Marokko

Zum Kochen nach Marrakesch

Blick über die Dächer des luxuriösen Riad-Hotels Les Jardins de la Medina im Herzen von Marrakesch.

In den historischen Riads werden Gäste auch kulinarisch verwöhnt

Traditionelles Handwerk im Les Jardins de la Medina. Fotos: rh

Sanaa Gamas weiß genau was sie will. Und auch was nicht. Bestimmt zeigt die junge Frau in der kleinen, versteckten Markthalle an der Place des Ferblanciers auf ganz bestimmte Zwiebeln, Auberginen, Tomaten, Knoblauchknollen. An den Hühnerständen indes marschiert sie rasch vorbei. „Geflügel kaufe ich woanders“. Für Minze, Petersilie und frischen Koriander aber beugt sich Sanaa am Ausgang des Areals hinab zu dem alten Mann, der seine Kräuter aus einem groben Sack heraus anbietet.

Sanaa ist nicht für ein Familienmahl auf Einkaufstour. Sie verwöhnt mit ihrer Kochkunst die Gäste des Riad-Hotels Les Jardins de la Medina im Herzen von Marrakech. Und gibt ihr Wissen, das sie unter anderem an der Seite des Pariser Küchenchefs Cyril Lignac im Café de la Poste, in der Schweiz sowie im legendären La Mammounia erworben hat, in individuellen Kochkursen weiter.

Und so bereite ich nach unserem Marktbesuch auf der luftigen Terrasse der einstigen Sommerresidenz einer Dame aus der Königsfamilie Hühnchen-Tajine und Auberginenpüree zu, backe Brotfladen und Mandelplätzchen. Und lerne, dass zum echten Thé à Menthe nicht nur frische Minze und reichlich Zucker in die Kanne kommen, sondern auch Blätter von Salbei, Absinth und Geranium.

Exquisit speisen kann man inzwischen in vielen Riads von Marrakesch. Kochkurse werden bislang nur selten angeboten in den historischen Stadthäusern, die in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten aufwändig restauriert zu kleinen und größeren Gästehäusern umgewidmet wurden. Mehr als 600 sind es derzeit. Bescheiden nach außen, überrascht ein traditioneller Riad im Inneren mit kunstvoll-prächtigem Dekor: Marmor, Stuck, Fliesenmosaike (zéliges) und mineralischer Glanzputz (tadelakt) verleihen den Räumlichkeiten eine kostbare Ausstrahlung.

Manchmal sind es nur vier Zimmer oder Suiten, die sich um den Innenhof eines Riads gruppieren. Dieser ist immer begrünt – und bekam auch deshalb seinen Namen: El ryad bedeutet im Arabischen „Garten“.

Mitunter handelt es sich bei Riads auch um ein Ensemble von mehreren benachbarten Bauten, die zu einem luxuriösen Hotel zusammengefasst wurden – meist mit Gourmet-Restaurant, Hammam und Spa, in dem oft traditionelle orientalische Anwendungen mit modernen Beauty- und Relax-Offerten kombiniert werden.

Das Frühstück serviert so mancher Riad auf der Dachterrasse – mit zuweilen atemberaubendem Ausblick auf die Stadt. Im Dar des Cigognes zum Beispiel schaut man, der Name lässt es schon ahnen, auf eine Reihe von Storchennestern auf den Zinnen der Mauer des Königspalasts.
Rita Henß