Botswana

Im Einbaum auf dem Okavango

Botswanisches Boot mit Tradition: der Mokoro-Einbaum.

Auf einer Camping-Reise kann man die Wildnis hautnah erleben

Mitten im Delta ist man mit Elefanten und Nilpferden auf Du und Du. Fotos: sps

Bevor es gemütlich wird, heißt es mit anpacken: Klappstühle, Schlafmatten, Zelte, Kochgeräte, Essen und Reisetaschen - alles verstauen Richard und Captain, die beiden Bootsführer, geübt auf den Booten. Dann zeigt Richard auf der Karte einen winzigen Punkt: Etwa 100 Kilometer von Maun entfernt liegt mitten im größten Binnendelta der Welt eine Insel - unser Ziel für die nächsten Tage.

Schnittig steuert Captain das Boot vorbei an Wiesen, auf denen Kühe weiden und an Jungs, die im knietiefen Wasser angeln. Nach einer Stunde ist der breite Flussarm nur noch eine dünne Fahrrinne, meterhohen Mauern gleich recken sich Schilfrohr und Papyrus in die Höhe.

Jahr für Jahr zaubert der Okavango für einige Monate eine magische Wasserlandschaft, bis er einfach wieder im Boden versickert, während die Wiesen und grünen Bäume wieder unter der Sonne verdorren und schließlich nur trockene Steppe und Wüste zurück-bleibt. Bis zum nächsten Jahr. Zwischen 16.000 und 20.000 Quadratkilometer Land überflutet der mächtige Okavango jedes Mal.

Immer wieder scheuchen die knatternden Bootsmotoren Schwärme von Ibissen, Kormoranen und Reihern auf. "Flusspferde vorn rechts!", heißt es plötzlich. Zwei große und drei kleine Köpfe ragen aus dem Wasser. Eins der Hippos taucht ab, dann noch eins. Sofort gibt Captain kräftig Gas. "Flusspferde können sehr gefährlich werden", erklärt er respektvoll. Tiefer und tiefer geht es auf den Wasserstraßen in das Wildschutzgebiet hinein.

Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichen wir die Camping-Stelle. Bärenpaviane jagen sich durch die Bäume, sonst ist der Platz komplett leer: kein Zeichen von Zivilisation. Mit wenigen Handgriffen sind die Zelte aufgebaut, gemütlich hockt sich die Gruppe rund ums Lagerfeuer.

Die Nacht wartet schließlich mit einem weiteren Abenteuer auf. Nur eine dünne Zeltplane trennt von der Wildnis, durch die eine Symphonie fremder Geräusche tönt. Ist das ein Tier, das am Zelt schnüffelt? Warum knackt da ein Ast? Immer wieder schrecke ich aus dem leichten Schlaf hoch und bin froh, als die Paviane tobend die Morgendämmerung ankündigen. Der frische Kaffee weckt die Lebensgeister, während Guide Stefan auf dem offenen Feuer bereits Eier mit Schinken brutzelt.

Per Boot - hier das einzig sinnvolle Fortbewegungsmittel - geht es einige Kilometer weiter ins Dorf Xaxaba. In einer kleinen Bucht erwarten uns Mokoro-Schiffer John und seine Kollegen. Lautlos gleiten bald darauf fünf leichte Einbäume durchs Wasser. Ringsherum nichts als Stille. Knapp unter Wasserhöhe sitzend, fühle ich mich selbst fast wie ein Teil der Natur.

Uneingeschränkter Herr im Boot ist der Poler, der das wackelige Gefährt mit seiner meterlangen Stange sicher durchs Schilf manövriert. "Nicht hektisch bewegen", so seine Ermahnung, "sonst kentert das Boot." Keine angenehme Vorstellung, denn im grünen Dickicht können überall Krokodile und Nilpferde dösen.

Bei der Rückkehr im Camp berichtet auch Camp-Wache Richard von einem Abenteuer. Kurz zuvor sind mehrere Elefantenbullen durch den Zeltplatz gelaufen. Zwei von ihnen grasen noch genüsslich auf der anderen Flussseite, kaum hundert Meter von uns entfernt. Ehrfürchtig flüsternd bestaunen wir die grauen Kolosse - ohne trennenden Zaun stehen wir gerade mitten in ihrem Lebensrevier.

Buchbar ist die Camping-Safari unter anderem bei Meier's Weltreisen.
Simone Spohr