Uruguay

Montevideo: Hauptstadt im Aufbruch

Streetart in den Straßen der Hauptstadt Uruguays

Streetart in den Straßen der Hauptstadt Uruguays

Am Nordufer des Rio de la Plata entstehen viele neue Hotspots

Die Rambla am Rio de la Plata ist die Hauptschlagader von Montevideo

Die Rambla am Rio de la Plata ist die Hauptschlagader von Montevideo. Fotos: og

Radler flitzen, Jogger traben, zwei Mittsechziger rollen auf Longboards mit Elektroantrieb über die Rambla. Auf einem Fußballfeld am Ufer des Rio de la Plata jagen Spieler dem Ball hinterher, direkt daneben hat ein Personal Trainer sein Outdoor-Studio aufgebaut, wo er den Kindern den Speck abtrainiert. Der Fitness-Kult hat auch Montevideo erreicht.

Schauplatz ist die 22 Kilometer lange Promenade entlang der Küstenstraße, die von Radwegen, Parks und Sandstränden gesäumt wird. Während in Barcelona der Name des wichtigsten Boulevards „Rambla“ ist, steht das Wort in Uruguay für einen ganzen Lifestyle – jeder Ort am Wasser hat sozusagen eine Rambla.

Natürlich wird hier auch gebadet und gechillt. Wer am Wochenende nicht aufs Land fährt, pilgert mit Liegestühlen, Picknick – und dem obligatorischen Matetee – ans Flussufer. Die Promenade gehört zu den klassischen Highlights der Stadt mit ihren 1,5 Millionen Einwohnern, ebenso wie die Architektur des Centro Historico, der Zuckerbäckerbau Palacio Salvo, der Karneval und das Tango-Museum.

Doch seit einigen Jahren befindet sich Montevideo im Aufbruch: Es gibt viele neue Szenelokale wie das „Cebollati 1326“, wo man sich am Wochenende zum Gourmet-Brunch trifft. In den Zellen des einstigen Gefängnisses von Miguelete wird jetzt moderne Kunst ausgestellt. Und vor zwei Jahren eröffnete in einer ehemaligen Möbelfabrik der Mercado Ferrando – eine stylishe Food-Mall mit Ceviche und Pulled Pork, Churros und Craft-Bier.

Ebenso in alter Industriearchitektur ging „Sinergia“ an den Start, ein Inkubator für die Ideen uruguayischer Designer. Erstehen kann man hier hippe Mode, Vinyl, Accessoires und Möbel. „Wir wollen ein Publikum erreichen, das einheimisches Design noch nicht kennt“, sagt Geschäftsführerin Nina Azzarini. „Früher musste alles importiert sein, um einen Wert für die Menschen zu haben – heute sind wir stolz auf unsere eigenen Marken.“

Das Viertel rund um Sinergia, das lange als heruntergekommen galt, sei durch das Projekt aufgewertet worden, meint die junge Unternehmerin: „Gerade erst haben nebenan zwei neue Restaurants eröffnet.“ Kein Einzelfall in Montevideo: Überall nehmen die Bewohner die Stadt in Besitz, verschönern sie, entwerfen neue Stadtführungen.

„Die Gentrifizierung hat uns bisher noch nicht erreicht“, sagt James Lumsden, ein British-Uruguayer, der Streetart-Touren anbietet. Er erklärt die Hintergründe zu den famosen Wandgemälden in der Altstadt. Die Straßenkunst wird in Uruguay nicht kriminalisiert, sondern sogar staatlich gefördert: Demnächst schwärmen die Muralisten aufs Land aus – dann werden auch die Dörfer zu Kunstwerken.

Die Reisen nach Montevideo sind unter anderem bei Aventoura im Programm.

Oliver Gerhard
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