USA

Schöner wohnen in Louisiana

Oak Alley: 28 Eichen säumen den Weg zum Herrenhaus

Oak Alley: 28 Eichen säumen den Weg zum Herrenhaus

USA: Im Freilichtmuseum Oak Alley lebt der alte Südstaaten-Geist

Achtung, sehr süß! Der Mint Julep war der populäre Drink der 1840er Jahre

Achtung, sehr süß! Der Mint Julep war der populäre Drink der 1840er Jahre. Fotos: ah (2)

Ein prächtiges Herrenhaus im Süden der USA. Wohlhabende Damen in wallenden Rüschenkleidern und rüstige Herren mit Mantel und Monokel stehen auf der großen Veranda umgeben von tief hängenden Magnolienbäumen. Sie blicken im Abendrot auf den majestätischen Mississippi und nippen an einem kühlen Glas Mint Julep. Rund um das Herrenhaus schuften Sklaven auf den Zuckerrohrfeldern. Ein bekanntes Südstaaten-Klischee – gepflegt durch Hollywood-Klassiker wie „Vom Winde verweht“. Realität war dieses Zerrbild auf Oak Alley, einer Zuckerrohrplantage im Bundesstaat Louisiana, von denen es im 18. und 19. Jahrhundert gut 500 im Süden der USA gab.

Mit Charme in die Vergangenheit
Heute ist Oak Alley ein Freilichtmuseum, in dem Besucher eine charmante Reise in die Vergangenheit wagen. Das herrschaftliche Anwesen liegt zwischen New Orleans und Baton Rouge. Mit dem Mietwagen liegt es eine Stunde von New Orleans entfernt. Im 19. Jahrhundert war noch eine Tagesdampfschifffahrt nötig. Oak Alley ist ein beliebtes Ziel für Ausflügler. Auch Hollywood fand öfter Gefallen an dem zauberhaften Südstaatenanwesen. So wurde unter anderem „Interview mit einem Vampir“ in Oak Alley gedreht – Brad Pitt und Tom Cruise wandelten als Blutsauger durch das Herrenhaus.

Markenzeichen von Oak Alley ist die malerische 250 Meter lange Eichenallee mit 28 über 300 Jahre alten Bäumen, die vor 150 Jahren von der Terrasse bis zum Mississippi-Ufer führte. Heute versperrt ein Deich den Blick auf den Fluss. Das Herrenhaus wurde im neoklassischen Stil gebaut. 28 dorische Säulen aus Ziegelstein umgeben das Hauptgebäude.

Verantwortlich für den Bau war der Plantagenbesitzer Jaques Télephore Roman. 1836 übernahm er das Grundstück von seinem Schwager, baute das Herrenhaus für seine Braut Celine und startete den Zuckerrohranbau. Roman legte auch einen wunderschönen Park voller Azaleen, prächtiger Magnolien und Crepe Myrten sowie einen Olivenhain an, der bis heute zu einem Spaziergang einlädt. Ständig ein frischer Luftzug
Vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs war Oak Alley für Grundbesitzer Roman ein Fluchtort – ebenso wie für viele franko-kreolische Geschäftsleute der damaligen Zeit. Die High Society vergnügte sich zwar ständig im French Quarter von New Orleans, nur nicht im Sommer. Die unerträgliche Hitze und Feuchtigkeit ließ die oberen Zehntausend aufs Land in ihre Herrenhäuser flüchten.

Roman ließ Oak Alley deshalb klimatisch entsprechend errichten. Architektonisch wurde das Haus so entworfen, um der Sommerhitze standzuhalten. Die riesigen Fenster und Türen liegen sich stets gegenüber. Das sorgt für einen ständigen Luftzug. Für die Ventilation waren die Fenster stets geöffnet. Moskito-Zelte über den Betten sorgten für eine angenehme Nachtruhe.

Roman verdiente mit dem Zuckerrohr ein Vermögen – auch auf dem Rücken der Sklaven. Anfang der 1840er Jahre arbeiteten auf der Plantage 100 von ihnen. Heute informiert eine Dauerausstellung über das dunkle Kapitel von Oak Alley. Der Amerikanische Bürgerkrieg und die Abschaffung der Sklaverei setzten dem Erfolg der Plantage ein plötzliches Ende. In den 1860er Jahren wurde das Anwesen für 33.000 US-Dollar versteigert. Viel wurde seither probiert, viele scheiterten.

1972 kaufte eine private Stiftung das Anwesen und betreut es bis heute. Die Stiftung finanziert sich durch Eintrittsgelder. Oak Alley ist im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Wer länger bleibt, übernachtet in kreolischen Hütten, die auf der Plantage stehen. Sie kosten ab 130 US-Dollar und bieten zwei Schlafzimmer, Küche, Bad und eine eigene Terrasse.

Arne Hübner