USA

Alaska: Der Weg ist das Ziel

Ob echt oder Fake: Elche gibt es überall in Alaska zu sehen

Unsere Autorin träumt nach einem Roadtrip durch Alaska von einem Wiedersehen

Bären verursachen gerne mal Staus auf den Straßen in Alaska. Fotos: uf

„Moose, Moose“, schreie ich und presse mich in den Autositz. Wie in Zeitlupe nehme ich den Elch wahr, der von links über die Straße rennt, ein Jungtier hinterher, nur einen knappen halben Meter an unserem Auto vorbei. Meine Freundin, die gerade noch unseren Wagen anhalten konnte, starrt regungslos den beiden riesigen Tieren nach, die im Gebüsch verschwinden. Wir sind schockiert und fasziniert zugleich und müssen im nächsten Ort erst einmal anhalten, um einen Kaffee zu trinken – und Schokolade zu essen, für die Nerven.

Unsere Mietwagenrundreise hat am Flughafen in Anchorage in Alaska begonnen. Die größte Stadt des Bundesstaates selbst sei nicht schön, wurde uns gesagt. Deshalb verbringen wir die ersten beiden Tage in der Knik River Lodge, knapp 100 Kilometer entfernt vom Großstadtgetümmel, mitten in der Einsamkeit.

Die Straße endet auf dem Parkplatz der Lodge, die über einige wenige freistehende Cabins verfügt, die einen grandiosen Blick auf Berge und den Knik River bieten. Bären gebe es hier nicht, sagte der Mann an der Rezeption. „Aber viele Elche.“ Doch auch die sehen wir in den ersten beiden Tagen nicht.

Nachdem wir uns akklimatisiert haben, führt unsere Reise in Richtung Denali National Park. Je weiter die Fahrt gen Norden geht, desto beeindruckender wird die Landschaft. Bald schon sieht man die Alaska Range. Der Denali, der höchste Berg in den USA, bleibt jedoch an diesem Tag hinter den Wolken.

Während wir uns an der Landschaft nicht sattsehen können, kracht es auf einmal. Ein Stein muss gegen die Windschutzscheibe geknallt sein, die jetzt kleine, feine Risse hat. Unsere Wirtin Lily fängt an zu lachen, als wir sie mit besorgter Miene fragen, wo die nächste Werkstatt sei. „Das Loch ist ja noch nicht mal so groß wie ein Vierteldollar – keine Panik, da sagt niemand was, wenn ihr das Auto am Airport wieder zurückgebt“, sagt sie. Und sie wird Recht behalten.

Lily und ihr Mann betreiben die Lodge A Taste of Alaska, die unweit von Fairbanks in völliger Abgeschiedenheit liegt. Überall in den Zimmern und auf dem Areal findet man Antiquitäten und Dinge, die man dort nicht vermuten würde, zum Beispiel eine alte Zapfsäule. Dinge, die hierzulande sicher auf dem Sperrmüll gelandet wären. Zu dieser Lodge passen sie jedoch und verleihen ihr einen besonderen Charme, der nur von einem grandiosen Ausblick auf die Alaska Range getoppt wird.

Uns fällt es schwer, weiterzufahren. Doch zweieinhalb Wochen Alaska sind einfach viel zu wenig Zeit. Es gibt noch so viel zu entdecken, das mindestens genauso schön ist wie der Blick auf die schroffe Bergkette. Zum Beispiel der Weg von Valdez zur Sheep Mountain Lodge, wo ein Schwarzbär am Straßenrand einen Stau verursacht, bevor ein Regenbogen die faszinierende Landschaft zu einem fast kitschigen Postkarten-Motiv werden lässt.

Alle paar Kilometer springen wir aus dem Auto, um ein Foto zu schießen. Springen wieder rein, fahren weiter. So erreichen wir Seward und dann unsere letzte Station Homer. Nach zweieinhalb Wochen kommen wir wieder in Anchorage an und sind uns einig: Der Weg war das Ziel (und Anchorage ist eigentlich auch ganz hübsch).

 

Info Mietwagen Alaska
Die Mietwagen können am Airport in Anchorage abgeholt werden. Man sollte sich unbedingt einen Mietvertrag auf Deutsch geben lassen und darauf achten, dass alles inkludiert ist. Oft versuchen die Firmen vor Ort, den Reisenden eine zusätzliche Versicherung zu verkaufen, die jedoch nicht notwendig ist.
Die Straßen in Alaska sind meist gut befahrbar. Doch nicht alle Strecken sind auch über die Versicherung abgedeckt, zum Beispiel die über den Hatcher-Pass.
Achtgeben muss man zudem auf Tiere, die über die Straßen laufen.
Auf der Website www.511.alaska.gov findet man aktuelle Informationen zu Straßensperrungen, beispielsweise durch Waldbrände.

Ute Fiedler
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