Peru

Staunen über den Scharrbildern

Aerodiana bietet Rundflüge ab und bis Pisco an.

Im Flugzeug über den Nazca-Geoglyphen

Das Scharrbild "Die Hände" in Nazca. Fotos: kw/Prom Peru

Landebahnen für Außerirdische? Ein gigantisches Astro-Lehrbuch? Oder eine Kartierung unterirdischer Wasserläufe, die sich bis heute halten konnte in dem extrem trockenen nördlichen Ausläufer der Atacama-Wüste von Peru? Die gigantischen Hinterlassenschaften einer untergegangenen Kultur namens Nazca geben der Welt seit ihrer Entdeckung 1926 Rätsel auf.

Was hat es auf sich mit dem Kolibri, dem Affen, den mystischen Mischwesen aus Mensch, Tier und Pflanze oder den trapezförmigen Linien mitten in der kargen Geröllwüste? Großes, doch die fantasievollen Deutungen seit den 50er Jahren sind wohl null und nichtig. Dies sagt lächelnd Reiseleiterin Margerita, bevor sie uns in der peruanischen Hafenstadt Pisco in den Flieger steckt, mit dem Hinweis: "Aerodiana-Flugzeuge sind sicher."

Sicher ja, und neu ist der Zwölfsitzer auch. Aber die steilen Kurven in 670 Metern über den Nazca-Geoglyphen bescheren ein flaues Gefühl im Magen. Nur gut, dass wir den Traubenschnaps, den Pisco Sour, erst nach dem Flug trinken wollten. Schnell erfasst uns über den Scharrbildern andächtiges Staunen über die fremde Kultur in der Steinwüste. Die war hier zwischen 200 vor und 600 nach Christus, also deutlich vor den Inkas, lebendig. Tiere und menschliche Figuren, geometrische Formen und schnurgerade Linien von bis zu 20 Kilometern Länge setzen eindrucksvolle Zeichen in die karge Wüste zwischen dem Pazifik im Westen und den Anden im Osten.

Zurück in Pisco, erklärt Margerita, dass die gigantischen Figuren, die die deutsche Mathematikerin Maria Reiche (1903 bis 1998) vier Jahrzehnte lang erforscht hat, Rituallinien sind, die unter anderem vom Tal aus gesehen werden sollten. Archäologen um den Deutschen Markus Reindel haben das Rätsel der Nazca-Linien gelöst, nachdem sie in den letzten Jahren Pfosten und Steinbauten in Zusammenhang mit den Linien nachwiesen.

Reindels Theorie, dass sich die Clans hier in der Pampa gegenseitig ihre Macht und Stärke demonstrierten, überzeugt die Fachwelt. "Ihr seht die Reste einer Rituallandschaft für Wasser- und Fruchtbarkeitskulte, deren Tempel und Sichtpfähle verschwunden sind", sagt Margerita, "es waren heilige Plätze." Die Zeit überdauert haben nur die Linien, die über der Gipsschicht aus der Geröllwüste freigelegt und -gekratzt und dann gestampft worden waren.

Margerita bedauert, dass Reiche die Lösung des Rätsels nicht mehr erleben konnte, denn deren Vermessung auf der Suche nach mathematischen Formeln rettete die Figuren vor dem Vergessen. Dafür sind die Peruaner der Deutschen so dankbar, dass sie ihr zu Ehren in Lima in einem Nazca-Park einige Geoglyphen mit bunten Blumenrabatten nachzeichneten.


Karin Willen

 

Flüge über Nazca
Die Region Ica mit Nazca, der Sanddünenwüste, dem Weinanbaugebiet Pisco, dem Küstenort Paracas und den Vogelinseln Islas Ballestras ist etwa drei Busstunden von Lima entfernt. Über den Nazca-Linien werden auch nicht sichere Flugzeuge eingesetzt. Empfehlenswert ist der Flug darüber von Pisco aus mit Aerodiana. Die peruanische Airline LC Peru bietet seit diesem Monat Flüge von Pisco nach Lima und Cuzco an, bei der die Linien überflogen werden. Die Flüge finden in einer neuen Twin-Otter-Maschine statt.