Tansania

Wie einst John Wayne

Imposant: Nilpferde im Wami-Fluss. Foto: jm

Auf einer Safari in Tansania abseits vom Massentourismus

"Hatari!" gehört zu den unvergessenen Afrika-Filmklassikern. Sean Mercer, gespielt von John Wayne, machte Jagd auf wilde Tiere, um sie an Zoos zu verkaufen. Das war neu damals. Zuvor wurden Tiere fast ausschließlich abgeschossen. Und so machten der Kinofilm in den 1960er Jahren eine neue Art der Safari populär: die Fotosafari. Seitdem reisen die meisten Touristen nicht mehr mit dem Gewehr, sondern mit dem Fotoapparat bewaffnet an.

"Hatari!" - daran knüpfen der Deutsche Jörg Gabriel und seine namibische Frau Marlies an. Die Pächter der Hatari Lodge, das ehemaligen Wohnhauses von Hardy Krüger, haben eine Route abseits vom Massentourismus entwickelt. "Wir machen eine Safari jenseits der Serengeti. Jenseits von Jeep-Konvois und 200-Gäste-Hotels mit Pool und Spa", sagt Gabriel. Gut 150.000 Leute besuchen heutzutage jährlich die Serengeti, fast 30.000 besteigen den Kilimandscharo. "Aber auf unseren Safaris begegnen die Gäste kaum einem anderen Touristen", wirbt Marlies.

Safari ist das Kisuaheli-Wort für Reise. Und früh morgens geht's los: mit Staubbrille à la John Wayne, dem offenen Jeep und heruntergeklappter Windschutzscheibe. Charles, der Guide und Fahrer, ist in der Gegend geboren und aufgewachsen. Sein Auge gleicht dem eines Adlers. Er sieht Tiere, die von den Gästen im Jeep selbst mit Fernglas nicht geortet werden. Und er stellt seinen Wagen selbstbewusst einem Elefantenbullen in den Weg. Er weiß, der Bulle stellt die Ohren drohend auf, um seinen sechs Tonnen Gewicht noch mehr Macht zu verleihen. Er weiß, er wird so einige Minuten verweilen - zur fast kindlichen Freude seiner unentwegt knipsenden Gäste. Charles kennt Jumbo: Der Dicke greift nicht an, sondern macht sich irgendwann trotzig vom Acker ...

Es sind betörende Landschaften, die wir erleben - ob im grünen Arusha-Nationalpark oder im noch jungen Mkomazi-Nationalpark, der südlichen Verlängerung des kenianischen Tsavo-Nationalparks, oder im Saadani-Nationalpark entlang des Wami-Flusses. Sie zeigen aber auch die Unterschiedlichkeit der Fauna. In einem Baumwipfel im Arusha-Park sonnt sich ein ebenso mächtiger wie seltener Silberwangenhornvogel, der fast so groß ist wie die umher tollenden Affen in den Nachbarbäumen.

Im Mkomazi-Park können sich die Safariteilnehmer über die wieder angesiedelten Nashörner freuen. Und aus nächster Nähe sehen sie Flusspferde im Wami. Hellwach lugen sie mit ihren winzigen Ohren aus dem braunen Wasser, während der Big Boss im Hintergrund sein Maul aufreißt, als ob er gleich "Hatari!" rufen möchte.
Jochen Müssig