USA

Zwei große Löcher

Am Rand der „Pools“ sind die Namen der Anschlagopfer eingraviert

Ein Besuch der „Ground Zero“-Gedenkstätte in New York

Im Souvenir-Shop gibt es auch New-York-T-Shirts für 22 Dollar. Fotos: ah

Ein eingezäunter Riss geht durch den Financial District von Manhattan. Vor dem Terroranschlag am 11. September 2001 ragten hier die 1973 erbauten Zwillingstürme des World Trade Centers in den Himmel. Heute ist das Gelände namens Ground Zero eine riesige Baustelle, aber auch eine Gedenkstätte. Das National September 11 Memorial wurde 2011 zum 10. Jahrestag des Anschlags eröffnet. Der Ort der Trauer zieht täglich Tausende Schulkinder und Touristen an.

Mittlerweile ist aus der klaffenden Wunde eine Narbe im Herzen von Manhattan geworden. Besucher kommen nur noch nach vorheriger Anmeldung auf die Gedenkstätte. Die Touristen werden einem Sicherheits-Check unterzogen, müssen durch eine Schleuse, der Rucksack wird durchsucht. Überall stehen finster dreinblickende Polizisten und Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen. Durch einen eingezäunten Gang kommen die Besucher dann auf einen Teil von Ground Zero. Die 32.000 Quadratmeter große Gedenkstätte misst knapp die Hälfte des ehemaligen World-Trade-Center-Geländes.

Um sie herum wird unterdessen kräftig gearbeitet. Die Port Authority of New York & New Jersey ist schwer mit dem Wiederaufbau beschäftigt, 3.000 Bauarbeiter sind sieben Tage in der Woche auf Ground Zero. Bagger hauen ihre Zähne in den Boden, Kräne schwingen über die Köpfe der Besucher hinweg. Fast fertig ist bereits der Freedom Tower. Die nachmittägliche Sonne spiegelt sich in seiner scheinbar endlosen Fassade.

Höhepunkt des Besuchs sind die beiden in den Boden eingelassenen Becken voller Wasser. Diese "Pools" stehen am Ort der eingestürzten Twin Towers. Die von Michael Arad und Peter Walker geschaffenen Kunstwerke heißen "Reflecting Absence". Jeder Pool ist 4.000 Quadratmeter groß, am Beckenrand sind die Namen der über 2.000 Opfer eingraviert.

Auf dem Platz herrscht Trubel. Schüler und Touristen fotografieren sich vor den Erinnerungsbecken, während der Verkehrslärm vom Financial District dröhnt. Auf dem Gelände entsteht derzeit das siebenstöckige 9/11 Memorial Museum. Eigentlich sollte es bereits 2012 öffnen, wird aber erst in diesem Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Auch außerhalb vom abgesperrten Ground-Zero-Gelände gibt es im Financial District für 9/11-Touristen einiges zu sehen: Im provisorischen Museum namens WTC Tribute Visitors Center in der Liberty Street wird die traurige Geschichte des Terroranschlags erzählt. Zudem lohnt der Besuch des Souvenir-Shops, wo es alles zum Thema zu kaufen gibt. Nach Abzug der Herstellungskosten gehen die Einnahmen des Andenkengeschäfts in eine Stiftung für die Hinterbliebenen der Opfer. In direkter Nachbarschaft steht die romantische St. Paul's Chapel aus dem Jahr 1766. Die Kapelle war nach dem Einsturz der Zwillingstürme ein Zufluchtsort für die Überlebenden.



Arne Hübner

Besser vorab buchen
Der Besuch des National September 11 Memorials ist kostenlos. Da der Ansturm groß ist, meldet man sich am besten vorher online unter www.tributewtc.org an, um Wartezeiten zu vermeiden. Nach der Anmeldung bekommt der Besucher einen Tag mit Uhrzeit zugewiesen.

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