Kenia

Kenia: Rosa Wolken, graue Riesen

Ein Nashorn auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen für die Siesta.

Ein Nashorn auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen für die Siesta. Foto: aze

Im Lake-Nakuru-Nationalpark bei Flamingos und Nashörnern

Die zweimotorige Propellermaschine zieht noch eine Runde über dem Airstrip am Lake Nakuru. Derweil trollen sich Zebras und Impalas gemächlich von der Piste, eine Büffelherde grast in beruhigendem Abstand. Der Nationalpark am Nakuru-See wird gern auf Fly-in-Safaris und Overland-Touren zur Masai Mara oder Richtung Mount Kenia angesteuert. Hauptattraktion sind die Flamingos, zu manchen Zeiten sind es bis zu zwei Millionen, die rosa Teppichen gleich den See bedecken. Zunächst aber geht es im Geländefahrzeug durch lichten Wald und Grasland. Das Gebiet liegt auf 1.660 Metern Höhe mitten im ostafrikanischen Grabenbruch und wird von den umgrenzenden Bergrücken geschützt. Eine ideale Lage habe diese überschaubare Region, um noch andere bedrohte Spezies zu schützen, erklärt der Guide. So hat der Kenya Wildlife Service (KWS) den seltenen Rothschild-Giraffen hier einen neuen Lebensraum geschaffen. Spektakulär hatten sich die Aktionen zur Rettung der schon fast weggewilderten Breitmaul- und Spitzmaulnashörner gestaltet. Aus verschiedenen Teilen Afrikas seien die Rhinos in der Nakuru-Region angesiedelt worden – und werden rund um die Uhr von einem Dutzend Rangern bewacht. Die massigen Dickhäuter vermehren sich prächtig und sind auf insgesamt knapp 80 Exemplare angewachsen. Zwei stattliche Spitzmaulnashörner queren direkt vor dem Landcruiser die Piste und suchen ein schattiges Plätzchen für die Siesta. Bald kommt der See in Sicht. Man hört und riecht die Vögel schon von Weitem – strenger Geruch und lauteres Dauergeklapper erfüllen die Luft. Riesige Scharen schneeweißer Pelikane säumen das Ufer. Dahinter wogen die Flamingos wie rosa Wolken durcheinander, sind ständig in Bewegung, durchsieben mit ihren großen Schnäbeln den Natronsee nach Leckerbissen. Hier fressen sie sich mit winzigen roten Krebstierchen satt, bis sie so richtig in Balzstimmung kommen und dann wieder zu ihren Brutkolonien in anderen Seen des Great Rift Valley zurückkehren. Das einmalige Naturschauspiel machte es schon früh nötig, die Tiere zu schützen. Was 1961 noch zu kolonialen Zeiten begann, wurde 1967 unter der neuen Regierung Kenias zum ersten Vogelschutz-Nationalpark ganz Afrikas ausgebaut. Einen großartigen Blick über die ganze Szenerie bieten die Pavianfelsen am südwestlichen Rand des Sees. Die Landschaft überrascht zudem mit einer grünen und üppigen Vegetation. Das Schutzgebiet sei zu klein für Elefanten, meint der Guide. Sonst wäre alles längst leer gefressen. So finden hier Antilopen, Wasserböcke, Affen, Büffel und Giraffen einen gut gedeckten Tisch – und somit die wenigen Löwen und Leoparden des Parks ebenfalls.
Monika Zeller
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