USA

Fluchtpunkt Catalina

Die Art-déco-Arkaden des 1929 erbauten „Casino“. Foto: hs

Die kalifornische Insel ist ein beliebtes Feriendomizil der Hollywood-Stars

Sie sprechen immer noch von Cary Grant und Rock Hudson, die lange tot sind und früher Stammgäste waren. Und von Doris Day, die eine Ewigkeit nicht mehr hier war. An sie erinnern sich die Einheimischen gerne, wenn sie unter den Königspalmen an der Pazifik-Promenade ins Plaudern geraten.

Danach kam lange nichts, Catalina Island war bei den Stars auf einmal in Vergessenheit geraten. Warum, wusste keiner so genau. Dabei ist die Insel der Küste von Los Angeles nur zwölf Meilen vorgelagert. Das sind nur gerade mal 15 Minuten mit dem Linien-Helikopter, und knapp 65 mit dem Katamaran, der in der Hochsaison in jede Richtung bis zu neunmal am Tag fährt.

Warum jetzt plötzlich wieder alle Stars hinwollen und mit ihnen die Urlauber kommen, weiß man ebenso wenig: Vielleicht, weil die Strände der Insel schön und meist einsam sind, weil im Hinterland Bisons weiden, Adler am Himmel ihre Kreise ziehen und die Insel unter strengem Naturschutz steht. Wahrscheinlich, weil William Wrigley junior hier vor bald hundert Jahren die Zeit angehalten hat.

Alles begann 1919, als der Kaugummi-Milliardär die Insel auf die Landkarte hob, nachdem er binnen kürzester Zeit fast das gesamte Eiland aufgekauft hatte und erste Hotels bauen ließ - ohne jedoch das Hinterland des Ministädtchens anzutasten. Die Stars aus Hollywood kamen zum Feiern und Tanzen herüber. Sie brachten den Glamour mit. Manche blieben gleich für ihren nächsten Dreh. Von Bogart bis Bacall, von Errol Flynn bis Gloria Swanson: Sie waren alle da - zum Feiern wie zum Arbeiten.

In den 1970er Jahren, Catalina war längst aus dem Fokus geraten, brachte die Wrigley-Familie 88 Prozent ihrer Privatinsel in eine Naturschutzstiftung ein. Außerhalb der Hauptstadt Avalon sieht es deshalb noch heute so aus wie auf dem kalifornischen Festland vor 150 oder sogar vor 250 Jahren: schönstes Cowboy- und Indianerland in Cinemascope. Trails gibt es dort, durch Eukalyptushaine und Halbwüsten, mit agaven- und palmengesäumten Stränden, mit Steilküsten und windgezausten Bergkuppen. Und am Himmel ziehen Adler ihre Bahnen.

Um das Schicksal nicht herauszufordern, sprechen die Einheimischem lieber nicht über die Stars von heute: über Barbara Streisand, die hier regelmäßig in einer Pension in den Hügeln oberhalb der 3.900-Einwohner-Stadt Avalon absteigt. Oder über Nicolas Cage, Goldie Hawn und Steve Martin. Auch nicht über Steven Spielberg. Ein bisschen ist es so, als pflege Catalina Island nun die Aura, das letzte Geheimnis Kaliforniens zu sein.

Caroline Alderdice wohnt seit 20 Jahren auf ihrem Segelboot im Hafen von Avalon. Was den Liegeplatz besonders macht? "Wir haben hier fast keine Stege", erzählt sie. Wer an Land will, muss ein Dingi zu Wasser lassen oder das schwimmende Taxi, das Shoreboat, rufen, obwohl es keine 50 Meter bis zum Strand sind. "Das gibt einem das Gefühl, abseits von allem Rummel und gleichzeitig die Gewissheit, bei Bedarf keine fünf Minuten später mittendrin zu sein."

Zudem sind die wechselnden Liegeplatznachbarn spannend: Tagesausflügler aus L.A., Weltumsegler, Hochseefischer - und neulich erst Hollywood-Star Cage. "Guter Typ", findet sie. "Völlig natürlich. Der grüßt total nett." Beim nächsten Besuch will sie ihn auf einen Kaffee an Bord einladen. Schließlich ist man unter Seglern. Und in den Gewässern von Catalina.

Infos zu Catalina Island sind im Internet unter www.catalina.com und www.catalinachamber.com zu finden.
Helge Sobik
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