieses Gebiet erstreckt sich nördlich einer Linie, die von St. Petersburg im Westen bis nach Daytona Beach im Osten reicht. So bietet der Strand nördlich von Daytona bis hinauf nach Jacksonville kilometerlange Urtümlichkeit. Hier stören die Surfer nicht die Schwimmer, da man sich weiträumig aus dem Weg gehen kann. Hier gibt es noch die kleinen Holzhäuschen mitten in den Dünen mit urigen Fischrestaurants oder preiswerten Bed & Breakfast-Unterkünften. Am besten wohnt man in einem der vielen Ferienhäuser, die es in verschiedenen Preis- und Komfortklassen gibt. Eine komfortable Luxusvilla mit acht bis zehn Schlafplätzen, dem obligatorischen Swimming- und Whirl-Pool, ?direkt am Strand gelegen gibt es für etwa 1.700 Dollar pro Woche.

Doch Nachtschwärmer seien davor gewarnt: Die nächste Disco kann bis zu 70 Kilometer weit weg sein. Die größeren Orte entlang dieses etwa 100 Kilometer langen Küstenstreifens sind Flagler Beach und St. Augustine. Hier gibt es kleinere Hotels, ruhige Golfplätze, gemütliche Straßencafés und auch etwas bessere Restaurants. Aber keine Sorge, Michelinsterne gibt es hier nirgends. Stattdessen kann man nachts einen funkelnden Sternenhimmel bewundern, dessen Spiegelung auf dem Wasser die Schaumkronen des Atlantiks zum Funkeln bringen. Von dieser romantischen Stimmung wissen auch viele junge amerikanische Brautpaare, die deshalb gerne an den nördlichen Küsten von Florida ?ihre Flitterwochen verbringen. Dazu bevorzugen Frischvermählte aber den nordwestlichen Teil von Florida, das so genannte Panhandle. Hier gibt es verschiedene große Hotels mit internationalem Standard.

An der Golfküste von Florida sind die Strände breiter als am Atlantik, und das Meer ist wesentlich ruhiger. Das macht diese Strände besonders geeignet für einen Badeurlaub mit Kindern. Der gesamte Golfküstenstreifen bis hinunter nach St. Petersburg hat viele vorgelagerte kleine, unbewohnte Inseln, die zu einem Picknick-Ausflug per angemieteten Boot einladen. Das Landesinnere zwischen den beiden nördlichen Küstenstreifen ist touristenfrei und gehört den dortigen Bewohnern. Hier gibt es Ortschaften mit nur zwei oder drei Straßen, einer Tankstelle, einem Hardwarestore und einer Post. Die zahlreichen Flüsse und Seen in dieser Region sind von einer üppigen tropischen Flora umgeben. Doch vor einer Abkühlung in diesen Gewässern sei dringend gewarnt, denn Alligatoren und Schlangen sind hier allgegenwärtig. An manchen freien Stellen weisen Schilder auf die Gefahren hin: „Don’t feed the Gators!“ (Füttern der Alligatoren verboten!). Ohne Auto geht es nicht
Zur Entdeckung dieses unberührten Teils von Florida benötigt man – wie fast überall in den Vereinigten Staaten – ein Auto. Wer seine Entdeckungstour von Orlando aus startet oder sie dort beendet, sollte unbedingt im Restaurant Seasons 52 an der Sand Lake Road Rast machen. Das ist der Pilotbetrieb für ein neues Gastronomiekonzept der Darden-Gruppe und bietet eine vorzüglich leichte Küche mit Produkten aus vorwiegend biologischem Anbau.
Harald Weiss