USA

Chicago: Take your time

Chicagos Zentrum kann man entspannt zu Fuß erkunden

Von großen Attraktionen bis zu versteckten Kleinoden

Blick auf die Skyline mit dem Navy Pier im Vordergrund. Fotos: kib, Choose Chicago

Was hat Chicago mit dem Struwwelpeter-Autoren Heinrich Hoffmann gemein? Im Prinzip: nichts. Aber wer dessen Geschichte vom „Hans-Guck-in-die-Luft“ gelesen hat, könnte zumindest davor gefeit sein, im Chicago River zu landen. Schließlich ist die Verlockung, in der „Windy City“ am Lake Michigan immer nur an den Hochhäuserfassaden entlang nach oben zu schauen, groß.
Sei es, um das einer Flasche Champagner ähnliche Hard Rock Hotel zu bestaunen, das Gebäude der Chicago Tribune, das aus Steinen aller Herren Länder gebaut ist, zu bewundern oder an der Magnificent Mile die Geschichte des Wrigley Buildings einzuatmen, das nach dem großen Feuer von Chicago von 1921 innerhalb von drei Jahren als erstes Gebäude nördlich des Chicago Rivers wieder errichtet wurde.
Nicht nur einen Blick, sondern garantiert auch eine Fahrt nach oben lohnt der 442 Meter hohe Willis Tower (früher als Sears Tower bekannt). Auf der 103. Etage befindet sich eine besondere Aussichtsplattform: The Ledge (deutsch: der Vorsprung). Dort betreten Besucher Glaskästen, die aus einer Seite des Wolkenkratzers herausragen und nicht nur eine großartige Sicht bieten, sondern auch das Gefühl, im Freien zu stehen.
Für eine grandiose Aussicht sei auch das Restaurant „The Signature Room“ im 95. Stock des John Hancock Centers empfohlen.
Wer seinen Blick nach unten auf die Stadt richtet, startet eine weitere Entdeckungsreise – und versteht, warum man Chicago als Gastgeschenk eine hohe Verweildauer mitbringen sollte. Auf der Südseite des Flusses führt der Weg bis zum Michigansee, Badesaison ist von Mai bis Ende September. An den Landungsbrücken des Sees liegt der „Navy Pier“: ein Vergnügungspark mit Fahrgeschäften, Läden, Restaurants und einem 48 Meter hohen Riesenrad. Wer hier herumschlendert, kann sich ebenso sicher fühlen wie bei anderen Erkundungstouren durch Chicago. Sollte man nach dem Weg fragen müssen – was angesichts der Übersichtlichkeit im rechtwinkligen Straßensystem nicht oft der Fall sein dürfte –, wird man freundlich beraten oder gar ein Stück des Weges begleitet. 
Beispielsweise ins Shedd Aquarium – ein ideales Ausflugsziel für Hobby-Meeresbiologen, Schlechtwettergeplagte oder Familien. Bei mehr als 32.000 Tieren, einem Show-Ozeanarium, einer Polarzone und Einblicken in die Wasserwelten des Amazonas, der Großen Seen bis hin zur Karibik lässt sich ein halber Tag und mehr in dem Gebäude verbringen. Auch das Historische Museum am Lincoln Park sollten Chicago-Reisende unbedingt auf die Liste setzen – auch jene, die beim Wort „Museum“ nur geplagt aufstöhnen. Denn hier reisen die Besucher kurzweilig in die Vergangenheit der Stadt, bekommen unter anderem einen Einblick in die Geschichte der Sklaverei und lernen nicht zuletzt den berüchtigten Al Capone nebst seinen Gangster-Kollegen kennen. 
Doch der Top-Schurke aus der Zeit der Prohibition ist längst Vergangenheit. Fürchten muss man sich im heutigen Chicago wahrlich nicht. Die Stadt ist eine freundliche, offene und städtebaulich klar strukturierte Metropole, in der man sich schnell zu Hause fühlen kann.

Rivka Kibel

Chicago-Tipps
Unter www.citypass.com gibt’s ein Gutscheinheft mit ermäßigten Eintrittskarten für Touristenattraktionen. Mit dem Pass können Gäste an der Warteschlange vorbei direkt zum Eingang gehen. Das Shedd Aquarium ermöglicht nach vorheriger Anmeldung besondere Erlebnisse – etwa Haie oder Pinguine zu füttern. Buchungen vorab unter www.shedd aquarium.org.
Icelandair fliegt von März 2016 an ganzjährig viermal wöchentlich via Keflavik nach Chicago. Die Umsteigezeit auf Island beträgt 60 bis 90 Minuten. Ohne Erhöhung des Flugpreises ist ein bis zu siebentägiger Stopover auf der Insel möglich.