Nordamerika USA

Texas: Reiten mit dem Marlboro Man

Yee-Haw! – Urlaub auf dem Bauernhof ist auch in der texanischen Variante beliebt.

Der US-Bundesstaat und seine Nachbarn begeistern noch heute Wildwest-Romantiker

Bizarre Dünenlandschaft: das National Monument White Sands. Fotos: FVA

Mit etwas Fantasie lässt sich die Form des Staates Texas mit einem Herz vergleichen – und genauso fühlen sich auch die Texaner: als Herzstück der USA. Ihrer Ansicht nach sind die USA nirgendwo anders typischer, schöner und vor allem größer.

Mit 670.000 Quadratkilometern ist Texas tatsächlich der größte unter den 48 zusammenhängenden US-Staaten. Nur Alaska ist größer, aber das zählt für den Texaner nicht, denn Alaska wurde mit dem Geld gekauft, das in Texas verdient wurde – sagen die Texaner. In der Tat verkörpert kein anderer US-Staat so sehr das Klischee von weitem Land, individueller Freiheit und gleichzeitig modernster Technologien als dieser einst heiß umkämpfte Südstaat.

Und es gibt sie noch immer, die großen Ranches, die den Stoff für Hunderte Wildwestfilme geliefert haben und heute auch touristisch von Relevanz sind: Denn viele bieten einen erlebnisreichen Urlaub auf dem Bauernhof, bei dem man zehn bis zwölf Stunden am Tag zusammen mit echten Cowboys im Sattel sitzt.

Der Rinderzucht verdankt der Staat Texas – bevor die ergiebigen Ölquellen erschlossen wurden – nicht nur seinen ursprünglichen Reichtum. Sie bestimmen auch die dortigen Essgewohnheiten. So ist Texas die Wiege des überdimensionalen 72-Unzen-Steaks – zwei Kilogramm Fleisch, das man am besten in der „Big Texan Steak Ranch“ in Amarillo isst. Das kostet dort zusammen mit Kartoffeln, Salat und Brot 50 Dollar. Doch wer das alles in einer Stunde verspeisen kann, bekommt es umsonst. 4.600 Gäste haben es sogar schon geschafft.

Aber Texas ist heute viel mehr als eine Ansammlung zahlloser Rinder-Ranches. Die Südküste am Golf etwa hat malerische Strände mit vorgelagerten Inseln und weiten Landzungen. Dagegen zählen die Regionen von Houston und Austin neben dem Silicon Valley zu den Hightech-Hochburgen der USA. Computerfirmen wie Dell, Compaq/HP und Texas Instruments haben dort ihre Ursprünge und beherbergen noch immer ihre Zentralen oder Entwicklungsabteilungen in diesen Gegenden. Hinzu kommt das Kontrollzentrum der Nasa in Houston, das für die Stadt viel Geld und Reputation bedeutet.

Interessant besonders für Natur-Fans sind aber auch die westlichen Nachbarn. Neumexiko etwa, das früher ebenso wie Texas zu Mexiko gehörte. Die längste Zeit war dieser Staat sowie weite Teile Arizonas von Indianern ?beherrscht. Historische Siedlungsbauten, teilweise über 1.000 Jahre alt, erinnern eindrucksvoll an diese Kulturen. So setzt die Region um Taos ihre gesamten Tourismusaktivitäten auf die Zeugnisse einer längst ausgestorbenen Zivilisation.

Die besonderen klimatischen und geologischen Eigenschaften in Neumexiko haben dazu geführt, dass dieser Staat eine Reihe an seltenen Naturerscheinungen bietet. Dazu gehören die Sanddünen White Sands und die weltberühmten Carlsbad-Höhlen. Diese Kalksteinhöhlen ziehen jährlich über 300.000 Besucher an. Ihre Attraktion sind weniger die üblichen Tropfsteinkegel, sondern die Spuren einer versunkenen Welt: Dort, tief unter einer Wüstenlandschaft, war vor 250 Millionen Jahren das Ufer eines großen Sees. In den Felsen finden sich noch Spuren von Sauriern, Riesenschlangen und Nautilus. Nordwestlich davon ein weiterer Touristenmagnet: Das National Monument White Sands ist eine riesige Dünenlandschaft aus schneeweißem Gips, der in der heißen Sonne flimmert und vom Wind nach Nordosten gepustet wird. Die riesigen Dünen wandern jährlich bis zu zehn Meter.

Wer aber von dort aus noch weiter nach Nordwesten fährt, gelangt an der Grenze von Arizona und Utah zu einem Wildwest-Klassiker schlechthin: die Granitfelsen des Monument Valleys. Diese Wüstenlandschaft ist auch deshalb so legendär, weil sie jahrzehntelang als Kulisse für den Zigarette rauchenden Marlboro Man fungierte.
Harald Weiss
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