Brasilien

Brasilien: All-inclusive im Anmarsch

Das Fünf-Sterne-Hotel Iberostar Praia do Forte soll im November eröffnen.

Das Fünf-Sterne-Hotel Iberostar Praia do Forte soll im November eröffnen. Foto: Iberostar

Die Hotellandschaft in Bahia wächst kräftig

Die Mallorquiner kommen. Nach der Karibik und Mexiko wollen die spanischen Hotelketten nun auch die brasilianische Nordostküste erobern. Fokus der Expansion sind die langen Traumstrände nördlich von Salvador da Bahia, Brasiliens drittgrößter Stadt mit prachtvoller kolonialer Vergangenheit. Den Anfang machte Iberostar: Vor zwei Jahren eröffnete das Unternehmen bei Praia do Forte, 70 Kilometer nördlich von Salvador, ein All-inclusive-Resort mit 632 Zimmern und 18-Loch-Golfplatz. Das Iberostar Bahia war von Anfang an ein voller Erfolg und vermarktet sich nicht nur in Europa sehr gut – die Deutschen sind mit 20 Prozent stark vertreten. Auch der stark wachsende brasilianische Inlandsmarkt findet Geschmack an der Marke und füllt zeitweise 60 Prozent der Betten. All-inclusive bei Praia do Forte
Kein Wunder, dass Iberostar expandieren will: Gleich nebenan wird ein zweites Resort gebaut, das mit 536 Zimmern nur wenig kleiner wird. Die Eröffnung des Iberostar Praia do Forte erfolgt im November. Dann wird das Angebot um Wellness und drei Spezialitätenrestaurants erweitert. Die Gäste der Doppelanlage können zwischen neun Restaurants wählen – All-inklusive total. Es ist noch mehr geplant: Eine Sechs-Sterne-Anlage mit mehr als 200 Zimmern in luxuriösen Bungalows oder Villen soll entstehen, der Golfplatz auf 27 Löcher erweitert werden. Beides sollte ursprünglich 2009 fertig sein. Doch nun haben die Spanier erst mal ein wenig gebremst. Liegt es daran, dass die Konkurrenz sich regt? Offenbar bereiten auch die anderen spanischen Hotelgesellschaften den Sprung nach Salvador vor: Fiesta will im Dezember 2009 an den Start gehen, Sol Meliá folgt danach, Riu stand schon kurz vor Vertragsunterzeichnung und H 10 soll ebenfalls konkrete Pläne haben. So könnte sich in wenigen Jahren eine Perlenschnur großer AI-Anlagen die Küste von Salvador entlangziehen. Ein relativ neues Phänomen, denn nebenkostenfreien Urlaub mit Rundumbespaßung nach karibischem Vorbild gibt es in Brasilien erst seit acht Jahren. Das Breezes der jamaikanischen Kette Superclubs im Feriendorf Costa do Sauipe war damals Pionier. Heute hat es noch andere Konkurrenten als Iberostar: das Renaissance etwa, das Vila Gale in Mares und das neue Gran Hotel Stella Maris, mit 335 Zimmern eine relativ kleine All-inclusive-Anlage. Costa do Sauipe in der Krise
Ob die Resorts in Bahia vom Auf?treten der Spanier profitieren werden, weil die Region so einen Wachstumsschub erlebt, oder ob sie die neue Fünf-Sterne-Konkurrenz fürchten müssen, ist nicht klar.

Dass Bahia kein Selbstläufer ist, hat die Entwicklung in Costa do Sauipe gezeigt: Das Feriendorf steckt derzeit in der Krise. Während das Breezes Costa do Sauipe noch gut ausgelastet ist, ziehen sich aus den Nachbarhotels die Marken Sofitel, Marriott und Renaissance zurück – es herrscht gähnende Leere. Um Sauipe wiederzubeleben, sucht der Besitzer nach neuen Konzepten oder Käufern. Wahrscheinlich ist, dass das Dorf mit 1.057 Zimmern aus einer Hand betrieben wird – womöglich mit dem Label All-inclusive versehen.
Klaus Pranger
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