USA

Long Island: Ruhe auf der Pommesgabel

Entspannt: An den Stränden der North Fork ist im Spätsommer nicht mehr viel los

Nach einem stressigen New-York-Trip ist Long Island wärmstens zu empfehlen

Nobel: Die Straßen der Hamptons sind gesäumt von Boutiquen und Antiquitätenläden. Fotos: rie

"Wir müssen total verrückt sein“, sage ich, als wir mit unserem Mietwagen in Manhattan aufbrechen und Kurs Richtung Long Island nehmen – ausgerechnet am ausflugsreichen Labor-Day-Wochenende, an dem sich dort wahrscheinlich halb New York City tummelt. Schließlich ist die langgezogene Halbinsel direkt vor der Haustür Big Apples das Naherholungsziel schlechthin, quasi ein Urlaubswohnzimmer für gestresste Großstädter.

Die Befürchtungen sollten sich rasch in Luft auflösen. Statt zahllose Kurzurlauber aus der Millionenmetropole, die sich auch hier gegenseitig auf die Füße treten, nehmen am Strand fröhliche Grüppchen ein Bad in der Septembersonne. Statt genervte Einwohner, die sich zum Saisonausklang nichts mehr als das ebenfalls nahende Ende der Touristenflut wünschen, sind überall nur freundliche Gesichter zu sehen.

Schluss am „Tumbleweed Tuesday“

Anscheinend ist es eine gute Idee, die Erkundung von Long Island auf der so genannten North Fork zu beginnen. Denn die nördliche Zinke der Peninsula, die sich zum östlichen Ende hin wie eine Pommesgabel in den Atlantik teilt, unterscheidet sich deutlich vom südlichen Pendant. Das bestätigt auch unsere Gastgeberin Janet aus dem verschlafenen Ort Mattituck: „Hier ist es selbst in der Hochsaison deutlich ruhiger als auf der überlaufenen South Fork.“

Dass der Andrang dort so groß ist, liegt an der Anziehungskraft der Hamptons, jener Promi- und Nobelstädtchen, in denen viele Reiche und Schöne des Landes ihre Sommerfrische verbringen. Unzählige Touristen schieben sich dann durch die von Edelboutiquen, Antiquitätenläden und Immobilienmaklern gesäumten Straßen oder lungern als Promi-Spotter an makellos weißen Stränden herum. „Das bricht nach Labor Day aber schlagartig ab“, versichert Janet.

In der Tat können wir bereits am Tag eins nach dem Ende der amerikanischen Reisesaison entspannt durch Southampton oder East Hampton bummeln. Und auch am Montauk Point, wo ein schmucker Leuchtturm die South Fork abschließt, sind die vielen Hundert Parkplätze plötzlich wie leergefegt. „Tumbleweed Tuesday“ nennen Einheimische diesen ersten Dienstag im September sehr treffend – man kann sich gut vorstellen, wie statt endloser Autokolonnen schon bald Wüstenbüsche über verwaiste Straßen rollen.

Kürbisjäger und Weinverkoster

Auf der Nordseite ist die Saison hingegen noch lange nicht vorbei. Im nahenden Herbst stehen die Farmer der Region, deren Verkaufsstände bereits im Sommer die gemütlichen Landstraßen prägen, durch den einsetzenden Run auf Kürbisse im Mittelpunkt. Ein Besuchermagnet in der Nebensaison ist aber auch Long Islands Ruf als hervorragende Weinregion, den viele ambitionierte Winzer mit hochwertigen Tropfen rechtfertigen. Wem aber selbst dieser Trubel zu viel ist, kann immer noch auf diverse Strände ausweichen und ein spätsommerliches Bad im Atlantik nehmen.

 

Weitere Reisetipps

Einen Besuch wert sind auf der South Fork nicht nur die Hamptons, sondern auch die Hafenstadt Sag Harbor, wo statt Eleganz eher künstlerisches Flair herrscht. Naturfreunde sollten unbedingt einen Abstecher nach Shelter Island mit dem Naturschutzgebiet Mashomack Preserve unternehmen, um zum Beispiel Tropfenschildkröten oder zahlreiche Vögel wie Fischadler zu beobachten. Weitere Infos zu Long Island findet man unter www.discoverlongisland.com/german.

Thomas Riebesehl