Südafrika

Oh! Darling

In Darling hat sich Kabarettistin Evita eine eigene Welt geschaffen.

In Darling hat sich Kabarettistin Evita eine eigene Welt geschaffen.

Südafrika: Im Westen Kapstadts gelangt man an sonderbare Orte

Spröder Charme: der Küstenort Paternoster an der Westküste Südafrikas

Spröder Charme: der Küstenort Paternoster an der Westküste Südafrikas. Fotos: pa

Heute ist Dienstag und Evita nicht da. Die Kabarettistin kehrt auf ihrer Farm in Darling meist nur am Wochenende ein, um Vorstellungen zu geben. Darling ist ein Ort, wie es in Südafrika viele gibt, doch Evita verleiht ihm ein Gesicht. Ihre Politsatire ist im ganzen Land bekannt. Schon zu Zeiten der Apartheid nahm sie die Staatsoberhäupter auf den Arm. Evita erlangt Narrenfreiheit, indem sie sich maskiert: mit falschen Wimpern, Perückenlocken, eleganten Kleidern. Darunter ist sie Pieter-Dirk Uys, ein weißer Südafrikaner.

„Elections and Erections“ heißt ein Stück, das in diesem Jahr auf Evitas Spielplan steht. Ihre Farm ist die alte Bahnstation von Darling, und im einstigen Bahnwärterhäuschen befindet sich das Theater: rote Klappsitze, Minibühne, und die Wände sind mit Evita-Bildern tapeziert. Das Restaurant eine Tür weiter ist mit Lederkoffern, Kunstblumen und Kitschvasen dekoriert. Die Gebäude sind babyrosa und türkis gehalten, dahinter liegt der Garten. Zwischen die Büsche sind Skulpturen gepflanzt, von Bäumen baumeln CDs und aus einem Beet ragt ein großes gelbes McDonald’s-„M“. Schmusige Katzen drehen Achten um Besucherbeine, derweil man sich fragt, was das alles bedeuten mag.

Die meisten Touristen wenden sich in Kapstadt schnurstracks gen Osten, um den Südafrika-Klassiker zu bereisen, die Gartenroute. Zwar ist die Landschaft dort reizvoller als im Westen, wo Getreidefelder und Viehweiden und Achtung-Schildkröten-Schilder langweilen. Doch dafür kann man in der Region kuriose Flecken wie Evitas Welt entdecken.

Auch die Gästefarm Kersefontein bei Hopefield ist speziell. Im Kamin knuspert ein Feuer, davor streckt ein Zebrafell alle Viere von sich. Julian Melck führt das 1744 im kap-holländischen Stil erbaute Anwesen in achter Generation. Die Zimmer atmen Geschichte, man riecht es. Neulich war Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit zu Gast, sein Buch mit Widmung türmt sich auf Kunstbänden im Flur. Überhaupt ist jede verfügbare Stelle belegt – mit Büchern, Kunstgegenständen, historischen Gerätschaften. Eines der Badezimmer ist mit Aktfotos ausgekleidet, und auch die anderen Wohneinheiten weisen viel Stilwillen auf. Kersefontein ist zugleich Museum und Bauernhof.

Weiter oben an der Küste, bei Paternoster, lohnt sich der Blick aus dem Autofenster wieder. Die Häuser des Dorfes sind weiß wie die Gischt. Am Strand gammelt armdicker Seetang, bunte Boote liegen herum wie ein gestrandeter Fischschwarm. Paternoster ist unwirtlich, aber hernach weiß man wieder zu schätzen, wenn es anderswo heimelig ist.

Im Mangwanani-Spa, das dem Zevenwacht-Weingut bei Stellenbosch angeschlossen ist, glimmen Heizpilze, es duftet nach Stroh und Öl. Bei allen Anwendungen, von der Hand- bis zur Ganzkörpermassage, kommen Kosmetika auf Basis von Traubenkernöl zum Einsatz. Die Angestellten stammen aus der Gegend und wurden nach dem Mangwanani-Konzept ausgebildet, das als Spa-Kette in Südafrika etabliert ist. Zevenwacht ist zugleich auch Hotel und schnürt die Wohlfühlangebote zu Paketen mit Übernachtung und Weinproben.

Den Rundkurs um Kapstadt kann man mit einem Aufenthalt im Asara Wine Estate & Hotel krönen. Es wurde im vergangenen Jahr als Fünf-Sterne-Haus eröffnet und gehört zur Relais & Chateaux-Kooperation. Asara ist ein Kunstwort, geschaffen aus den Namen afrikanischer Götter. Und tatsächlich werden die Gäste mit himmlischen Genüssen betört. Es gibt zwei Restaurants, die „Sansibar“, Pralinen- und Eisverkauf sowie Weinverkostungen.

Pilar Aschenbach 

Infos im Internet
Evitas Farm: www.evita.co.za
Gästefarm Kersefontein: www.kersefontein.co.za
Weingut Zevenwacht: www.zevenwacht.co.za
Mangwanani Day Spa: www.mangwanani.co.za
Asara Wine Estate & Hotel: www.asara.co.za