USA

USA: The last Frontier

Seward ist Ziel der Kreuzfahrtschiffe und Startpunkt der Ausflugsboote.

Seward ist Ziel der Kreuzfahrtschiffe und Startpunkt der Ausflugsboote.

Persönliche Grenzen überwinden in der Weite Südalaskas

Ein Flightseeing auf den Mount McKinley ist ein unvergessliches Erlebnis.

Ein Flightseeing auf den Mount McKinley ist ein unvergessliches Erlebnis. Fotos: ck

Der kurze Sprung vom Trittsteig der Cessna auf die feste Schneedecke ist für Minuten das letzte wahrzunehmende Geräusch auf dem weitläufigen Hochplateau. Es herrscht absolute Stille. Niemand rührt sich, der Anblick des gewaltigen Bergmassivs des Mount McKinley verschlägt uns die Sprache.

Die Ruhe hier oben fasziniere ihn immer wieder, bricht unser Pilot Dave schließlich das Schweigen. Bis zu viermal täglich bringt er Touristen mit dem Talkeetna Air Taxi auf den höchsten Berg Nordamerikas. Die eineinhalbstündigen Ausflüge führen freilich nicht bis auf die 6.194 Höhenmeter, aber das Gefühl für Höhe und Weite verliert ein Alaska-Reisender ohnehin schnell. Sechsmal so groß wie Deutschland ist der 49. Bundesstaat der USA – und zählt gerade einmal 670.000 Bewohner, von denen noch dazu fast die Hälfte in und um die Hauptstadt Anchorage angesiedelt ist.

Vorübergehend eng wird es in den touristischen Hochburgen allenfalls in der Hochsaison. Wenn etwa in Seward, dem Hafenstädtchen am Golf von Alaska, ein Kreuzfahrtschiff anlegt, verdreifacht sich die Einwohnerzahl schlagartig. Nachdem sich die eingefallenen Touristen einen Tag akklimatisiert haben, ziehen sie aber auch gleich weiter, in die Abgeschiedenheit der alaskischen Wildnis.

Anreise mit Koffer und Kühlbox
Rund 1,7 Millionen Gäste hat das Anchorage Convention & Visitors Bureau im Sommer 2008 gezählt – etwa 60.000 kamen aus Deutschland. Viele von ihnen seien Dertour-Gäste, sagt Pressechefin Jeanette Moores. Vor allem Naturfreunde und Aktivurlauber erfüllen sich mit einer Alaska-Reise einen Traum. Unter ihnen sind viele Angler, die neben ihrem Koffer auch gleich mit Trockeneis gefüllter Kühlbox anreisen. Die beste Fangzeit für die fünf Lachsarten, die sich in den unzähligen Flüssen Alaskas tummeln, ist zwischen Juli und September. Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit am größten, Bären beim Fischfang zu beobachten.

„Fish on!“
Die tun sich dabei vermutlich weniger schwer, denkt der Angel-Laie, der nach kurzer Einweisung zum ersten Mal mit einer Rute hantiert. Erst nach vielen Versuchen beißt der erste Fisch an, die Rute biegt sich, der Kampf beginnt. „Fish on“, ruft ein nebenstehender Angler, der sich sogleich den Köcher schnappt und auf dem grobsteinigen Flussbett flussabwärts rennt. Seine Anweisungen, wie der Fisch an Land geholt wird, gehen im Rauschen des wilden Wassers unter. Nach wenigen Minuten ist der Kampf verloren, der Fisch vom Haken.

In Alaska, der „Letzten Grenze“, stößt man schon mal an selbige. Sei es beim Angeln oder bei einer Besteigung des Mount McKinley. Knapp 1.200 Bergsteiger versuchten sich von Anfang Mai bis Ende Juni an dem Sechstausender. In der Ranger-Station in Talkeetna wird genau Buch geführt. „Jeder Bergsteiger muss sich mindestens 60 Tage vor Antritt seiner Tour hier anmelden und vor dem Aufstieg vorstellig werden“, erklärt Bob Henry, der die Schulungen durchführt.

Grenzerfahrungen
Von denen, die den Berg bezwungen haben, aber auch von jenen, die ihm zum Opfer gefallen sind, zeugen im Road House, der ersten Frühstücksadresse in Talkeetna, handsignierte Karten und Zeitungsausschnitte. Die Wände und Decken sind voll davon. Das von 1914 bis 1917 errichtete Road House, in dem einst Trapper und heute Touristen einkehren, ist eines der ältesten Gebäude Alaskas. Neben gigantischen Frühstücksportionen gibt es hier auch einige wenige kleine Zimmer.

Die beliebtesten Unterkünfte der Alaska-Reisenden sind die Lodges in den Wäldern, die zumeist zweckmäßig eingerichtet sind, aber mit natürlichem Charme punkten. Immer beliebter würden auch Wohnwagenurlaube, berichtet Moores. Für Selbsterkundungen im doppelten Sinne bietet Alaska vielerlei Möglichkeiten und unendlich erscheinenden Raum. Informationen zu Alaska unter www.anchorage.net.
Christofer Knaak
Anzeige