USA

Hinter den Kulissen der Glitzerwelt

Der Broadway ist das pulsierende Theaterviertel im Herzen von New York. Foto: Sabrina Hasenbein

Eine Tour über den New Yorker Broadway

Blinkende Lichter, riesige Reklametafeln, Musik und das Kribbeln im Bauch - Broadway. Kaum ein anderes Wort weckt so viele Bilder und Gefühle. Zwar ist der Broadway mit über 25 Kilometern die längste Nord-Süd-Verbindung Manhattans, doch sein Herz schlägt am Times Square, der Mittelpunkt des New Yorker Schauspielviertels.

Etwa 40 Theater stehen hier. Banner und Plakate werben für die weltbekannten Musicals wie Phantom der Oper, König der Löwen oder Spiderman. Eines der beliebtesten ist Mamma Mia, das im Winter Garden Theatre aufgeführt wird. Vor den Kassen stehen die Menschen bis auf die Straße. Wer im Voraus ein Ticket bucht, vermeidet das lästige Schlange stehen. "Dancing Queen" dudelt ein Handy und alle Umstehenden singen und summen den alten Abba-Hit mit oder zucken zumindest mit den Füßen.

Im Hinterhof wartet eine Gruppe vor der blauen Stahltür mit der Nummer 770 - der Bühneneingang. Musical-Fans, eine Broadway-Tour gebucht haben, um verschiedene Theater von innen zu sehen, vielleicht einmal auf der Bühne zu stehen und, einem Star einmal ganz nah zu sein."Früher wieherten hier Pferde, wurden gefüttert, an- und abgeschirrt", erzählt Tourguide Matt. Das Theater war einst ein riesiger Stall, wo Kutscher ihre müden Rösser gegen frische wechselten. Anfang des 20. Jahrhunderts verdrängten Autos die Vierbeiner und das Gebäude wurde ein Theater.

Geräuschlos geht die Tür auf und ein Schrank von Mann winkt die Besucher herein. Es dauert einen Augenblick, bis sich die Augen an das schummerige Licht gewöhnt haben. Ein langer, schmaler Gang führt zu einer Treppe. Die Luft ist abgestanden, riecht etwas modrig, nach Schweiß und Aufregung. "Sorry, ich bin spät", entschuldigt sich ein junger Mann, dessen Sixpack sogar unter seinem T-Shirt zu sehen ist, und drängelt sich an den Gästen vorbei. Auf einen Zettel macht er einen Krakel. "Das war der heutige Bill", erklärt Matt und alle weiblichen Wesen blicken verzückt hinterher. "Sicherheitsgründe. Jeder muss sich ein- und austragen", erzählt der Guide und marschiert los, die Gruppe folgt im Gänsemarsch über schier endlose Gänge und steile Treppen, immer vorbei an verschlossenen Türen. Ein Labyrinth wie im Bauch eines Schiffes.

Endlich eine offene Tür. "Hi, Schätzchen", begrüßt Lisa die Truppe mit der New York typischen Anrede. Sie ist "Wardrope Supervisor", der englische Titel für Kostümchefin. Die resolute Dame kennt die Kleiderordnung der Darsteller in jeder Sekunde des Stücks und passt auf, dass alles sitzt. Auf meterlangen Kleiderstangen hängen Pailletten besetzte Schlaghosen und glitzernde Oberteile. Konzentriert lassen zwei Frauen ihre Nähmaschinen rattern, es gibt immer etwas zu flicken. Leider sind Anfassen oder gar Anprobieren verboten und wir verabschieden uns.

"Bretter, die die Welt bedeuten", lacht Matt und macht eine Verbeugung. Die Bühne strahlt in einem magischen Blau. Techniker wirbeln und legen letzte Hand an. Der Zuschauerraum ist gähnend leer und trotzdem sind alle berührt von der Faszination Theater. Matt scheucht seine Schützlinge zusammen. Die Zeit drängt, die anderen Häuser warten. Vorbei geht es an der "Hall of Fame", wie die Wand mit Fotos von allen Darstellern heißt, die seit Beginn 2001 in Mamma Mia mitgespielt haben.Wir stürzen uns in das Gewusel des Broadways in Richtung Majestic Theatre. Schon von weitem leuchtet die weiße Maske und verrät, dass in dem alten Gemäuer das Phantom der Oper spukt.
Silke Haas
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