USA

Miami: Wieder Party-Laune

Nicht nur Art déco in Miami! Am Ocean Drive liegt dieser schneeweiße Ozeandampfer „vor Anker“

Die Stadt feiert nach ihrem Geburtstag den Nationalparkgedanken

Im Shark Valley tummeln sich Dutzende Alligatoren. Fotos: ken, pixabay

Miami feiert schon wieder. 2015 stand 100 Jahre Miami Beach im Zentrum. In dem Zeitraum hatte der Stadtteil auf der Inselzunge zwischen der Biscayne Bay und dem Atlantik manchen Stürmen getrotzt. 
Jetzt feiert Miami 100 Jahre National Park Service in den Vereinigten Staaten. Amerikas Partymetropole fühlt sich dazu berufen, weil sie als einzige Stadt zwischen zwei der mehr als 400 amerikanischen Nationalparks liegt. Das größte subtropische Feuchtgebiet der USA, die Everglades, und der fast völlig aus Wasser bestehende Biscayne National Park rahmen Miami ein. Im Jubiläumsjahr eröffnet Shark Valley, das Herz der Everglades, ein neues Besucherzentrum, veranstaltet Radfahrten, Läufe und Triathlons. 
Eine Bummelbahn führt jetzt durch die spektakuläre Dämmerung des Alligatorenrefugiums. Bis Mai verkehrt ein kostenloser Trolley-Bus zwischen Homestead im Süden Miamis und den beiden Nationalparks.
Noch bis April lädt der Biscayne National Park jeden zweiten Sonntag im Monat zum großen Familienfest. Eine Ausstellung begrüßt Flugreisende auf dem Miami International Airport mit preisgekrönten Fotos über die unberührte Wildnis Südfloridas. Diese Maßnahmen sollen den Nationalparkgedanken weiter stärken, der vor 100 Jahren durch eine US-einheitliche Verwaltung Aufschwung bekommen hatte.
Von den Feiern im letzten Jahr zeugen 31 frisch gestrichene Stelzenhütten an den Stränden. Angelehnt an den charmanten Art-déco-Stil von Miami Beach behausen sie seit 1992 die Rettungsschwimmer. 
Zum Jubiläum spendierte sich die Stadt zwei weitere Ikonen ihres bunten Strandlebens. Dass die anderen Wachen keine 100 Jahre alt sind, weil ihre Vorgänger eh erst 1990 erbaut wurden und schon zwei Jahre später dem Hurrikan Andrew nicht standhielten, kümmert hier keinen. Gerade in der unverdrossenen Wiederaufbauhaltung sind sie „typisch Miami“.
Auch der Art-déco-District entstand als Antwort auf einen verheerenden Hurrikan. Hinter deren pastellfarbenen Instandhaltung der 960 Bauten aus den 30er und 40er Jahren zwischen Lincoln Road, Sixth Street, Ocean Drive und Alton Road steht die Miami Design Preservation League, deren Mitglieder durch den District führen. Die Führungen beginnen in einem Art-déco-‧Gebäude am Strand vor dem Ocean Drive.
Die Führer erzählen die Geschichten des Art-déco-Juwels Miami, dessen leichter Schliff Kriminalität, Korruption und Kokain nur erahnen lässt. Die Stadt war Gangsterdorado und Drogenhölle, Rentnerparadies, Hippie-Hochburg und Schwulenmekka. Heute gilt sie als Hort von Stararchitekten und Szenetreff für internationale Kunstkenner und Partygänger.
Ganz unbeeindruckt davon feiert Little Havana weiterhin einfach sich selbst. Vor allem an der Calle Ocho im Club Hoy Como Ayer mit seinen berühmten Konzerten. Der Stadtteil zählt über eine Millionen Latinos, die meisten sind Exilkubaner. 
An verschiedenen Buden wird tiefschwarzer Kaffee aus fingerhutkleinen Bechern geschlürft. In den bunten Restaurants kommt Hispanisches in üppigen Portionen auf den Tisch. Und auf den Straßen und Gassen mischen sich Rhythmen von Salsa und Merengue mit dem Duft von Tabak und Kaffee.
Jene, die nicht zum großen Geld gekommen sind, treffen sich im Maximo Gomez Park beim Domino und ärgern sich über die „viele heiße Luft“ in dem US-kubanischen Beziehungsfrühling. Doch dann wird weiter gelacht, geflucht, lauthals diskutiert oder stumm auf Zigarren herumgekaut. Typisch Miami eben.
Karin Willen
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