Südafrika

Südafrika: Fast Food für Löwen

Durchgeschüttelt und eingestaubt: So soll eine echte Safari enden. Foto: jm

Erlebnisse im Madikwe Park an der Grenze zu Botswana

Es gab mal wieder Fast Food für die beiden Brüder. Impalas tragen am Hinterteil im Fell ein schwarzes M, das in der Form an ein bekanntes Schnellrestaurant erinnert. Jetzt sind die Löwen-Brüder satt, verdauen die Antilope und liegen müde im Buschgras. Einer gähnt und zeigt seine mächtigen Zähne.

„Ein Leben lang werden sie zusammen jagen, selbst wenn der eine ein Weibchen hat“, flüstert Rangerin Mora. Ihr offener Jeep steht keine fünf Meter neben den Löwen. Ihre Gäste staunen. Madikwe? Selbst Südafrika-Kenner runzeln da in der Regel die Stirn. Was gar nicht so verwunderlich sei, meint Mora später beim Tee. „Das Madikwe Wildreservat gehört zu den jüngeren Parkgründungen. Es wurde erst 1993 eröffnet und umfasst nur 160 Quadratkilometer Buschland.“

Mora steigt aus dem Jeep und schultert ihr Gewehr – auch zur Pause in der mittäglichen Ruhe. „Während der Operation Phoenix wurden Leoparden, Wildhunde und Hyänen, später auch Löwen und Elefanten angesiedelt. Heute leben mehr als 10.000 Tiere hier, 28 Arten, darunter die Big Five. Einige habt ihr ja schon gesehen ...“ Alle plappern sofort los: gestern zum Frühstück die Elefantenherde, später eine Nashornfamilie, Büffel, Giraffen, Zebras und eine Vielzahl von Antilopen, darunter auch viel Fast Food für die 74 Löwen im Park ...

Madikwe ist weitläufig, wird dominiert von Savannen- und Buschebenen sowie Inselbergen. Der malariafreie Park liegt zwischen der Grenze zu Botswana im Norden und den Dwarsbergen im Süden. Nach Johannesburg sind es rund 400 Kilometer. Nah für Neugierige, denen überlaufene Parks ein Gräuel sind, aber zu weit weg für Faulenzer, die sich in Sun City vergnügen und allenfalls eine Tour in den Pilanesberg-Park machen.

Madikwe ist ein Platz für Tierliebhaber, die am liebsten den ganzen Tag lang keine anderen Touristen und Jeeps sehen möchten und dafür bei der Pirsch etwas Geduld mitbringen, wenn es darum geht, einen der 40 Leoparden aufzuspüren.Für die Abendsafari verspricht Mora: „Ihr werdet hören, wie die Löwen kommunizieren.“ Und tatsächlich: Ein Männchen und ein Weibchen halten mit durchdringendem Brüllen ihren Abendplausch. Bis zu acht Kilometer weit ist der zu hören.

Wenn im Juni die Fußball-WM beginnt, spielt Deutschland zwar zunächst in Durban und Port Elizabeth, aber am 23. Juni auch in Johannesburg gegen Ghana. Ideal wäre ein 3:0 und hinterher die Big Five in Madikwe. Falls es aber ein 0:3 wird und Deutschland heimreisen muss, kann man ja nach Botswana entfliehen.

Aber Achtung: Wenn man mit einem südafrikanischen Mietwagen fahren möchte, benötigt man eine schriftliche Genehmigung der Autovermietung. Ein Visum ist nicht erforderlich, die Grenzformalitäten dauern selten länger als 20 Minuten. Ein Hinweis für alle, die von Madikwe aus noch weiter nördlich wollen: Von der nahen botswanischen Hauptstadt Gaborone zu den Victoriafällen muss man rund 40 Stunden Fahrt einplanen.
Jochen Müssig