Ägypten

Ägypten: Bei Rindern und Kamelen

Ausflugsziel für Flussreisende in Assuan: der Viehmarkt in Daraw. Foto: aze

Auf dem Viehmarkt von Daraw kann man normalen Alltag erleben

Wie ein Klangteppich liegt das Blöken, Meckern und Muhen unzähliger Schafe, Ziegen und Rinder über dem staubigen Viehmarkt in Daraw. Mit heiserem I-Aaaa „hupen“ Esel für ihre Reiter einen Weg durch das Gewühl aus Tierherden, Verkäufern und Käufern frei. Überall stehen Männer in Gruppen zusammen, wird lautstark und gestenreich palavert.

Inmitten des Viehs sitzt ein halbes Dutzend stolzer Turbanträger im Kreis auf dem Boden und feilscht ganz offensichtlich über den Preis einiger Rinder, bevor das Geschäft mit einem Handschlag besiegelt wird, und ein Bündel Geldscheine den Besitzer wechselt. Unter schattenspendenden Planen köchelt Tee in großen Kesseln. Daneben hockt eine Schar älterer Männer, die genussvoll an ihren Wasserpfeifen ziehen. Trotz des unüberschaubaren Gewusels und scheinbaren Chaos liegt eine ausgesprochen friedliche Atmosphäre über der gesamten Szenerie.

Mehrmals in der Woche ist Viehmarkt in der Stadt Daraw, etwa zwanzig Kilometer nördlich von Assuan. Samstag und Sonntag (nicht der Dienstag, wie in den meisten Reiseführern steht) sind für die Kamele reserviert. Dann kommen die riesigen Herden, die aus dem Sudan durch die Wüste hierher getrieben wurden, auf den großen Markt. Ein Auftrieb von rund 2.000 Kamelen, die als Last- oder Reittiere verkauft werden. Die meisten allerdings sind für die Schlachthöfe der Großstädte bestimmt und landen in den Kochtöpfen in Kairo, Alexandria oder Luxor.

Anders als in den Basaren von Kairo oder Luxor werden die wenigen Europäer hier nicht als potenzielle Souvenirkäufer gesehen, sondern eher freundlich zur Kenntnis genommen. Wenn man höflich fragt, ist auch das Fotografieren kein Problem. Manche Viehhändler sind sogar stolz, wenn die zwischen den Herden herumstapfenden Touristen ihre Tiere oder sogar sie selbst ablichten. Wer nicht fotografiert werden mag, macht das einfach mit einer freundlich-abwehrenden Handbewegung deutlich. Konversationsversuche enden meist in fröhlichem Gelächter. Und Bakschisch will eigentlich nur der Schlangenbeschwörer, der seine Reptilien ohnehin für die einheimischen Marktbesucher tanzen lässt.

Der Besuch in Daraw wird von mehreren Veranstaltern und Agenturen als Ausflug von Assuan aus angeboten. Urlauber, die mit kleineren Booten oder den komfortablen Dahabeyas eine Nil-Kreuzfahrt unternehmen, können direkt vor Daraw am Ufer anlegen und sind nach wenigen Minuten Pick-up-Fahrt mitten im ländlichen Marktgeschehen.
Monika Zeller
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